Milchmarkt 

32,5 Cent – trotz Corona und Brexit

Der Milchindustrie-Verband (MIV) rechnet für 2020 mit einem Auszahlungspreis von 32,5 Cent. In welche Richtung sich die Milchpreise entwickeln werden, ist unklar.

Bislang zeigte sich der Markt für Milch und Milchprodukte zeigte sich trotz der Corona-Pandemie recht stabil, so MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser anlässlich der Jahrestagung des Milchindustrie-Verbands. Die Auswirkungen der Pandemie waren wesentlich weniger gravierend als anfänglich erwartet. Die Preise erholten sich rasch, es mussten keine Lagerbestände aufgebaut werden.
Zwar hat durch den vorübergehenden Wegfall der Belieferung an Hotels, Gaststätten und Gemeinschaftsverpflegung der Bedarf der deutschen Haushalte an Milchprodukten deutlich zugelegt – die Nachfrage nach Milchprodukten im Einzelhandel sowohl in Deutschland als auch in der gesamten EU ist auf ein Rekordniveau gestiegen – im Gegenzug haben allerdings spezialisierte Liefermolkereien für den Großverbraucherbereich massiv gelitten.
Die insgesamt schwächere Marktsituation im 1. Halbjahr 2020 führte denn auch zeitverzögert zu leicht niedrigeren Auszahlungsleistungen der deutschen Molkereien an ihre Milcherzeuger, allerdings gibt es regional eine starke Unterschiede. Den durchschnittlichen Milchpreis 2020 beziffert Heuser bundesweit etwa 32,5 Cent netto je Kilogramm Rohmilch bei einem Fettgehalt von 4,0 Prozent und 3,4 Prozent Eiweiß.

Milchanlieferung über Vorjahr

Die Milchanlieferung in Deutschland liegt im Herbst 2020 witterungsbedingt in Summe etwas über dem Vorjahreszeitraum. Auch in den anderen wichtigen globalen Milchregionen ist das Milchaufkommen aktuell steigend, die Zunahmen sind stärker als erwartet.
Ob sich das zunehmende Rohstoffangebot in den kommenden Monaten auf die Milchpreise auswirkt, ist noch ungewiss. Für eine weitere Erholung sieht man beim MIV derzeit kaum Potenzial. Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Nachfrage nach Milchprodukten aus Schwellenländern sind aus Sicht des MIV noch nicht zu beurteilen. Bisher werden zwar steigende Exporte verbucht, aber die nun eingetretene größte Rezession produziert große Unsicherheiten. Bislang nehmen die Exporte aus Deutschland und der EU noch zu, allerdings ist weltweit mit der größten Rezession seit dem 2. Weltkrieg zu rechnen.
Noch werden allerdings in der EU ebenso wie in den USA und weiteren Ländern wie Brasilien aktuell die Märkte durch sehr hohe staatliche Ausgaben massiv gestützt. Diese Summen sorgen für eine hohe Kaufkraft in den Märkten und stabilisieren nicht zuletzt auch die Milchpreise.

Brexit kostet Milchgeld

Preisdämpfend könnte sich der Brexit auswirken, denn ein harter Brexit könnte den Käseabsatz in wichtigem Exportmarkt UK deutlich bremsen. UK importiert mehr Käse als es selber produziert. Auch Deutschland wäre von einem harten Brexit betroffen. Nicht zuletzt wirkt sich auch die Afrikanische Schweinepest (ASP) mittelbar auf die Milchmärkte aus. Der Abfluss der Sauermolke ist hier bereits deutlich ins Stocken geraten.
Für eine höhere Volatilität an den Märkten sprechen u.a. auch die internationalen Handelskonflikte, drohende US-Sonderzölle und das russische Importverbot.
Kostentreibend auf Molkereiseite (und damit letztlich preisdämpfend) dürfte sich zudem die zunehmende Regelungswut in Brüssel auswirken (Farm to Fork-Stratgie) und die Zunahme des „Fairen Handels“.  Positiv zu vermerken ist, dass China in diesem Jahr wieder mehr Milchprodukte importieren dürfte als noch in den beiden vergangenen Jahren. Zumindest dies verschafft etwas Luft an den Märkten.


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