Mit Markerimpfstoffen erfolgreich im Kampf gegen Tierseuchen

Impfungen sind aus einer modernen Tierseuchenbekämpfung nicht mehr wegzudenken. Es wird unter konventionellen und Markerimpfstoff-Strategien unterschieden. Wie, erfahren Sie hier.

Die Impfung als eine der wirksamsten vorbeugenden Maßnahmen zum Schutz vor Infektionskrankheiten bei Mensch und Tier blickt auf eine lange Erfolgsgeschichte zurück. Zurzeit sind allein in Deutschland mehr als 500 bzw. 450 verschiedene Impfstoffe für den human- und veterinärmedizinischen Bereich zugelassen. So steht eine Vielzahl von abgeschwächten Lebend- oder inaktivierten Impfstoffen gegen virale und bakterielle Erreger  zur Verfügung, welche teilweise eine lang anhaltende Immunität gegen die entsprechenden Infektionskrankheiten bewirken. 

Konventionelle Impfstrategien haben viele Nachteile

Konventionelle Strategien der Tierseuchenbekämpfung setzten auf die Eliminierung des betreffenden Erregers (Eradikation) durch die Entfernung infizierter Tiere aus dem Bestand oder durch flächendeckende Impfung. Hohe Immunisierungsraten innerhalb der Population verhindern klinische Erkrankungen und reduzieren durch einen gesenkten Infektionsdruck die Erregerausbreitung. Meistens werden spezifische Antikörper nachgewiesen, um infizierte Tiere zu erkennen und den Impferfolg zu kontrollieren. Ein wesentlicher Nachteil konventioneller Impfstoffe ist hierbei, dass nicht zwischen Antikörpern, die durch die Impfung hervorgerufen werden, und solchen, die nach einer Infektion gebildet werden, unterschieden werden kann. In beiden Fällen sieht die Immunantwort gleich aus. Daraus resultieren:

  • kostenaufwendige Eradikationsprogramme,
  • Schwierigkeiten den erregerfreien Status eines Tierbestandes festzustellen,
  • Rückschläge bei der Bekämpfung entsprechender Infektionskrankheiten und
  • Beschränkungen im Tierhandel.

  • kostenaufwendige Eradikationsprogramme,
  • Schwierigkeiten den erregerfreien Status eines Tierbestandes festzustellen,
  • Rückschläge bei der Bekämpfung entsprechender Infektionskrankheiten und
  • Beschränkungen im Tierhandel.

Da ein konventionell geimpftes Tier in Antikörpertests als infiziert erscheint, sind Impfungen gegen bestimmte Krankheiten in vielen Ländern verboten. Die so geimpften Tiere oder deren Fleisch dürfen nicht importiert werden. Darüber hinaus darf das Sperma eines geimpften Tieres nicht für die künstliche Besamung verwendet werden.

Das erfolgreiche Prinzip der Markerimpfstoffe

Eine kostengünstigere Bekämpfung einer Tierseuche ist dagegen möglich, wenn sich die Antikörper geimpfter Tiere von den der infizierten zuverlässig voneinander unterscheiden lassen. Mitte der 80er Jahre wurden deshalb die Markerimpfstoffe entwickelt. Darunter versteht man genetisch veränderte Impfvirusstämme, denen je nach Art der Markierung entweder ein Antikörper-induzierendes Portein fehlt (Negativmarker) oder die ein zusätzliches Protein bilden (Positivmarker). Das Protein ist je nachdem im natürlichen Feldvirus stabil vorhanden bzw. kommt gar nicht vor. Die Mehrzahl der momentan verfügbaren Markerimpfstoffe trägt einen Negativmarker. Bei Lebendimpfstoffen werden dabei nicht-essentielle Proteine, also für die Virusvermehrung nicht erforderliche Proteine, modifiziert oder entfernt. Dieses Vorgehen ermöglicht eine einfache Unterscheidung zwischen impfstoffvermittelter und feldvirusbedingter Antikörperantwort. Markerimpfstoffe werden auch als „DIVA-Vakzinen“ bezeichnet.

Erfolg am Beispiel Bovine Herpesvirus Typ 1

Das Bovine Herpesvirus vom Typ 1 war vor 15 Jahren in Deutschland noch sehr weit verbreitet. Dies schränkte nicht nur den Handel mit Rindern ein, sondern führte auch zu klinisch sichtbaren Erkrankungen. Mitte der 90er wurde der erste gE-modifizierte BHV-1 Markerimpfstoff in Deutschland zugelassen und seither in großem Maßstab eingesetzt. Insbesondere in Bundesländern mit einer sehr hohen Ausgangsverseuchung von mehr als 50 Prozent BHV-1-infizierten Rindern wurden verpflichtende Impfprogramme umgesetzt und durch eine jährliche Testung im gE-Antikkörper-Marker-ELISA ergänzt. Die Wirksamkeit konnte besonders eindrucksvoll in den neuen Bundesländern belegt werden. So waren vor 1997 in Brandenburg oder Sachsen-Anhalt nahezu die Hälfte aller Rinder mit BHV-1 infiziert. 15 Jahre später hat der gezielte Einsatz der BHV-1-Markerimpfung zu mehr als 95 % erregerfreien Rindern geführt. In Regionen mit geringer Ausgangsdurchseuchung wie beispielsweise Bayern kam die Markerimpfung nur in stark durchseuchten Einzelbetrieben zur Anwendung.
 
Quelle: Thomas Müller, Thomas C. Mettenleiter, Martin Beer, Sandra Blome, Elke Reinking (Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit)