Höhere Zellzahl durch geringe Schieberfrequenz

Eine schlechte Stallhygiene führt unmittelbar zu einem Anstieg der somatischen Zellzahl und einem erhöhten Risiko für subklinische Mastitiden. Eine hohe Räumfrequenz der Stallgänge kann helfen, die Sauberkeit der Kühe zu verbessern.

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass eine schlechte Hygiene unmittelbar mit einer höheren somatischen Zellzahl und einem erhöhten Risiko für subklinische Mastitiden zusammenhängt. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Assoziation zwischen dem Steh- und Liegeverhalten von Milchkühen, der Stallhygiene, der Sauberkeit der Kühe und der Entwicklung einer erhöhten somatischen Zellzahl zu untersuchen. Es wurde angenommen, dass Kühe mit langen Stehzeiten ein höheres Risiko haben, vor dem hinlegen schmutzig zu werden, insbesondere wenn die Gänge selten gereinigt werden.
Auf einer kanadischen Milchfarm wurden laktierende Holsteinkühe in zwei Gruppen mit je 61 Tieren eingeteilt und über einen Zeitraum von vier Monaten beobachtet. Vollständige Daten über den gesamten Untersuchungszeitraum konnten für 37 und 32 Kühe erhoben werden. Die Tiere waren in einem Liegeboxenlaufstall mit Sandeinstreu und planbefestigten Gängen untergebracht und wurden von einem automatischen Melksystem gemolken. Die Stallgänge wurden mit Hilfe eines Gülleschiebers gereinigt. In vier aufeinander folgenden Perioden von jeweils 28 Tagen wurde der Schieber so eingestellt, dass er drei-, sechs-, zwölf- oder 24-mal am Tag zum Einsatz kam. In den letzten sieben Tagen einer jeden Periode wurde die Sauberkeit der Kühe anhand einer Skala von 1, sehr sauber, bis 4, stark verschmutzt bewertet. Außerdem wurde das Liege- und Stehverhalten der Tiere sowie die Hygiene der Liegeboxen erfasst.

Geringere Räumfrequenz führt zu höheren Verschmutzungen

Anschließend wurde die somatische Zellzahl einer jeden Kuh zum Beginn und am Ende einer jeden Periode miteinander verglichen. Als Erhöhung der Zellzahl wurde dabei ein Anstieg von unter 100.000 Zellen/ml zu Beginn der Periode auf über 200.000 Zellen/ml am Ende der Periode gewertet. Eine Erhöhung der Zellzahl wurde dabei als Indikator für das Vorliegen einer subklinischen Mastitis verwendet. Folgende Ergebnisse brachte diese Studie hervor:
  • Wie zu erwarten war, konnten bei einer geringeren Räumfrequenz der Stallgänge höhere Verschmutzungen an Euter, Flanken und den distalen und proximalen Gliedmaßen festgestellt werden.
  • Des Weitern waren, entgegen der angenommenen Hypothese, längere Liegezeiten verbunden mit einer stärkeren Verschmutzung des Euters, der proximalen Gliedmaßen und der Flanken. Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen der Sauberkeit der Liegeboxen und der Euterhygiene beobachtet.
  • Eine verlängerte Stehdauer vor dem Melken war mit einer verschlechterten Euterhygiene verbunden.
  • Eine verringerte Frequenz von Liegeperioden zeigte eine Assoziation zu einer vermehrten Verschmutzung der distalen Gliedmaßen.
  • Bei Mehrkalbskühe konnte eine stärkere Verschmutzung an Euter, proximalen Gliedmaßen und Flanken beobachtet werden.

  • Wie zu erwarten war, konnten bei einer geringeren Räumfrequenz der Stallgänge höhere Verschmutzungen an Euter, Flanken und den distalen und proximalen Gliedmaßen festgestellt werden.
  • Des Weitern waren, entgegen der angenommenen Hypothese, längere Liegezeiten verbunden mit einer stärkeren Verschmutzung des Euters, der proximalen Gliedmaßen und der Flanken. Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen der Sauberkeit der Liegeboxen und der Euterhygiene beobachtet.
  • Eine verlängerte Stehdauer vor dem Melken war mit einer verschlechterten Euterhygiene verbunden.
  • Eine verringerte Frequenz von Liegeperioden zeigte eine Assoziation zu einer vermehrten Verschmutzung der distalen Gliedmaßen.
  • Bei Mehrkalbskühe konnte eine stärkere Verschmutzung an Euter, proximalen Gliedmaßen und Flanken beobachtet werden.

Mehr Zellen bei geringerer Milchleistung

Innerhalb des Studienzeitraumes traten 24 neue Fälle von erhöhter somatischer Zellzahl auf. Zwischen der Erhöhung der Zellzahl und der Stehzeit nach dem Melken, der Sauberkeit der Stallgänge, der Sauberkeit der Kuh und ihrem Liegeverhalten konnte jedoch keine Assoziation festgestellt werden. Kühe mit einer geringeren Milchleistung und Mehrkalbskühe hatten ein höheres Risiko, eine erhöhte Zellzahl zu entwickeln.
Die in der vorliegenden Studie untersuchten Kühe waren, verglichen mit Tieren aus anderen Studien unter ähnlichen Bedingungen, insgesamt stärker verschmutzt. So wiesen 71,4 % der Kühe an den proximalen Gliedmaßen und Flanken, 99,7 % an den distalen Gliedmaßen und 64,5 % am Euter einen der beiden höchsten Verschmutzungsgrade auf. Auch wenn diese Grade von der Hygiene der Stallgänge beeinflusst wurden, waren sie dennoch zu hoch, um eine Änderung des Infektionsdruckes zu bewirken.
Kühe mit einer hohen Milchleistung haben wahrscheinlich aufgrund einer höheren Futteraufnahme mehr Zeit auf dem Gang am Futtertisch verbracht, auf dem ein reger Kuhverkehr herrscht und daher eine größere Ansammlung von Kot auftritt. Diese Hypothese würde den Zusammenhang zwischen der Verschmutzung der distalen Gliedmaßen mit einer geringeren Frequenz von Liegeperioden und der erhöhten Stehzeit vor dem Melkenmit einer erhöhten Euterverschmutzung erklären. Eine geringe Zellzahl bei hoher Milchleistung kann durch eine Verdünnung der Zellen verursacht werden.
Quelle: DeVries TJ, Aarnoudse MG, Barkema HW, Leslie KE, von Keyserlingk