Wie gut die Fütterung laktierender Kühe funktioniert, lässt sich nicht nur am Harnstoffgehalt in der Milch, sondern auch an dessen Fettsäuremuster erkennen.
Wissenschaftler der Cornell Universität und des Miner Instituts (USA) untersuchten die Zusammensetzung der Fettsäuren in der Milch und konnten dabei Rückschlüsse auf die Fütterung, aber auch auf Umweltfaktoren wie Überbelegung oder die Häufigkeit der Futtervorlage ziehen.
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Wissenschaftler der Cornell Universität und des Miner Instituts (USA) untersuchten die Zusammensetzung der Fettsäuren in der Milch und konnten dabei Rückschlüsse auf die Fütterung, aber auch auf Umweltfaktoren wie Überbelegung oder die Häufigkeit der Futtervorlage ziehen.
Verschiedene Gruppen an Fettsäuren
Drei Gruppen an Fettsäuren in der Milch können anhand der Anzahl ihrer C-Atome, also der Kettenlänge, und der Bindungen unterschieden werden:
De Novo: Diese kurzkettigen Fettsäuren werden in der Milchdrüse aus Butyrat und Acetat synthetisiert. Sie entstehen durch die Pansenfermentation und werden über das Blut in das Euter transportiert. Die typische Kettenlänge der De Novo-Fettsäuren liegt zwischen C4 : 0 bis C15 : 0.
Preformed (vorgebildet): Diese langkettigen Fettsäuren (C18 : 0, C18 : 1 und C18 : 2, C18 : 3) werden nicht direkt im Euter gebildet, sondern stammen aus dem Körperfettabbau bzw. werden direkt aus dem Futter aufgenommen.
Mixed: Bei diesen Fettsäuren handelt es sich sowohl um im Euter synthetisierte, als auch aus dem Futter aufgenommene Fettsäuren. Sie weisen 16 C-Atome auf (C16 : 0, C16 : 1).
Die Ergebnisse der Fettsäureanalyse in Milch werden in Gramm pro 100 Gramm Milch (g / 100 g Milch) angegeben. Die Summe dieser Fettsäuren beträgt ungefähr 94,5% des gemessenen Milchfettgehalts. Die restlichen 5% sind auf den Glycerolgehalt des Milchfettes zurückzuführen.
Hohe Gehalte an De Novo- als auch an Mixed-FS sprechen dafür, dass die Pansenfermentation der Kohlenhydrate optimal verläuft und damit das Angebot an Butyrat und Acetat aus dem Pansen ausreichend ist. Die De Novo- bzw. Mixed-Fettsäuren spiegeln so in der Frühlaktation die Energieversorgung der Kühe wider. Der Anteil der De Novo-FS an der Milch sollte bei mehr als 0,85% (> 0,85g/100g Milch) liegen. Der Gehalt der Mixed-Fettsäuren sollte sich gleichzeitig bei >1,35 g pro 100 g Milch einpendeln.
Die Preformed-FS variieren in der Regel nicht so stark und sollten zwischen 1,2 bis 1,6 g/100 g Milch liegen. Allerdings ändert sich der Anteil dieser Fettsäuren während der Laktation. So ist der Gehalt zu Laktationsbeginn hoch (starker Körperfettabbau) und nimmt mit fortschreitender Laktation ab.
Die Fettsäuren zeigen eine verschlechterte Futteraufnahme an
Beobachtet man also diese Fettsäuren, lässt sich in der Tankmilch innerhalb von 48 Stunden erkennen, wenn die Futteraufnahme der Kühe, z.B. durch auftretende Fehler in der Rationszusammenstellung, zurückgeht (De Novo geht zurück).
Auch über die Tagesmengen der einzelnen Fettsäure-Gruppen lassen sich Rückschlüsse auf die Fütterung ziehen. Laut eigener Untersuchungen der LKS Sachsen (an deutschen Verhältnissen untersucht, amerikanische Werte weichen etwas ab), sollten folgende Tagesmengen erreicht werden:
De Novo-Fettsäuren: 280 g/Kuh und Tag
Preformed Fettsäuren: 450 bis 550 g/Kuh und Tag
Diese Werte gelten für Holstein-Herden. Denn es bestehen wahrscheinlich geringe Rassenunterschiede im Anteil der produzierten Fettsäuren. Zum Beispiel produzieren Jersey-Kühe typischerweise
etwas mehr Fett und mehr De-novo-Fettsäuren (höherer prozentualer Anteil an den gesamten Milchfettsäuren). Deshalb müssen die Zielwerte für andere Rassen (Jersey, Fleckvieh, Kreuzungen, …) angepasst werden.
Fettsäuren sind auch Spiegelbild einer Überbelegung
In amerikanischen Studien wurde auch untersucht, ob es Unterschiede zwischen Betrieben mit hohen bzw. niedrigen De Novo-Fettsäuregehalten (FS) gibt. Es zeigte sich, dass ein hoher Gehalt positiv mit einem hohen Gehalt an Milchfett- und -eiweiß korreliert. Positiv auf die De Novo-Fettsynthese (gute Pansenfermentation) wirkt sich vermutlich aus:
Geringere Besatzdichten (weniger als 110%), denn eine Überbelegung und zu wenig Platz führt zu geringeren Futteraufnahmen.
Häufigere Futtervorlage (zweimal pro Tag und mehr).
Rationen enthalten normalerweise weniger ungesättigte Fette (RUFAL) in Kombination mit
ausreichenden Mengen an physikalisch wirksamer NDF (peNDF).
Analyse der Milchfettsäuren könnte im Rahmen der MLP erfolgen
Die Analyse von Milchfettsäuren könnte im Rahmen der MLP bzw. Tankmilchuntersuchung stattfinden, weshalb einige Labore überlegen, diese einzuführen. Mit der Kenntnis über die FS-Zusammensetzung kann die Fütterung der Herde überwacht werden. Möglicherweise lässt sich daraus auch eine Einzeltierdiagnostik ableiten, allerdings müssen hierzu weitere Untersuchungen folgen.