Molkerei

BMI: Trotz Umsatzrekord wandert die Milch ab

Die Bayerische Milchindustrie (BMI) meldet für 2019 einen Umsatzrekord. Dennoch sind 15 % der Milchmengen in Kündigung. Die enormen Investitionen in ein neues Käsewerk und die Corona-Pandemie könnten das Unternehmen sogar ins Wanken bringen.

Die Bayerische Milchindustrie BMI meldet für 2019 einen Umsatzanstieg von 9,2% oder 55 Mio. Euro auf 653 Mio. Euro. „Wir konnten in allen unseren drei Sparten – Ingredients, Frischprodukte und Käse – wichtige Impulse im Markt setzen und unsere ohnehin schon hohe Biokompetenz weiter stärken“, erklärte Dr. Thomas Obersojer, Vorstandsvorsitzender der BMI, diese Woche auf einer Online-Pressekonferenz.
Wichtigster Wachstumstreiber war im abgelaufenen Geschäftsjahr 2019 die Sparte Ingredients mit einem Plus von 24,7 %. Insbesondere der Verkauf von Bio-Laktose und Bio-Molkenderivaten an Hersteller von Babynahrung florierte. Trotzdem verblieb unter dem Strich nur ein kleiner Jahresüberschuss in Höhe von 0,2 Mio. Euro.
Trotz der offensichtlich guten Umsätze gelang es dem Molkereiunternehmen auch nicht einen – aus Sicht der Milcherzeuger – zufriedenen Milchpreis auszuzahlen. Die Lieferanten mussten mit einem Milchpreis leben, der gravierend niedriger war als der von Nachbarmolkereien. Im Jahresdurchschnitt 2019 zahlte BMI 34,87 ct/kg Milch (netto) über alle Sorten aus, knapp zwei Cent unter dem Durchschnitt Nordbayerns. Das hat unter den Lieferanten zu einem massiven Vertrauensverlust geführt, etliche Milcherzeuger haben deshalb auch mittlerweile ihre Milchmengen gekündigt. Aktuell sind 140 Mio. kg Milch (15 % der gesamten Anlieferung) in Kündigung (Im Mai 2020 zahlte die BMI 28,56 Cent aus (Grundpreis bei 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß, ohne Mwst. und ohne Zu- und Abschläge).

Deutlicher Preisrückgang hat interne Gründe

Für die starke Rücknahme des Milchpreises (minus 3 ct /kg) in der zweiten Jahreshälfte 2019 führt die Molkerei mehrere Ursachen an:
  • Infolge des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest in Asien gab es einen Nachfrageeinbruch bei Molkenpulver, was zu einem massiven Preisrückgang führte.
  • Der Brexit drückte die europäischen Cheddarpreise auf ein historisch niedriges Niveau.
  • Das starke Wachstum der Bio-Ingredients legte im vergangenen Herbst eine Pause ein.
  • Die verzögerte Inbetriebnahme der Hartkäserei und des Hochregallagers in Jessen (Sachsen-Anhalt) hatte beträchtliche Mehrkosten verursacht.

Demnächst Tierschutzmilch Premiumstufe

In Landshut hofft man, im laufenden Geschäftsjahr 2020 wieder mit dem Milchpreis der Mitbewerber mithalten zu können und so wenigstens einen Teil der Kündiger zurück zu gewinnen. Einfach wird das nicht, denn die BMI ist von den Folgen der Pandemie sehr hart getroffen worden. Zwischenzeitlich kam ein Großteil des Absatzes von Frischeprodukten und Käse fast völlig zum Erliegen, mehrere Werke hatten kaum noch Aufträge. Das Produktportfolio der Molkerei ist stark auf den Außer-Haus-Konsum ausgerichtet. Die Hoffnung der Unternehmensführung liegt jetzt auf der Öffnung der Gastronomie und dem Erstarken des Tourismus in Südeuropa (Exportanteil liegt bei 48 %).

Noch fehlen 20 % beim Umsatz

Noch überlagert die Corona-Krise die Erfolge des laufenden Performance-Programms komplett, das von der Geschäftsführung im September 2019 zur Verschlankung von Prozessen ins Leben gerufen wurde. Im ersten Halbjahr fehlen der Molkerei, Corona bedingt, rund 20 % des Umsatzes. Getreu dem neuen Motto des Unternehmens „Mit frischer Energie Veränderung gestalten“ setzt die im August 2019 neu eingesetzte Geschäftsführung auf die Verbesserung der Liquidität durch verbesserte Einkaufskonditionen. Auch sei man am Standort Jessen dem Ziel, diesen zu einem führenden Käsestandort zu machen, einen deutlichen Schritt näher gekommen. Mittlerweile sind bei der Käseproduktion die Abläufe stabil, die angestrebte Auslastung von 85 % Auslastung ist erreicht.
Auch will die BMI als eine der ersten Molkereien überhaupt eine Frischmilch auf den Markt bringen, die das Tierschutzlabel ** (Premiumstufe) trägt und damit den sehr hohen Anforderungen des Deutschen Tierschutzbundes entspricht.

BMI in Zahlen

Die BMI mit Hauptsitz in Landshut hat als Zentralgenossenschaft 29 Milchliefergenossenschaften, Molkereien und finanzierende Mitglieder. 2019 erfasste die BMI von den eigenen Liefergruppierungen 793 Mio. kg Rohmilch. Inklusive Zukauf wurden 895,8 Mio. kg Rohmilch und 2,1 Mrd. kg Molkenrohstoffe in den BMI-Werken angenommen.
- Rohmilchanlieferung:  895,8 Mio. kg (dav. 78,0 Mio. kg Bio) von 1.150 Milcherzeugern
- Zukauf Rohmilch: 102,9 Mio. kg (dav. 11,1 Bio Mio. kg)
- Zukauf Molkenrohstoffe: 2,1 Mrd. kg
- Milchliefergruppen: 10
- Milch- und Molkelieferanten: 10
- Seit Januar 2020 zu 100 % auf „Ohne Gentechnik“.
- 91,5 % der Kühe stehen in Laufställen
- Mitarbeiter: 1.139
- Umsatz: 653,1 Mio. €
- Jahresüberschuss: 151.936 €