Molkereien kündigen für die kommenden Wochen stabile bis festere Milchpreise an. Die Situation am Milchmarkt bleibt durch Corona jedoch merklich angespannt.
Stabil-festere Milchpreisentwicklung, aber keine echte Erholung für die Milcherzeuger!
Die Corona-Krise hat im Bundesmittel laut den aktuellen Auswertungen der BLE 2,2 Cent pro kg Milch gekostet. Die Prognosen weisen darauf hin, dass der üblicherweise für die Milchpreisentwicklung positive Herbsteffekt (Tiefstand Milchanlieferung im November, Vorweihnachtsgeschäft) nicht genügen wird, um diesen Rückstand für den Jahresdurchschnitt noch auf holen zu können. Auch wenn die für September und Oktober von einigen Molkereien angekündigten Garantiepreise eine stabile bis positive Tendenz zeigen (siehe unten) und sich am Weltmarkt gerade ein etwas höheres Preisniveau durchsetzt (siehe „Durchschnittspreis für Milchprodukte am Weltmarkt steigt“).
Von einer durchgreifenden Erholung am Milchmarkt kann jedenfalls gerade nicht die Rede sein und damit auch nicht für die Milcherzeuger!
Ebenso deutet die Entwicklung des ife Rohstoffwert Milch auf mittelfristig bessere Milcherzeugerpreise hin (mehr dazu hier „Rohstoffwert im September bei 31,1 Cent“).
Der unberechenbare Corona-Effekt nimmt wieder an Fahrt auf
Die Milchpreise, die sich vor Beginn der Corona-Krise noch im Auftrieb befanden, werden im Jahresdurchschnitt 2020 voraussichtlich unter dem Vorjahresniveau (33,7 Cent) liegen. So schätzen es zu Ende September zumindest die Geschäftsführerin der ZMB Zentrale Milchmarkt Berichterstattung GmbH, Monika Wohlfarth, und Andreas Gorn, Marktexperte Milch und Milchprodukte bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) ein.
Allerdings wird unverändert von „Unwägbarkeiten“ gesprochen, die Entwicklung der Situation an den Märkten bleibt demnach schwer absehbar. Die gegenwärtig in vielen Ländern steigenden Corona-Infektionszahlen erhöhen die Gefahr einer zweiten Welle mit entsprechend schärferen Einschränkungen im öffentlichen Leben zum Winterhalbjahr. Das wiederum kann die Nachfrage nach Milchprodukten abschwächen, national wie international.
Mehr zum Ausblick auf das Winterhalbjahr am Milchmarkt, insbesondere mit Blick auf die globale Entwicklung (Milchmengen in wichtigen Milcherzeugerstaaten deutlich über Vorjahr, Nachfrage durch geschwächte Wirtschaft unsicher; aktuelle Quartalsprognose der Rabobank), lesen Sie im Beitrag „Wie entwickeln sich die Milchpreise?“.
FrieslandCampina: Positive Entwicklungen können die Negativ-Folgen nur teilweise ausgleichen
Viele Molkereien rechnen im Gleichklang mit der Einschätzung der Marktbeobachter ebenfalls mit einer weiteren Beeinträchtigung des Geschäftsergebnisses 2020 durch die Corona-Pandemie.
So etwa der CEO der niederländischen Genossenschaftsmolkerei FrieslandCampina, Hein Schumacher. Dem Geschäftsführer zufolge können die durchaus vorhandenen positiven Entwicklungen die Negativ-Folgen der Krise nur teilweise ausgleichen. Er schätzt, dass eine zweite Corona-Welle, die sich jetzt in mehreren Ländern abzeichnet, das Geschäft mit der Gastronomie sowie den Export von Milchprodukten in Drittländer erneut negativ beeinflusst.
Negativ: Im Fall von FrieslandCampina habe die Entwicklung der Pandemie bislang zu schwierigen Marktbedingungen geführt, insbesondere für ihre Business Group „Dairy Essentials“. Diese verarbeite einen beträchtlichen Teil der von den FC-Genossenschaftlern angelieferten Milch und vermarkte darüber hinaus Milchpulver, Butter und verpackten Käse. International sei das Exportgeschäft von Säuglingsnahrung nach Hongkong belastet und die Ergebnisse der Betriebsgesellschaft FrieslandCampina WAMCO in Nigeria seien noch ungewiss.
Positiv: Gut entwickelt hätten sich dagegen, bedingt durch die Pandemie, beispielsweise die Marken im Lebensmitteleinzelhandel. Außerdem seien in vielen wichtigen Verbrauchermärkten Marktanteile gewonnen worden, unter anderem in den Niederlanden und Deutschland, aber auch in China, Indonesien, Pakistan und Nigeria.
Stabile bis steigende Milcherzeugerpreise in September und Oktober 2020
Für Oktober 2020 hat FrieslandCampina den Garantiepreis gegenüber dem Vormonat um 0,5 € pro 100 kg Standardmilch* angehoben, auf 34,25 € pro 100 kg Standardmilch (4,42% Fett, 3,56 % Eiweiß, Jahresanlieferung 850.000 kg, exkl. MwSt). Dabei beinhalte der Aufschlag eine Nachzahlung für September, das hier die Auszahlungsbasis der Referenzmolkereien unterschätzt worden war.
Arla hat für September 2020 einen stabilen Milchauszahlungspreis garantiert und für Oktober einen Aufschlag von 0,5 €.
Das Deutsche Milchkontor (DMK) hatte angekündigt, im September einen zu August unveränderten Basismilchpreis zu zahlen.
Quellen: BLE, ZMB, AMI, FrieslandCampina, zuviel.nl, Süddeutsche Butter- und Käsebörse