Was soll man denn noch alles erfassen und notieren?“ werden Sie sich jetzt fragen. Doch die Gewichtsentwicklung pro Tier von Geburt an zu bestimmten Zeitpunkten zu notieren, sagt Ihnen nicht nur, ob die Genetik stimmt, sondern auch, wo Ihr Aufzucht-Management noch Reserven hat. Denn fest steht: Die Entwicklung des Kalbes in den ersten Lebenswochen ist ganz entscheidend für das Leistungspotenzial als Kuh.
Da das Tiergewicht in der Aufzucht schwankt, sind Wiegungen im wöchentlichen...
Was soll man denn noch alles erfassen und notieren?“ werden Sie sich jetzt fragen. Doch die Gewichtsentwicklung pro Tier von Geburt an zu bestimmten Zeitpunkten zu notieren, sagt Ihnen nicht nur, ob die Genetik stimmt, sondern auch, wo Ihr Aufzucht-Management noch Reserven hat. Denn fest steht: Die Entwicklung des Kalbes in den ersten Lebenswochen ist ganz entscheidend für das Leistungspotenzial als Kuh.
Da das Tiergewicht in der Aufzucht schwankt, sind Wiegungen im wöchentlichen Abstand nicht aussagekräftig. Profibetriebe wiegen ihre Tiere daher alle vier Wochen. Wer diesen Arbeitsschritt immer zeitgleich mit einer Umstallung vornimmt und die Waage dort steht, wo sie gebraucht wird, vergisst ihn auch nicht!
Wann und wie wiegen?
Geburtsgewicht: Um die Tageszunahmen errechnen zu können, brauchen Sie zwingend das Geburtsgewicht des Tieres. Bewährt hat sich, das Gewicht schon beim Transport vom Muttertier in die eigene Box zu erfassen, da diese Methode für das Tier keinen zusätzlichen Stress und keinen zusätzlichen Aufwand bedeutet. Schätzungen sind nicht genau genug.
Hilfreich sind hierbei z. B. Kälbertransportwagen oder Schubkarren mit integrierter Waage. Praxistauglich und eine günstige Methode ist auch die Bestimmung des Gewichtes mit einem Viehmaßband. Der damit gemessene Brustumfang lässt rassespezifisch einen genauen Rückschluss auf das individuelle Gewicht des Tieres zu. Allerdings muss das Kalb für diese Messung fixiert werden. Notieren Sie das Geburtsgewicht am besten auf einer „Kälberkarte“ direkt an der Box und übernehmen Sie es auch ins Herdenmanagement-Programm.
Gewicht zum Umstallen: Zum Zeitpunkt des Umstallens in die Gruppe bietet sich die 2. Wägung an. Wer mit einem Tränkeautomaten arbeitet, kann hierzu die installierte Vorderfußwaage heranziehen. Alternativ ist eine Plattform- oder Durchtreibewaage sinnvoll.
Gewicht zum Abtränken: Die Wiegung zu diesem Zeitpunkt zeigt, ob Ihr Tränkeplan zu den gewünschten Tageszunahmen führt. Als Anhaltspunkt finden Sie in der Übersicht die anzustrebenden Lebendgewichte in der Jungrinderaufzucht für die verschiedenen Rassen. Ziel ist es, dass Holstein- sowie Braunviehkälber nach drei Monaten etwa 120 kg wiegen. Fleckvieh sollten dann schon 125 kg haben.
Je nach Rasse werden im ersten halben Jahr Zunahmen von etwa 950 bis 980 g/Tag angestrebt, später weniger.
Gewicht nach sechs Monaten: Zuchtbetriebe beurteilen ihre Kälber im Alter von sechs Monaten danach, ob sie sich für die Weiterzucht eignen. Die Kälber sollten dann unabhängig von der Rasse bei deutlich über 200 kg liegen. Das entspricht bei Holstein und Braunvieh täglichen Zunahmen von ca. 950 g, bei Fleckvieh ca. 980 g. Viele Betriebe erreichen in dieser Phase aber durchaus auch über 1.000 g. Der Grund dafür ist häufig, dass die Tiere erst von der Milch abgesetzt werden, wenn sie schon ordentlich Festfutter aufnehmen. Erfolgversprechend ist außerdem eine langsame Abtränkphase über ca. fünf Wochen. Aber auch danach darf die Aufzuchtintensität nicht sinken.
Zur Belegung und zur Kalbung: Zielmarke zur Belegung ist ein Lebendgewicht von 420 kg, bei Fleckvieh 440 kg. Zur Kalbung sollten Holstein- und Braunviehfärsen im Mittel 630 bis 650 kg wiegen, Färsen der Rasse Fleckvieh durchschnittlich 680 kg.
In Zusammenarbeit mit Clemens Mauch, Bischoff & Hager GbR
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