Zuchtwertschätzung Fleckvieh April 2021 

Neue Genetik mit neuer Genomik 

Vollendet und Hamlet Pp zählen zu den Gewinnern der neuen Zuchtwertschätzung. Insgesamt zeigen sich die größten Veränderungen bei den jungen Bullen.

Fleckvieh stößt mit der April-Zuchtwertschätzung ein neues Tor im Zeitalter der Genomik auf. Durch die Umstellung auf der Single-Step-Verfahren werden genomische Daten jetzt optimal verwendet und machen die Zuchtwerte der Bullen noch sicherer und damit genauer. Mehr dazu: Neue Zuchtwertschätzung bei Fleckvieh und Brown Swiss
Vermutlich unabhängig davon stürmen bei dieser Zuchtwertschätzung auch viele neue Namen die Top-Liste und bringen neuen Schwung für die nächsten Monate. Natürlich konnte der ein oder andere Newcomer aber durch das geänderte Verfahren profitieren.
Ein Kommentar von Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub. 

Vollendet neu an der Spitze 

Ein Neuling mit dem wohlklingenden Namen Vollendet stürmt auf das Siegertreppchen. Der Raldi-Sohn hatte im Dezember knapp den Status „geprüft“ verpasst, dafür kann er jetzt mit relativ vielen Töchterergebnissen aufwarten. Neun Punkte plus im Gesamtzuchtwert (GZW), bei einer hohen Milchmengenvererbung, sind durchaus berechtigte Attribute für die neue Nummer 1. Der über die Länder Deutschland und Österreich absolvierte Ersteinsatz hat bereits 118 Exterieurergebnisse hervorgebracht. Die feineren Kühe stehen auf guten Fundamenten und können im Euter überzeugen. Die geringeren Inhaltsstoffe und der schwächere Fleischwert sollten beachtet werden.
Hurly ist als Vater von schönen Kühen überall bekannt. Beim Ankauf seiner Söhne war vor allem das Merkmal Melkbarkeit im Fokus. Mit HokuspokusHappyend und Hilfinger können drei beachtenswerte Neueinsteiger dieses Manko ausmerzen. Hokuspokus stammt aus der Kuh-Linie von Manigo und kann einen magischen Prüfbericht vorweisen. Zu den ausgeglichenen Merkmalsbereichen kommt ein zauberhaftes Exterieur hinzu. Die fest ansitzenden Euter haben funktionale Striche. Happyend kann mit einem beachtenswertem Exterieurprofil seinen Vater nicht verleugnen. Einen ausgeglichenen Prüfbericht kann auch Hilfinger vorweisen. Die schlechtere Töchterfruchtbarkeit verhindert höhere Fitnesswerte, aber die ausgezeichneten Euter machen ihn zu einer interessanten Alternative. 
Windspiel ist als Repräsentant der Doppelnutzung ein beachtenswerter Neueinsteiger. Sein Vater Wertvoll war bereits im Zuchtprogramm eingesetzt und steht für exterieurstarke Kühe. Windspiel vererbt in die gleiche Richtung und glänzt darüber hinaus mit starker Bemuskelung, was sicherlich auch durch Muttervater Vanadin bedingt ist. Die tollen Euter haben nur eine Bemerkung verdient: auf die kurzen Striche achten.

Hamlet Pp gehört zu den Gewinnern der neuen Zuchtwertschätzung. Sein Milch-kg Zuchtwert ist überragend, hinzu kommt ein Anstieg von 16 Punkten im GZW. (Bildquelle: Keleki, BVN)

Beachtenswerte Mahango-Söhne

Die Nachkommen von Mahango werden sich in den nächsten Schätzungen weiter in Szene setzen. Mit Meerhof Pp* und Musoma P*S sind zwei interessante Söhne neu in der Top-Liste. Letzterer ist der Halbbruder von Reumut mütterlicherseits, und hebt sich in der Euterqualität von seinen bisherigen Halbbrüdern ab. Die Merkmale Strichplatzierung entsprechen den gewünschten Vorstellungen. Außerdem stehen die rahmigen Kühe auf ordentlichen Fundamenten. Mit Meerhof Pp* setzt sich die erfolgreiche Hornlosvererbung fort, und auch er steht für Zweinutzung und körperhafte Nachzucht. Mega PP* ist als reinerbiger Bulle unter den Top 30, aber sein Fundamentzuchtwert wird wohl begrenzend wirken.
Wer schöne Kühe will und nach Linienalternativen sucht, wird an Himmlisch (v. Himmeros) nicht ganz vorbeikommen . Aus seinem berühmten Stammvater Horwart, ist wohl in Zukunft kein weiterer Vertreter dieses Horror-Seitenastes zu erwarten. Die ersten Herzschlag-Söhne klopfen auch schon an das geprüfte Segment. Noch mit wenig Leistungsdaten belegt, kann Helsinki +1100 Kg in der Milch aufwarten, bei schwächeren Inhaltsstoffen. Die Top-Euter ähneln der Vererbung seines Vaters.
Die Suche nach guten Manton-Söhnen fiel bescheiden aus. Sein Enkel Mares (v. Manor) kann hierbei etwas aufhellen. Er ist der Gewinner der Schätzung und vererbt ordentliche Kühe mit enormen Leistungsvermögen. Ein bekannter Name in der Fleckviehzucht ist schon seit einigen Jahren Zazu. Der ehemalige GJV-Listenführer liefert jetzt Töchterergebnisse und schafft es, Dank eines hohen Fleischwertes, in die vordere Platzierung zu kommen. Zwar haben seine Töchter gute Fundamente, sind aber sonst als unauffällig zu bezeichnen.

Wo bleibt Sisyphus? 

Noch zu den letzten Schätzterminen sehr gelobt, muss Sisyphus jetzt deutlich Federn lassen. Vor allem der Rückgang in der Milch um fünf Punkte wirkt schmerzlich. Hierfür sind die 500 neuen Zweitlaktationen verantwortlich. Ebenfalls zurückgefallen ist Worldcup. 119 weitere Töchter im Exterieur verringern seinen Euter-ZW um acht Punkte. Wegen einer deutlichen Verschlechterung im Eiweiß büßt er auch in der Milch vier Punkte ein. Veltliner konnte dagegen, infolge der Drittlaktationen, gewinnen Das zeigt wieder auf, dass die züchterische Entwicklung eines Bullen immer auch dem Faktor Zeit unterliegt.

Deutliche Veränderungen bei Jungbullen 

Die weitaus größeren Veränderungen bewirkt die neue Zuchtmethode bei den jungen Bullen. In Abhängigkeit der vorliegenden genomischen Daten kann es durch den Informationszuwachs bei einzelnen Bullen zu einer deutlichen Neueinschätzung kommen. Einige Beispiele: 
  • Hamlet Pp*, der noch im Dezember auf Rang 100 stand zählt zu den Gewinnern. Sein Milch-kg Zuchtwert ist überragend. Die hinzu gekommenen genomischen Informationen bewirken einen Anstieg von 16 Punkten im GZW.
  • Hashtag konnte sich von Rang 2 im Dezember nun an der Spitze der Jungbullen setzen. Er kombiniert Doppelnutzung (MW 140) auf höchstem Niveau mit bester Fitness und sehr gutem Exterieur. 
  • Immunity P*S verspricht neben einer hohen Milchmenge auch gute Inhaltsstoffe. Hierbei folgt er seinem Vater Irregut P*S.
  • Sehrcool stammt aus einer bewährten Kuhlinie. Er verspricht guten Kalbeverlauf und sollte auf substanzvolle Kühe angepaart werden.
  • Warlock ist ein Enkel von Waban. In der Fundamentqualität übertrifft er seinen Großvater bei Weitem.
  • Wonderland ist der Beste von bereits 13 eingestellten Weitblick-Söhnen und kommt mit einem unveränderten GZW aus der neuen Schätzung hervor. Auch er steht für Jungrinder zur Verfügung. 
  • Entgegen seinem Namen sollte Winehouse viel Milch vererben. Er geht auf den bekannten Großvater Wobbler zurück, dessen erste Söhne im Laufe des Jahres mit Töchterleistungen zu erwarten sind.

Die Nummer 1 aller Fleckviehbullen ist Hashtag. Er kombiniert Doppelnutzung auf höchstem Niveau mit bester Fitness und sehr gutem Exterieur. (Bildquelle: Besamungsverein Nordschwaben )

Quelle: LfL

Zuchtwertschätzung April 2021:


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