Kühe setzen Kot und Harn ungerichtet ab, also überall, wo sie sich aufhalten. Sie tun dies in der Regel im Stehen und nur selten im Liegen: Nur 4 bis 8 % aller Ausscheidungsereignisse von Kot und 0,1 bis 0,5 % der von Harn erfolgen im Liegen (Robichaud et al., 2011). Diese Verhaltensweisen klingen nebensächlich, dass sind jedoch nicht. Wenn man es gut machen will, bestimmen sie maßgeblich das Management in Liegeboxen-Laufställen mit.
Das Säubern der Liegeboxen und die Frequenz der...
Kühe setzen Kot und Harn ungerichtet ab, also überall, wo sie sich aufhalten. Sie tun dies in der Regel im Stehen und nur selten im Liegen: Nur 4 bis 8 % aller Ausscheidungsereignisse von Kot und 0,1 bis 0,5 % der von Harn erfolgen im Liegen (Robichaud et al., 2011). Diese Verhaltensweisen klingen nebensächlich, dass sind jedoch nicht. Wenn man es gut machen will, bestimmen sie maßgeblich das Management in Liegeboxen-Laufställen mit.
Das Säubern der Liegeboxen und die Frequenz der Entmistung von Laufflächen beeinflusst, wie gesund und leistungsfähig eine Milchkuhherde sein kann. Trockene und saubere Liege- und Laufflächen sind die Basis für saubere Kühe und damit eine gute Klauen- und Eutergesundheit.
So zeichnen sich erfolgreiche Milcherzeugerbetriebe tatsächlich auch dadurch aus, dass sie das Entmisten der Laufflächen und das Reinigen der Liegeflächen sorgfältig an dem Verhalten ihrer Kühe ausrichten. Denn passen die Zeiten nicht, kann dass die Kühe wiederum in ihren anderen Verhaltensweisen, wie der Futteraufnahme oder ihrem „catnap“ (Kurzschlafphasen am Tag), erheblich stören.
Entmistungsschieber alle zwei Stunden fahren lassen – aber nicht kurz nach der Futtervorlage!
Es wurde in der angewandten Forschung sehr gut untersucht, welchen Einfluss Entmistungsschieber und Entmistungsroboter auf das Verhalten von Milchkühen im Boxenlaufstall haben. Ebenso, wie die Schieber optimal ausgelegt werden. Hier die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze:
- Im Dreireiher muss der Entmistungsschieber öfter laufen – denn im Verhältnis zum Zweireiher ist hier weniger Lauffläche (und damit Kotfläche) für dieselbe Kuhzahl vorhanden. Entsprechend muss im hier die Entmistungsfrequenz höher sein, um zu verhindern, dass sich zu viel Kot-Harngemisch ansammelt und eine zu große Güllemenge (= dreckige Klauen) vor dem Schieber hergeschoben wird. Empfohlen wird alle zwei Stunden zu festen Zeiten, dann sind die Kühe am saubersten (DeVries et al., 2012).
- Damit die Gülle-Menge vor dem laufenden Schieber akzeptabel bleibt, wird empfohlen alle 25 m einen Abwurf einzurichten. Nicht nur offene Schächte, auch mit Spalten ausgelegte Ablegflächen (Klappschieber) können funktionieren – bei Tiefboxen allerdings nur, wenn wenig Material ausgetragen wird bzw. völlig unproblematisch bei Gülleseparat.
- Spaltenboden abzuschieben wird genauso empfohlen: Eine Entmistungsfrequenz mit einem Spaltenroboter von 12 x am Tag im Laufgang zwischen den Liegeboxen und 7 x am Tag im Laufgang am Futtertisch reduziert die Kotmenge in der Liegenboxeneinstreu um 39% und die Verschmutzung von Euter (-27%) und Zitzen (-37%), (Magnusson et al., 2008).
- Überbelegung hat den selben Effekt von wenig Fläche für viel Kot-Harn-Gemisch, das anfällt. Die dann eigentlich notwendige höhere Schieberfrequenz ist allerdings bei dem Platzmangel ein zusätzlicher und dazu sehr kritischer Stressfaktor. Gerade für die rangniederen Kühe (insb. Färsen).
Damit das Entmisten die Kühe nicht stört, beachten Sie Folgendes:
Im ruhigen, geregelten nicht überbelegten Stallbetrieb lassen sich Kühe in ihrem Normalverhalten kaum von der Entmistung stören. Entscheidend dafür sind folgende Dinge:
- Platz und trittsichere Böden: Genug Übergänge, damit Kühe dem Schieber in Ruhe ausweichen können und rutschfeste Laufgangoberflächen sind ein Muss.
- Tiergerechte Entmistungsschieber: Nicht viel höher als 20 cm und eine maximale Laufgeschwindigkeit von 4 m pro Minute schaffen sichere Voraussetzungen, dass die Kühe vorausschauend auf den Entmistungsschieber reagieren können.
- Feste Zeiten und kein Entmisten in der Hautfressphase: Die Entmistung sollte automatisch gesteuert werden – feste Zeiten helfen den Kühen. Der Schieber (oder Roboter) sollte definitiv nicht in der Hauptfressphase (erste zwei Stunden nach der Futtervorlage) im Laufgang am Futtertisch laufen. Sonst brechen Kühe vermehrt die Futteraufnahme ab oder verlagern sie – das gilt insbesondere für die rangniederen Kühe.
Chris McLaren (Larenwood Farms, Kanada) empfiehlt aus der Praxis mit seiner Hochleistungsherde (130 Holstein-Kühe, 45 kg Tagesgemelk) Folgendes:
„In unserem Stall wird der planbefestigte Laufstallboden regelmäßig mit einem Entmistungsschieber abgeschoben und das Futter mit einem Anschiebe-Roboter. Diese beiden Techniken lassen wir allerdings nie gleichzeitig laufen. Denn wenn Futter angeschoben wird, sollen die Kühe aufstehen und zum Futtertisch kommen – dabei darf sie der laufende Mistschieber nicht stören oder gar daran hindern. Und: Der Futter-Anschiebe-Roboter ist hauptsächlich für die jungen und rangniederen Kühe wichtig, die nie zuerst fressen können. Ranghohe Kühe kommen immer irgendwie an Futter und sind die ersten, wenn frisch gefüttert wird. Deshalb sollten gerade die zurückhaltenden Tieren ungehindert – auch nicht durch die Entmistung – zum Fressplatz kommen können, wenn das Futter frisch angeschoben wird.“
Boxenpflege dreimal täglich
Dreimal tägliche Boxenpflege ist Standard in vielen Betrieben mit einer sehr guten Tierhygiene und Eutergesundheit. Am konventionellen Melksystem gibt das Melken die Hauptzeiten zur Boxenpflege vor – also mindestens zweimal täglich ist auf jedem konventionell melkenden Betrieb ein perfektes Zeitfenster vorhanden, um jede Box von Kot und nasser Einstreu zu befreien und frische Einstreu nachzuziehen.
Ein drittes Mal wird beim zweimaligen Melken gern bei einem Stallrundgang am Mittag gemacht. Kurz von Kot befreit oder glatt gezogen wird die Einstreu dann nur in den freien Boxen – liegende Kühe sollen liegen bleiben! Die Kühe gewöhnen sich bei ruhigem kuhgerechten Verhalten des Menschen ganz genauso wie im AMS-Stall daran, das jemand durch die Herde geht, ohne etwas von ihnen selbst zu wollen und sie bleiben dann auch wie gewünscht liegen.
Übergänge und unbelegte Boxen können dann problemlos gereinigt werden. Nebenbei kann die ohnehin nötige Tier- und Brunstkontrolle erfolgen, der aufmerksame Boxenpfleger erkennt auch beginnende Lahmheiten oder andere Auffälligkeiten früh.
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