Bei der Planung und Gestaltung eines Melkroboterstalls können bauliche Fehler schnell dazu führen, dass die Melkboxen nicht optimal ausgelastet werden. Zu den häufigsten Fehlern gehört, dass zu wenig Platz eingeplant wird, Arbeitsabläufe vor dem Bau nicht feststehen und keine Erweiterungen in der Zukunft möglich sind.
Bevor man den Stall bzw. den Umbau plant, ist es wichtig, sich über den Kuhverkehr Gedanken zu machen.
Freier Kuhverkehr: Er eignet sich sowohl für Stallneubauten...
Bei der Planung und Gestaltung eines Melkroboterstalls können bauliche Fehler schnell dazu führen, dass die Melkboxen nicht optimal ausgelastet werden. Zu den häufigsten Fehlern gehört, dass zu wenig Platz eingeplant wird, Arbeitsabläufe vor dem Bau nicht feststehen und keine Erweiterungen in der Zukunft möglich sind.
Bevor man den Stall bzw. den Umbau plant, ist es wichtig, sich über den Kuhverkehr Gedanken zu machen.
Freier Kuhverkehr: Er eignet sich sowohl für Stallneubauten als auch für Altgebäude. Zu beachten sind jedoch die optimale Platzierung der Melkboxen, ausreichend breite Laufgänge etc. Eine temporäre Absperrung mit Schwenk- oder Hubtoren kann das Treiben melkunwilliger Kühe erleichtern. Nachteilig ist dann, dass melkwillige Kühe vorübergehend nicht in die Melkbox kommen. Deshalb ist eine temporäre Absperrung eher bei mehreren Robotern empfehlenswert, so kann z. B. ein Roboter für die anderen Kühe zugänglich bleiben. Die Mehrzahl der Melkroboterbetriebe setzt inzwischen auf freien Kuhverkehr.
In Zusammenarbeit mit Stefan Roewer (NordQ), Josef Rechberger (LWK Niederösterreich), Ramona Hesse (Hofkonzept), Lars Rudkowski (Lelycenter Niedersachsen GmbH)
Gelenkter Kuhverkehr (Ausnahme u. a. Lely): Beim „Feed First“ können die Kühe durch Einwegtore jederzeit fressen gehen. Beim Rückweg entscheidet ein „Gate“, ob die Tiere zu den Liegeboxen zurückkehren oder vor den Robotern geleitet werden. Bei „Milk First“ erreichen die Kühe durch ein gesteuertes Einwegtor den Fressbereich oder bei einem Melkanrecht den Wartebereich. Ein Nachteil ist, dass junge bzw. rangniedrige Kühe im Wartebereich ranghohen Tieren nicht ausweichen können.
Selektiv gelenkter Kuhverkehr: Der Zugang zur Melkbox ist frei. Die Tiere können durch gesteuerte Einwegtore zum Fressen gelangen, nicht gemolkene Kühe erreichen das Fressgitter nur über die Melkbox.
Breite Laufgänge
Bei Neubauten von AMS-Ställen wird in der Regel auf eine drei- bzw. sechsreihige Variante gesetzt. Bei dieser kompakten Bauweise entstehen klare, kurze Laufwege zum AMS. Wichtiger als die Länge der Laufwege ist jedoch ihre Breite (ca. 4 m), um einen störungsfreien Kuhverkehr gewährleisten zu können. Wo breite Wege zum Melkroboter nicht möglich sind (Altgebäude), sollte überlegt werden, ob ein zusätzlicher Weg geschaffen werden kann, z. B. über einen Laufhof.
Vorteilhaft ist auch, wenn die Melkroboter für die Kühe gut sichtbar im Stall aufgestellt sind. Sind mehrere Melkboxen vorhanden, sollten sie auf einer Achse angeordnet sein (kurze Milchleitung). So kann schnell zwischen den Melkboxen gewechselt werden, was Arbeitsabläufe erleichtert.
Bei Stallumbauten gibt es keine allgemeingültigen Empfehlungen für die Platzierung der Melkroboter. Sie können z. B. im alten Melkstand oder an der Giebelseite installiert werden. Alte Melkstandplätze eignen sich dann, wenn ausreichend Platz für den Warte- und Selektionsbereich zur Verfügung steht. Kann keine ausreichende Belüftung und Beleuchtung gewährleistet werden oder ist die Höhe des Gebäudes nicht passend, sollte der alte Melkstand nicht für die Melkbox genutzt werden.
Alternativ können Melkroboter auch an der Giebelseite platziert werden (auch von außen). So wird kein Raum verschenkt und der Stall kann künftig noch erweitert werden. Wird der Stall gespiegelt, steht die Melkbox dann zentral im Stall.
Auf einer Achse
Die Einbaumaße für das AMS variieren je nach Hersteller und betragen in der Länge ca. 4 m bis 5 m (immer genaue Firmenmaße beachten). Die Tiefe beträgt 3,5 bis 4,5 m, die Mindesthöhe liegt bei 3,0 m.
Ein sauberer Zugang zum Melkroboterkontrollraum macht die Arbeit angenehmer. Der Raum sollte gefliest oder mit einem Epoxidharz gestrichen sein, leicht zu reinigende Wände haben und über einen Wasseranschluss verfügen. Ein schmaler Durchgang entlang des Melkroboters – zu eng für die Kühe (max. 32 cm) – durch den der Stallbereich vom Kontrollraum leicht zu erreichen ist, ist praktisch für die Arbeitsabläufe.
Folgende Aspekte sollten zudem berücksichtigt werden:
- Eine Decke über der Melkbox mit Streifenvorhängen hilft, die Box im Winter frostfrei zu halten.
- Für ausreichende Belüftung und Kühlung sorgen (Ventilatoren, Schlauchbelüftung und Kuhdusche). Eine Luftgeschwindigkeit von 2 m/s in der Melkbox ist ideal.
- Die Beleuchtungsstärke (Euter) sollte bei 200 Lux liegen.
- Eine Melkgrube kann die Arbeit erleichtern. Aber die Grube erfordert einen hohen Reinigungsaufwand. Sie ist bei Melkrobotermodellen verbreitet, bei denen eine manuelle Nachjustierung während des Einmelkens möglich/nötig ist.
- Gummiböden im Melkroboter fördern die Akzeptanz.
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Wartebereich: Viel Platz!
Der Wartebereich bei einer Melkbox sollte mind. 15 bis 20 m2 groß sein bzw. Platz für sieben Kühe bieten (entsprechend für mehr Mehrboxenanlagen). Zwischen der Melkbox und der ersten Doppelliegebox sollten 4, besser 5 bis 6 m liegen. In einigen umgebauten Ställen ist hier nur ein Abstand von drei Metern zu finden. Um vergleichbare Melkergebnisse zu erreichen, ist dann der Nachtreibeaufwand in der Regel jedoch deutlich höher. Deshalb sollte bei der Planung darüber nachgedacht werden, ob es nicht sinnvoller ist, auf einige Liegeboxen in diesem Bereich zu verzichten.
Von vorne oder von der Seite
Noch wichtiger als der Abstand zu den Liegeboxen ist der Platz am Ein- bzw. Ausgang der Melkbox. Je nach Model betreten die Kühe die Box (von hinten) geradeaus oder von der Seite. Daran orientiert sich der Platzbedarf direkt am Melkroboter. Betreten die Kühe den Melkroboter z. B. gerade von hinten, muss hier ausreichend Platz sein, damit die Kühe ohne Störung eintreten. Aber auch der Ausgang ist wichtig. Er sollte Richtung Futtertisch gehen und nicht in einer Ecke liegen, möglichst geradlinig und nicht trichterförmig ausgelegt sein. Wird hier z. B. ein Texas-Tor mit einem Abstand von mindestens einer Kuhlänge installiert oder der Ausgang verlängert, können die Kühe zumindest unbehelligt aus der Box treten und der nächsten Kuh Platz machen.
In den Ställen haben sich Spaltenböden im Wartebereich bewährt. Durch die hohe Frequentierung wird der Kot durch die Spalten gedrückt, sodass der Bereich in der Regel sauber bleibt. So haben die Kühe saubere Klauen zum Melken. Um verschmutzte Wartebereiche zu verhindern, kann auch ein Spaltenroboter eingesetzt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Roboter nicht während der Hauptmelkzeiten und nicht im abgesperrten Wartebereich abschiebt. Auch hier ist der Einsatz von Gummiböden sinnvoll. Im Wartebereich sollte eine Tränke installiert werden.
Eine Kuhbürste sollte nicht im Wartebereich stehen, sonst stören die daran stehenden Kühe den reibungslosen Ablauf. Er sollte zudem gut ausgeleuchtet und belüftet (Luftgeschwindigkeit 2 m/s). Neben Ventilatoren kann eine Kuhdusche vor den Melkrobotern zusätzlich abkühlen. Tipp: Dies bringt aber nur dann Vorteile, wenn auch im gesamten Stall und in der Melkbox Ventilatoren etc. laufen. Ansonsten tummeln sich hier Kühe, die nicht zum Melken gehen.
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Selektion zur Unfallverhütung
In Melkroboterbetrieben mit bis zu vier Melkboxen befinden sich die Funktionsbereiche Strohstall und Selektionsbucht häufig neben oder hinter den Melkeinheiten. Viele Betriebe haben in der Vergangenheit auf Selektionseinheiten am Roboter verzichtet. Im Zuge der neuen Unfallverhütungsvorschriften (SVLFG) gewinnt eine Selektionseinheit (mit Behandlungsstand) aber an Bedeutung. Am gängigsten sind Zwei- bzw. Drei-Wege-Selektionstore, die die Kühe entweder in den Stall, in die Selektionsbucht oder zusätzlich in den Strohstall leiten.
Ob der Selektions-/Strohbereich über einen automatischen Zugang zum AMS verfügt, hängt vom betriebsindividuellen Management ab. Bleiben die Kühe länger als zwei Wochen im Strohbereich, sollten sie diesen selbstständig verlassen können, um die Melkbox aufzusuchen. Sollen die Kühe zweimal täglich unter Aufsicht gemolken werden, ist ein ständiger Zugang nicht erforderlich.
Immer mehr Milcherzeuger setzen auf AMS oder investieren in weitere Melkboxen. Diese Investition bringt oft mit sich, dass auch die Kühltechnik erneuert wird.