Schaut man in Betriebe mit niedrigen Kälberverlusten, stellt man immer wieder eines fest: Sie tränken ihre Kälber meist sehr intensiv, fahren ein konsequentes Hygienemanagement und überwachen die Gesundheit und das Wachstum ihrer Tiere ganz genau.
Worauf kommt es Tag für Tag an?
Tränkemenge: Je mehr – desto besser: Zehn Prozent vom Körpergewicht, mindestens aber zwei Liter qualitativ hochwertige Biestmilch pro Kalb (bitte vorher testen!) sollten Sie direkt nach der Kalbung vertränkt...
Schaut man in Betriebe mit niedrigen Kälberverlusten, stellt man immer wieder eines fest: Sie tränken ihre Kälber meist sehr intensiv, fahren ein konsequentes Hygienemanagement und überwachen die Gesundheit und das Wachstum ihrer Tiere ganz genau.
Worauf kommt es Tag für Tag an?
Tränkemenge: Je mehr – desto besser: Zehn Prozent vom Körpergewicht, mindestens aber zwei Liter qualitativ hochwertige Biestmilch pro Kalb (bitte vorher testen!) sollten Sie direkt nach der Kalbung vertränkt bekommen. Wenn das Neugeborene nicht eigenständig trinkt, ist ein einmaliges Drenchen des Kolostrums sinnvoll. Danach steigen Sie auf Transitmilch um. Sie ist ebenfalls noch förderlich für den Magen-Darm-Trakt und den Stoffwechsel des Tieres. Ideal ist dabei die Milch des eigenen Muttertieres, aber auch eine Mischung der Milch von mehreren frischabgekalbten Tieren ist möglich.
Für möglichst hohe Tageszunahmen durch gesunde, fitte Kälber sollten sie intensiv mit mindestens zehn Litern pro Tag getränkt werden. Diese intensive Tränke ist rasseunabhängig! Noch besser wäre die Variante der ad libitum-Tränke. Dabei können die Kälber über den ganzen Tag verteilt von der angesäuerten Tränke so viel aufnehmen, wie sie wollen. Dieses System ist dem natürlichen Tränkeverhalten am ähnlichsten.
Menge sinkt linear
Die Entwöhnung der Kälber sollte kontinuierlich und langsam und nicht zu „ruckartig“ stattfinden. Zu schnelle Umstellungsphasen bedeuten immer Stress und führen zu Wachstumsdepressionen. Der Labmagen, der Pansen und auch das Kalb müssen sich immer auf neue Fütterungsperioden einstellen können. Kälber sollten im konventionellen Betrieb nicht vor der 14. Lebenswoche abgetränkt werden. Eine lineare Senkung der Milchmenge auf das Ende der Tränkeperiode hin ist anzustreben. Gleichzeitig steigt die Festfutter- und Wasseraufnahme. Mit einmal täglich 2 Litern Milch kann ein Kalb letztlich abgesetzt werden.
Vollmilch oder Milchaustauscher (MAT): Beides ist möglich, in einer zweitägigen Umstellungsphase von Vollmilch auf MAT auch in Kombination. Vollmilch ist vor allem bei ad libitum-Tränke auf pH 5,3 bis 5,5 anzusäuern. MAT gibt es bereits fertig angesäuert. Wer für die erste Aufzuchtphase MAT als ad libitum-Tränke nutzen möchte, sollte auf ein hochwertiges Produkt mit mindestens 40 bis 50 % Magermilchpulveranteil achten (Rohprotein ca. 20 %). Wichtig ist, dass er sich auch nach längerer Zeit nicht entmischt. Mischen Sie mind. 140 g, besser 160 g Pulver auf 1 Liter fertige Tränke an. Anrührtemperatur beachten!
Vergessen Sie beim Einsatz von Tränkeautomaten nicht, ihn regelmäßig – spätestens bei einer neuen MAT-Charge – zu kalibrieren. Achten Sie auf Automatentauglichkeit beim MAT! Auch die regelmäßige Überprüfung und Wartung ist sehr wichtig.
Nicht unter pH 5,3
Wer angesäuerte Milch vertränkt, sollte sich beim Hersteller des Säuregemisches genau informieren, welche Einsatzmenge für pH 5,3 bis 5,5 notwendig ist. Ein pH-Meter und ein Indikatorpapier können dabei helfen. Die Folge bei zu niedrigem Wert: Die Akzeptanz durch das Kalb leidet. Es zahlt sich aus, die Kolostrum-Qualität vor dem Vertränken mit einem Refraktometer zu überprüfen.
Tränke bei Durchfall: Auf keinen Fall wird die Milch bei erregerbedingtem Durchfall abgesetzt. Stattdessen bieten Sie dem erkrankten Tier – sofern es noch steht und saugt – zusätzlich in einem zweiten Nuckeleimer eine Elektrolyttränke an, bis die Kotkonsistenz wieder normal ist und das Kalb wieder gut Milch trinkt.
Wasser und Festfutter: Ab der 2. Lebenswoche sollte laut Kälberhaltungsverordnung an der Kälberbox bzw. dem Iglu konsequent eine Schale mit frischem Wasser hängen, die jeden Tag neu gefüllt wird. Das gilt auch bei ad libitum-Tränke. Achten Sie darauf, dass das Wasser sauber bleibt und z. B. nicht durch Reste vom Festfutter verschmutzt wird. Im Winter sollte es, vor allem im Außenbereich, etwas wärmer sein. Eine Trocken-TMR in einer Schale sowie bestes Heu in einer Raufe (als Beifutter) gibt es zur freien Aufnahme ab dem 8. Tag. Sowohl mit Wasser, als auch mit Festfutter, kann bei Bedarf früher begonnen werden.
Hygiene: Jedes Kalb bekommt während der Tränkephase seinen eigenen markierten Eimer. Bleibt der Eimer bei intensiver Tränke hängen, ist ein Deckel vorteilhaft. Man sollte die Eimer täglich zweimal heiß mit Reinigungsmittel durchspülen und auch die Nuckel gründlich waschen. Ein regelmäßiges Auswechseln der Nuckel ist unumgänglich. Hierfür sind zeitsparende Click-Systeme verfügbar.
Ein gutes Hygienemanagement am Tränkeautomat sieht so aus: Der Nuckel wird täglich – trotz zweimal täglicher automatischer Reinigung der Anlage – manuell gesondert gereinigt oder durch einen gereinigten und desinfizierten Nuckel ausgetauscht. Vergessen Sie nicht, Ihr Milchtaxi genauso konsequent zu reinigen wie die Eimer.
In Zusammenarbeit mit Johannes Kraus und Melanie Schmidtlein, Tierhaltungsschule Triesdorf.
Weitere nützliche Informationen zur Kälbertränke finden Sie
hier.
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Aufgrund der hohen Milchpreise besteht durchaus die Überlegung, von der Vollmilch- zur Milchaustauscher-Tränke zu wechseln. Wie sinnvoll ist das?