Am letzten November-Tag 2021 hat die Noch-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Beschluss zur Änderung der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) offiziell verkündet. Die beschlossenen Änderungen wurden im Bundesgesetzblatt (
Jahrgang 2021, Nr. 80, 30.11.2021) veröffentlicht.
Teil der Änderung sind neben der Erhöhung des Mindesttransportalters für Kälber von 14 auf 28 Lebenstage (§ 10, Absatz 4) auch strengere Bedingungen für den Tiertransport bei einer...
Am letzten November-Tag 2021 hat die Noch-Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Beschluss zur Änderung der Tierschutztransportverordnung (TierSchTrV) offiziell verkündet. Die beschlossenen Änderungen wurden im Bundesgesetzblatt (
Jahrgang 2021, Nr. 80, 30.11.2021) veröffentlicht.
Teil der Änderung sind neben der Erhöhung des Mindesttransportalters für Kälber von 14 auf 28 Lebenstage (§ 10, Absatz 4) auch strengere Bedingungen für den Tiertransport bei einer Außentemperatur über 30 °C (§ 10, Absatz 1; siehe
Änderung der Tiertransportdauer bei über 30°C).
Nach Angaben einer Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) treten die Änderungen der Verordnung am Anfang des kommenden Jahres, am 01.01.2022, in Kraft.
- In puncto Kälbertransportalter wird eine Übergangsfrist von 12 Monaten gewährt – sprich, ab dem 01.01.2023 dürfen Kälber innerhalb Deutschlands nur noch ab dem 28. Lebenstag überbetrieblich transportiert werden.
- Die Details zur Änderung des Transportalters lesen Sie hier: Kälbertransport künftig erst ab 28 Tagen
Die 28-Tage-Regelung hat Konsequenzen
Mit dem Heraufsetzen des Mindesttransportalters werden sehr viele Milcherzeuger ihre Haltungs- und Versorgungskapazitäten bei den Tränkekälbern verdoppeln müssen. Das verlangt nun ein zügiges Handeln, denn 12 Monate sind eine kurze Zeit für die notwendigen Schritte:
- Obergrenzen Tierbestand: Zunächst sollten Milcherzeuger klären, ob sie ihre Verkaufskälber zwei Wochen länger halten können ohne die zugelassenen Obergrenzen nach BImSchG zu übertreten. Das Halten aller Kälber bis über den 28. Lebenstag kann dazu führen, dass im Gesamtbestand abgestockt werden muss (1 Kalb bis 1 Jahr = 0,3 GV).
- Stallplätze schaffen: Auch wenn Milchkuhhalter dies mit Einzeliglus umsetzen möchten, muss oft eine AwSV-konforme Betonplatte gegossen und ein Witterungsschutz errichtet werden. Dafür sind Baugenehmigungen erforderlich. Bis zur Erteilung einer Genehmigung kann es je nach Bundesland durchaus 18 bis 24 Monate dauern! Plus Bauphase wird die Übergangsfrist von 12 Monaten also sehr eng!
- Größeres Maß bei Einzelboxen erforderlich: Zu beachten ist, dass Kälber in der Einzelhaltung im Alter über zwei bis max. acht Wochen nach der TierschutzNutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV, Abschnitt 2 Anforderungen an das Halten von Kälbern) mehr Platz benötigen: Die Boxeninnenlänge muss bei außen angebrachtem Trog mindestens 160 cm und die Boxenbreite innen 100 cm betragen. Die Innenraumhöhe sollte deutlich über einem Meter liegen.
Neue Strategien in Anpaarung, Aufzucht und Vermarktung sind gefragt!
Mit der längeren Haltung und Versorgung der Kälber im Betrieb steigen die Aufzuchtskosten, die über den Kälbererlös mindestens gedeckt werden müssen. Bei einer angemessenen, intensiven Versorgung der Kälber liegen die Aufzuchtskosten aktuell bei mindestens 5,00 € pro Kalb und Tag, oft sind sie höher.
Damit diese Kosten gedeckt werden können, sind oftmals neue Strategien in der Aufzucht und Vermarktung der Kälber erforderlich – darauf weisen die Abnehmer (Mäster, Aufzüchter, Händler) gleichermaßen hin. Milcherzeuger sollten daher jetzt zeitnah das Gespräch mit den Abnehmern ihrer Kälber suchen.
Entsprechend der Anforderungen auf der Abnehmerseite kann es sich betriebsindividuell als sinnvoll erweisen, nicht nur die Aufzucht (Tränke, Fütterung) umzustellen, sondern auch die Anpaarung (mehr Fleischrassebesamungen, längere Zwischenkalbezeiten). Auch das bedarf naturgemäß Vorlauf!
Mehr Informationen zum Umdenken in der Anpaarung
- Praxistipps für den Weg zu längeren Laktationen – Ein Einblick in häufig gestellte Fragen und entsprechende Antworten von Tierarzt André Hüting und Herdenmanager Mathis Benning (Betrieb Markus Hübers, LIMA Holstein KG).
- In Zukunft mit weniger Kälbern – Der Umgang mit Kälbern gerät zunehmend in die Kritik. Wie lässt sich die gesellschaftliche Akzeptanz verbessern?
- Persistenz und Peakleistung – Mehr Milch und weniger Kälber durch verlängerte Laktationen! Milcherzeuger Herbert Te Selle zeigt, dass das auch ohne flache Laktationskurven funktioniert.
- Beef on Dairy – Immer mehr Milchkühe werden mit Fleischrassen besamt, da sich die Kreuzungskälber besser vermarkten lassen. Doch ein Selbstläufer ist diese Strategie nicht! Tipps für Milchkuhhalter. No
Quellen: BMEL sowie u.a. Bernd Lührmann, Bert Eggens, Paul Berghuis