Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. In der letzten Milchwoche für dieses Jahr – ein kleiner Rückblick über das turbulente „Milchjahr“ und ein kleiner Ausblick für den Anfang des nächsten Jahres.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Es wird weniger Milch geben
Langsam klettert die abgelieferte Milchmenge aus dem...
Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. In der letzten Milchwoche für dieses Jahr – ein kleiner Rückblick über das turbulente „Milchjahr“ und ein kleiner Ausblick für den Anfang des nächsten Jahres.
Die aktuellen Schlagzeilen:
Es wird weniger Milch geben
Langsam klettert die abgelieferte Milchmenge aus dem saisonalen Tief – in der 49. Kalenderwoche wird ein kleiner Anstieg von +0,3 % verzeichnet. Doch mit einer Differenz von -3,1 % liegt die Milchmenge deutlich unter dem Vorjahresniveau. Und das gilt nicht nur im Vergleich mit der Vorjahreswoche. Im Auswertungszeitraum von Januar bis Oktober 2021 lag die abgelieferte Milchmenge in Deutschland -1,7 % unterhalb des Vorjahreszeitraums. Experten sehen für das Jahr 2022 keinen starken Aufschwung der Milchmengen.
Milchaufkommen in den deutschen Molkereien
Bei der Differenzierung zwischen konventionell und biologisch erzeugter Milch zeigen sich gegensätzliche Entwicklungen:
- konventionelle Milch in Deutschland -2,0 %, besonders starker Rückgang in den neuen Bundesländern
- biologische Milch in Deutschland +2,8 %, einige Bundesländer mit starken Zuwächsen (Brandenburg/Berlin +12,5 %), jedoch auch starke Rückgänge (Sachsen und Sachsen-Anhalt -4,9 %)
Molkereien handelten Milch für über 50 Cent
Gute Nachfrage, geringe Mengen – die zwischen den milchverarbeitenden Unternehmen gehandelte Milch wurde zu Spotmilchpreisen von bis zu 55 Cent gehandelt. Zuletzt flachte die rasant gestiegene Kurve ab. Die Preise sind wieder etwas gefallen, liegen aber dennoch über der 50-Cent-Marke.
Die Verfügbarkeit der Milch spiegelt sich über die kurzfristigen Verträge am Spotmarkt schneller in den Preisen wider als in den Milcherzeugerpreisen.“
Prof. Dr. Thiele
„
Spotmilchpreise über 50 Cent, aber wenig Spielraum für Milchpreise?!“ – Holger Thiele von der FH Kiel erklärte uns in einem Interview, weshalb die Milcherzeugerpreise erst später nachziehen und warum es auch ein Vorteil sein kann, nicht an die volatilen Spotmilchpreise gebunden zu sein (
Zum Einfluss der Spotmilchpreise).
Erzeugerpreise im Höhenflug
Die Erzeugerpreise liegen zum Ende des Jahres bei und über 40 Cent für konventionelle Milch, und über 51 Cent für Biomilch. Ein Anstieg von Januar bis November 2021 von 5,6 % bei den Biomilchpreisen. Im Zeitraum von Januar bis Oktober 2021 stiegen die Milchpreise für konventionelle Milch sogar um 8,2 % an. Da die Preise im November und Dezember erneut gestiegen sind, wird der durchschnittliche Milchpreis im Jahr 2021 wohl über 10 % im Vergleich zum Vorjahr liegen.
Durch den hochpreisigen Start und zunächst anhaltend feste Produktmärkte spricht Vieles dafür, dass die Erzeuger 2022 nochmals ein höheres Milchgeld erzielen könnten als im Vorjahr.
Andreas Gorn, AMI Marktexperte Milch und Milchprodukte
Die Prognose für das erste Quartal im neuen Jahr: steigend! Doch
Produktionskosten und Inflation fressen den Milchpreis. Das gilt für biologisch, als auch konventionelle Milcherzeugung. Zusätzlich ist das Verhandlungsgeschick der Molkereien gefragt, höhere Preise beim LEH durchzusetzen. Denn dort lehnen vereinzelnd Unternehmen kategorisch die Preiserhöhung für den Konsumenten ab.
Die Entwicklung am Rohstoffmarkt: Knapp und fester!
Durch die geringe Menge am Markt sowie eine zeitgleich gute Nachfrage nach Milchprodukten sind die Rohstoffpreise im Jahr 2021 produktübergreifend deutlich angestiegen. Die Notierungen für Butter zogen in die Höhe. Die Preise für geformte Blockbutter stiegen im Jahresverlauf rasant um rund 63 % an. Ebenso wie die Preise für Magermilchpulver, welche im Jahresverlauf einen Anstieg von 43 % (Lebensmittel- und Futtermittelqualität) erlebten.
Gute Aussicht: Milchpreisindikator mit der „5“ vorne
An die Entwicklungen angelehnt stieg auch der ife-Rohstoffwert, welcher als guter Indikator für die Milcherzeugerpreisentwicklung gilt. Im November knackte der Wert erstmal die 50-Cent-Marke.
Entwicklung des Kieler Rohstoffwert Milch
Ein kleiner Ausblick:
Der Markt wird sich wohl zu Beginn des nächsten Jahres anhaltend fest entwickeln. Experten gehen nicht von einem Anstieg der Milchmengen aus und rechnen mit einem anhaltenden Trend der Milchanlieferungen. Die Rohstoffknappheit wird die Marktlage auf Spannung halten und für weiterhin feste Preise sorgen.
Auf Nachfrageseite ist im ersten Quartal nicht mit einem Rückgang zu rechnen. Jedoch könnten höhere Produktpreise und Inflation die Verbrauchernachfrage nach Milchprodukten dämpfen. Außerdem bleibt die mittelfristige Reaktion auf hohe Preise der Marktteilnehmer im In- und Ausland abzuwarten.
Für die Landwirte ist auf Basis der derzeitigen Entwicklung mit einem Anstieg der Erzeugerpreise zu rechnen. Im Bundesdurchschnitt sind Milchpreise über 40 Cent möglich.
Fazit: Auch wenn im Hinterkopf noch viele Unklarheiten sind, wie es im nächsten Jahr weiter gehen wird (Corona, politischer Rahmen, Tierwohlkennzeichnung, etc.) – mit den positiven Experteneinschätzungen und dem guten Milchpreisindikator lässt sich doch mit ordentlich Rückenwind ins neue „Milchjahr“ starten.
Quelle: u.a. AgE, ZMB, AMI, Süddeutsche Butter und Käsebörse e.V. Kempten, MIV, moproweb.de, Rabobank, ife, BLE
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