Zum Zeitpunkt der Kalbung ist das Immunsystem geschwächt und die Geburtswege geöffnet. Krankheitserreger haben deshalb ein leichtes Spiel. Nicht selten treten Nachgeburtsverhalten und Folgen wie z.B. Metritis auf. Die möglichen Auswirkungen sind absehbar - geringere Milch- und Fruchtbarkeitsleistungen in der nächsten Laktation! Deshalb ist das Management der...
Zum Zeitpunkt der Kalbung ist das Immunsystem geschwächt und die Geburtswege geöffnet. Krankheitserreger haben deshalb ein leichtes Spiel. Nicht selten treten Nachgeburtsverhalten und Folgen wie z.B. Metritis auf. Die möglichen Auswirkungen sind absehbar - geringere Milch- und Fruchtbarkeitsleistungen in der nächsten Laktation! Deshalb ist das Management der Abkalbebox wichtig.
Die Abkalbebox sollte optimalen Kuhkomfort bieten: Die Bucht muss ausreichend dimensioniert sein, viel Licht und Luft, einen sauberen, trockenen und rutschfesten Untergrund und ständigen Zugang zu Futter und Wasser bieten. Ideal ist es, wenn das Abteil einen Rückzugsort (Abtrennung, Sichtschutz) hat. Eine Studie der University of British Columbia (UBC) zeigt, dass mehr als zwei Drittel der Kühe, wenn vorhanden, einen Rückzugsort als Abkalbeort wählen.
Einzeln oder in Gruppe?
Eine stressfreie Umgebung ist sowohl für den Geburtsverlauf, als auch für die Futteraufnahme rund um die Geburt wichtig. Bei der Einzelabkalbung muss der Sichtkontakt zur Herde ermöglicht werden, um Stress durch Isolation zu vermeiden. Die Hygiene der Einzelboxen im Vergleich zur Gruppenabkalbebox ist nur besser, wenn sie konsequent nach jeder Kalbung gereinigt und desinfiziert werden. „Ansonsten ist die Einzelabkalbung einer gut geführten Gruppenbox nicht überlegen”, so Sybille Möcklinghoff-Wicke.
Aus Kosten-, Management- und Platzgründen sind in der Praxis häufig Gruppenbuchten zu finden. Dabei sollten die Tiere wenn möglich in sozial stabilen Gruppen (max. sechs Tiere) ein- und nach der jeweiligen Geburt wieder ausgestallt werden, um Stress durch Neuzugänge zu vermeiden. In der Zeit zwischen der Belegung der Gruppen kann die Box gemistet, gereinigt und desinfiziert werden.
Hygiene: Das A und O
Wichtig ist, dass nur hygienisch unbedenkliches Material als Einstreu genutzt wird. Generell gilt unabhängig vom Einstreumaterial: Häufiges Einstreuen, Misten, Reinigen und Desinfizieren ist zielführend. Das ist oftmals aus baulichen Gründen (z. B. kein Abfluss für Reinigung), als auch aus Managementgründen (z. B. Gruppenabkalbung) nicht möglich. Je nach Belegungsdichte sollte mindestens einmal im Halbjahr eine Grundreinigung eingeplant werden. Dafür gilt: misten, reinigen, trocknen lassen, desinfizieren (Einwirkzeit beachten)!
Wenn möglich einen Abfluss einplanen
Bei einem Neubau können im Abkalbestall Abwasser-Abflüsse eingebaut werden. Diese ermöglichen eine Reinigung und Desinfektion nach dem Misten, wodurch die Keimbelastung im Abkalbestall erheblich gesenkt werden kann. Außerdem fließt neben dem Reinigungswasser der Urin ab - die Einstreu bleibt länger trocken.
Hohe Ausrutschgefahr nach Misten?
Das verwendete Einstreu hat Einfluss auf die Liegedauer der Tiere. Kühe um den Geburtszeitraum stehen häufig auf und legen sich wieder hin. Um dieses Verhalten zu ermöglichen, muss der Untergrund Komfort bieten: weich und rutschfest mit einer guten Absorptionsfähigkeit. Wenn Kühe wählen können, präferieren sie eine Abkalbebox mit Sand vor der Stroheinstreu und der Gummimatte.
Das am meisten verwendete Einstreumaterial ist Stroh. Die Abkalbebucht sollte mindestens alle zwei Wochen gemistet und täglich nachgestreut werden. Stroh ist ein organisches Material, Keime können sich daher stark vermehren. Bei häufigem Misten erhöht sich das Risiko des Ausgrätschens der Kühe. Um das zu verhindern, empfiehlt sich ein Aufrauen des Untergrundes oder eine untere Schicht mit Sand, die dann mit Stroh eingestreut wird.
Sand bietet den Tieren eine weiche und trockene Liegefläche, die einen sicheren Stand ermöglicht. Pathogene Keime vermehren sich in dem anorganischen Material langsamer als z. B. in Stroh. Negativ ist, dass Sand bei der Kalbung an der feuchten Scheide der Kuh kleben kann. Bakterien können so über die geöffneten Geburtswege in die Gebärmutter eindringen. Gleiches gilt für den Nabel des Kalbes. Ähnliche Probleme gibt es bei Sägespänen.
Der Abkalbebereich kann mit Gummimatten ausgelegt werden. Diese werden mit Stroh- oder Sägemehl (Reibeeffekt beachten!) minimal eingestreut, um die Feuchtigkeit zu binden. Um den Kühen Liegekomfort zu bieten, ist eine weiche, dicke Gummimatte sinnvoll. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Matte in einem Stück verlegt wird und nicht in „Puzzleteilen“, da die Zwischenräume schwer zu reinigen sind. Nachteil der Gummimatten: Bei zu geringer Einstreumenge können sie schnell rutschig werden.
Schlussendlich muss jeder Betrieb sein passendes Abkalbesystem finden. Sie sollte den Bedürfnissen der Kuh, des Kalbes und des Menschen entsprechen. Die Hygiene muss dabei immer an erster Stelle stehen.
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