Obwohl der Selbstversorgungsgrad mit Rindfleisch in Deutschland bereits seit geraumer Zeit unter 100 % liegt, die Nachfrage nach Rindfleisch steigt sind die Erlöse für reinrassige Nutzkälber von Milchrassen unbefriedigend. Für Holstein- oder Jersey Kuhkälber oder Bullenkälber aus Zwillingsgeburten findet sich manchmal überhaupt kein Markt.
Bei Aufzuchtkosten von rund 4,25 € je Tag müsste ein Kalb nach 14 Tagen mindestens 60 € erlösen. Doch von solchen Preise können viele...
Obwohl der Selbstversorgungsgrad mit Rindfleisch in Deutschland bereits seit geraumer Zeit unter 100 % liegt, die Nachfrage nach Rindfleisch steigt sind die Erlöse für reinrassige Nutzkälber von Milchrassen unbefriedigend. Für Holstein- oder Jersey Kuhkälber oder Bullenkälber aus Zwillingsgeburten findet sich manchmal überhaupt kein Markt.
Bei Aufzuchtkosten von rund 4,25 € je Tag müsste ein Kalb nach 14 Tagen mindestens 60 € erlösen. Doch von solchen Preise können viele Milcherzeuger nur träumen. So lag laut einer Auswertung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (letzte fünf Quartale) nur der Erlös für ein Bullenkalb der Rasse Deutsche Holstein erster Qualität (BK DH 1) bei durchschnittlich 60 € je Tier. Weniger gute Qualitäten wurden für die Hälfte gehandelt. Weibliche Kuhkälber haben im Durchschnitt gerade mal 10 € erlöst.
Um die Verluste in Jersey- und Holstein-Herden zu minimieren, bietet sich die Besamung eines Teils der Kühe mit Fleischbullen an („Beef on Dairy“), denn aus Einfachgebrauchskreuzungen mit Fleischrassebullen lassen sich deutlich höhere Preise für Nutzkälber erzielen. Diese lagen in dem Auswertungszeitraum für männliche Mastkreuzungen erster Qualität (BK Mast 1), über 55 kg Lebendgewicht, im Durchschnitt bei 141 € und damit mehr als doppelt so hoch wie für Holsteinbullenkälber gleicher Qualität. Bei den Kuhkälbern lagen die Preise für Weißblaue Belgier-Kreuzungen mit durchschnittlich 92 € je Tier noch deutlich über den Preisen für Holsteinbullenkälber erster Qualität.
Deutliche höhere Verkaufserlöse Gebrauchskreuzungen ( HF x WBB)
Wenn die Tiere gut entwickelt sind – die Empfehlung für die Absetzerauktion lautet 90 kg Lebendgewicht – dann sind für Holstein x Weiß-Blaue Belgier sogar Preise zwischen 400 € bis 550 € für männliche und 150 € bis 300 € für weibliche Absetzer möglich.
Bessere Preise nur bei erstklassiger Aufzucht!
Bessere Preise für die Gebrauchskreuzungskälber können Milcherzeuger allerdings nur erzielen, wenn diese Kälber von sehr guter Qualität sind: Je besser ein Kalb in Kondition und Gesundheit dasteht, desto höher ist sein Leistungspotenzial und damit sein Wert. Die Fleischleistung ist genetisch beeinflusst, aber auch Mäster wissen eine gute Kolostrumversorgung und intensive Milchtränke auf den Herkunftsbetrieben der Kälber wegen der positiven Effekte auf die Leistungsfähigkeit der Tiere zu schätzen!
Eine entscheidende Bedeutung bei der Preisfindung spielt die Vaterrasse. Kälber, die von Fleischrassebullen mit geringeren Mast- und Schlachtleistungseigenschaften abstammen, werden in der Regel etwas schlechter bezahlt als solche von intensiven Fleischrassen.
Die richtige Vaterrasse auswählen
Um Schwergeburten inklusive Folgen für die Kuh bei der Gebrauchskreuzung zu vermeiden, sollten ausschließlich nachkommengeprüfte Bullen eingesetzt werden, die auf einen leichten oder mindestens normalen Geburtsverlauf getestet sind (Kalbeverlauf direkt). Üblicherweise wird bei Fleischrassen auch das Geburtsgewicht (GGE) ausgewiesen, welches beim Einsatz auf Milchrassen niedrig sein sollte.
Grundsätzlich ist der Kalbeverlauf bei Limousin oder Angus aufgrund der geringeren Fleischleistung leichter als bei Weiß Blauen Belgiern (WBB). Dennoch bleibt immer ein Restrisiko. Eine pauschale Empfehlung zum Einsatz von Fleischrassen auf Milchrassen zu liefern, ist daher schwierig. Wenn der Betrieb wenig Probleme mit dem Fütterungs- und Geburtsmanagement, schweren Kalbungen, Totgeburten oder Nachgeburtsverhaltungen hat, sollten vor allem aufgrund der höheren Verkaufserlöse nachkommengeprüfte WBB eingesetzt werden, so die Empfehlung mehrerer Zuchtberater gegenüber Elite. Wer keine guten Erfahrungen damit hat, sollte mit Limousin oder Angus arbeiten.
Wichtig: Eine falsche Bullenauswahl, die Probleme bei der Abkalbung auslöst, rechnet sich niemals. Denn die durch eine geringere Milchleistung der Kühe und erhöhte Abgangsraten hervorgerufene wirtschaftliche Einbußen lassen sich bei Weitem nicht durch die höheren Erlöse für die Kreuzungskälber ausgleichen.
Immer mehr Milchkühe werden mit Fleischrassen besamt, da sich die Kreuzungskälber besser vermarkten lassen. Doch ein Selbstläufer ist diese Strategie nicht! Tipps für Milchkuhhalter.