Kühe halten beim Weiden immer gleichen Kurs

Erstaunlich: Kühe verfügen über einen inneren Kompass. Das Magnetfeld der Erde scheint Kühe und andere Wiederkäuer beim Grasen zu beeinflussen. Sie stehen immer in Nord-Süd-Richtung.

Kühe stehen niemals orientierungslos auf der Weide herum, die Tiere haben nach Erkenntnissen deutscher Wissenschaftler eine Art inneren Kompass. Dieser bringt sie dazu, bevorzugt in Nord-Süd-Richtung zu grasen oder sich niederzulegen. Dies fanden unlängst Hynek Burda und Sabine Begall, Zoologen von der Universität Duisburg-Essen heraus. Milchkühe grasen demnach immer in Nord-Süd-Richtung! Die Forscher nutzten die gute Auflösung von Google Earth, um die Ausrichtung von mehr als 8.500 Kühen auf 308 Weiden aus nahezu allen Kontinenten per Satellitenbild zu studieren. Das erstaunliche Ergebnis: Rund um den Globus richten Kühe ihre Körperachse zum Grasen oder Ruhen in Nord-Süd-Richtung aus.
Inspiriert von dieser Erkenntnis untersuchten tschechische Forscher der Agraruniversität in Prag und des Nationalparks Böhmerwald die Körperachsenausrichtung von Reh- und Rotwild. Sie beobachteten die Tiere direkt oder vermaßen die im Schnee hinterlassenen Körperabdrücke. Laut dieser Studie schienen auch Rehe und Hirsche eine nordsüdliche Richtung zu bevorzugen. Sonne und Wind konnten als mögliche Faktoren ausgeschlossen werden.
Das deutsch-tschechische Forscherteam kommt daher zu dem Schluss, dass das Magnetfeld der Erde einen Einfluss auf die Richtungspräferenz der Wiederkäuer habe. Die Satellitenbilder zeigten auch, dass magnetisch Nord deutlich besser die Richtungspräferenz erklärte als geographisch Nord, womit die Annahme gestärkt wurde, dass das Magnetfeld eine wichtige Rolle spielt.
Wozu die Tiere diesen „sechsten Sinn“ im Laufe der Evolution entwickelten, soll in weiteren Forschungsprojekten untersucht werden. Eines ist jedoch klar: Jäger und Bauern scheinen dieses Phänomen über Jahrtausende hinweg nie bemerkt zu haben – oder sie vergaßen, die Fachwelt darüber zu informieren.