Das Angebot an Biertreber war bereits in den vergangenen Jahren knapp. Durch die Coronakrise hat sich diese Situation weiter verschärft. Laut dem Statistischen Bundesamt haben die deutschen Brauereien im vergangenen Jahr 5,08 Mio. hl bzw. 5,5 % weniger Bier verkaufen können. Entsprechend bleibt es schwer Biertreber für die Milchkuhfütterung einkaufen zu können. Tipps, wie sich Biertreber in der Ration von Milchkühen ersetzen lässt:
Das macht Biertreber so begehrt: Pansenstabiles Eiweiß,...
Das Angebot an Biertreber war bereits in den vergangenen Jahren knapp. Durch die Coronakrise hat sich diese Situation weiter verschärft. Laut dem Statistischen Bundesamt haben die deutschen Brauereien im vergangenen Jahr 5,08 Mio. hl bzw. 5,5 % weniger Bier verkaufen können. Entsprechend bleibt es schwer Biertreber für die Milchkuhfütterung einkaufen zu können. Tipps, wie sich Biertreber in der Ration von Milchkühen ersetzen lässt:
Das macht Biertreber so begehrt: Pansenstabiles Eiweiß, Schmackhaftigkeit und gut verdauliche Fasern
Biertreber ist ein heimisches Eiweißfuttermittel (250 g RP/kg TM, hohe Pansenstabilität), dass Sojaschrot in einer GVO-freien bzw. als Rapsschrot in einer P-reduzierten Fütterung in Teilen ersetzen kann.
Biertreber erhöht die Schmackhaftigkeit der Ration und liefert gleichzeitig hochverdauliche Faser (Hemicellulose, höherer aNDFom-Gehalt) bei einem Energiegehalt von 6,4 bis 6,7 MJ NEL. Der Biertreber kann also gleichermaßen Kraft- als auch Grobfutter in der Ration ersetzen.
Einsatzmenge in der Ration reduzieren?
Die empfohlenen Einsatzmengen für Biertreber liegen in der Regel bei 7 bis 10 kg. Einige Milcherzeuger haben aufgrund des geringeren Treber-Angebots die Einsatzmengen reduziert. Der Aufwand für die Lagerung (Einsilierung in Fahrsilo bzw. Folienschlauch) ist jedoch höher als bei vielen anderen Futtermitteln, denn frischer Treber ist aufgrund des hohen Wassergehaltes, der hohen Anlieferungstemperatur (>50 °C) und der hohen Enzymlöslichkeit der Nährstoffe leicht verderblich.
Bei einem reduzierten Einsatz von z.B. nur 2 bis 3 kg pro Tier und Tag reichen die positiven Effekte des Biertrebers in der Fütterung nicht unbedingt aus, damit sich der Mehraufwand für die Lagerung auch wirklich rechnet! Hier sollte tatsächlich mal Aufwand zu Nutzen nachgerechnet werden.
Welche Alternativen können statt Treber eingesetzt werden?
Ein Vorteil des Biertrebers ist die verbesserte Schmackhaftigkeit der Ration. Dies lässt sich ebenfalls mit Saftfuttermitteln wie z.B. Presschnitzelsilage oder Kartoffelpülpe erzielen.
Als sinnvolle Eiweißalternative zum Biertreber bieten sich Mais- und Getreideschlempen (aus Bioethanol- oder Alkoholherstellung) an.
- Diese Schlempen weisen in der Regel einen hohen Eiweißgehalt (über 30%) und dabei eine hohe Energiedichte auf (Deklaration beachten!!).
- Eine Ausnahme bildet die Roggenpressschlempe, die eine deutlich geringere Verdaulichkeit und damit Energiedichte aufweist (5,7 MJ NEL/kg T).
- Pressschlempen können mit 5 bis 6 kg pro Kuh und Tag eingesetzt werden. Getrocknete Getreideschlempen werden in erster Linie im Mischfutter verarbeitet.
Als Alternative können auch Lupinen (> 30% RP) in der Ration eingemischt werden. Jedoch schwanken die Erträge bzw. sind notwendige Mengen auf dem Markt häufig nicht erhältlich.
Ackerbohnen und Erbsen sind besonders in maisbetonten Rationen keine geeignete Alternative, da sie mit 22 bis 25% RP zu wenig Eiweiß aufweisen.
Sonnenblumenschrot (ungeschält) wird angeboten, ist aber kein guter Ersatz für Biertrebereinsparungen. Denn es weist eine schlechte Verdaulichkeit und einen für Milchkuhrationen zu geringen Energiegehalt auf (5,6 MJ NEL). In Eiweißergänzern findet sich mitunter geschälte Ware, diese besseren Qualitäten sind in der Regel aber eben nur in Mischfuttermitteln und nicht frei auf dem Markt erhältlich.
Spezialfall Biertreber als Strukturlieferant
In Rationen, in denen Biertreber ein wichtiger Strukturlieferant ist (“scharfe Rationen“), kann ein Ausgleich z. B. mit Luzerneheu (wird gerne gefressen, Struktur, hohe Eiweißgehalte) bieten.
Auch kurz geschnittenes Heu/Stroh kann diese Rationen abmildern. Heu aber nicht einzeln (in der Raufe), sondern immer in die Ration eingemischt anbieten.
Tierarzt Dr. Stefan Borchardt zeigt im neuen Elite eLearning zum Futtertischmanagement unter anderem, was es mit dem "slick-feedbunk-Syndrom" auf sich hat.