Stromausfall

Melken: Notstromaggregat muss zur Stelle sein

Wer Kühe melkt braucht Strom, ganz gleich ob man konventionell oder automatisch melkt. Wie kann man sich gegen einen möglichen Ausfall des Netzstroms absichern?

Droht ein Strom-Blackout in den nächsten Monaten in Deutschland und was bedeutet dies für Milchkuhhalter? Diese Frage wird bereits seit Wochen heiß auf den Betrieben diskutiert. Laut der Bundesnetzagentur ist zwar ein großflächiger Blackout (grenzüberschreitender, langfristiger Stromausfall) unwahrscheinlich, jedoch könnte es nach Aussage der Agentur zu regionalen, kurzzeitigen Lastabschaltungen kommen. Auch Cyberangriffe seien, laut Wirtschaftsministerium, nicht ausgeschlossen.

Die Folgen eines solchen Stromausfalls sind in Melkroboter-Betrieben oft noch dramatischer als in Betrieben mit konventionellen Melkständen. Denn je nachdem wie lange die Energieversorgung aus dem Netz gekappt ist, können sich ohne eine Notstromquelle erhebliche Melkanrechte aufbauen.

Derzeit kaum lieferbar

Daneben funktionieren auch Milchkühlung und Reinigung nicht mehr. Geräte (z.B. Kompressor für Druckluftsteuerung von Toren) und Computer zur Steuerung und Überwachung fallen ebenfalls aus, Einstellungen und Datensicherungen sind gefährdet.

Aktuell ist es schwierig bzw. gar nicht möglich, Notstromaggregate zu kaufen. Dennoch sind Notstromaggregate eine langfristige, strategische Anschaffung, eine Versicherung für den Notfall, weshalb es sich trotz der derzeitigen Kauf-/Lieferschwierigkeiten lohnt, sich mit der Thematik zu beschäftigen. Im folgenden gehen wir deshalb darauf ein, worauf Sie beim Kauf und anschließend im Betrieb achten sollten!

Notstromaggregat gehört auf den Betrieb!

Eine geregelte Notstromversorgung sollte daher in jedem (AMS-)Milchkuhbetrieb vorhanden sein! Zudem weist die Nutztierhaltungs-Verordnung auf die Verantwortung von Tierhaltern hin, die Tierversorgung gegen Stromausfälle abzusichern!

Da eine „schnell improvisierte“ Notstromversorgung die sensible und kostenintensive Technik eines Melkroboters schädigen kann, ist eine von vornherein geplante und zur Inbetriebnahme des Roboters funktionstüchtige Notstromanlage sinnvoll.

Ansprechpartner für ein solches Stromsicherheitsnetz sind Elektriker bzw. Fachbetriebe für Notstromversorgung. Diese ermitteln die notwendige Leistung der Ersatzstromquelle und bereiten vor, installieren und testen entsprechende Netztrennstellen und Einspeiseanschlüsse, bevor die Anlage in Betrieb geht.

Unterbrechungsfrei einschalten

Die Versorgung mit Notstrom sollte im Bedarfsfall am Melkroboter am besten unterbrechungsfrei erfolgen. Spezielle Technik zur unterbrechungsfreien Stromversorgung („USV-Geräte“), macht dies möglich. Diese können den kurzen Zeitraum zwischen Ausfall des Netzstroms und Anspringen eines Notstromgerätes für besonders wichtige oder empfindliche Geräte überbrücken. Eine USV schützt angeschlossene Systeme aber nicht nur vor dem Stromausfall, sondern auch vor anderen Störungen, wie Unter- oder Überspannungen im Stromnetz.

Eine sichere und zuverlässige Abschaltung lässt sich zudem nur mit einem sogenannten Generatorschutzschalter, realisieren.

Welche Notstromaggregate sind auf dem Markt?

Auf dem Markt werden u.a. zwei Notstromsysteme angeboten, die zum Einsatz kommen können:

  • Motorbetriebene Notstromaggregate (Benzin oder Diesel) können sich je nach Ausführung (Aggregate mit automatischem Schaltschrank) automatisch anschalten. Automatische Aggregate werden in der Landwirtschaft hauptsächlich in Geflügelställen eingesetzt. Aber auch in großen Milchkuhställen, die Geräte mit hohen Leistungen in Betrieb haben (z. B. mehrere Melkroboter), werden motorbetriebene Generatoren genutzt (hohe Leistungen 60 kVA).
  • Deutlich preiswerter sind Geräte, die mit einer Schlepperzapfwelle angetrieben werden. Denn hier ist der tractor die Antriebseinheit. Zudem sind sie weniger wartungs- und pflegeaufwendig. Zapfwellen-Stromerzeuger sollten mit einem Ober- und Unterspannungsschutz mit Abschaltung und mit einer Über- und Unterfrequenz-Überwachung (+/- 3 Hz, bei Abweichung von diesen Grenzwerten sollte sich Generatorschalter ausschalten) ausgestattet sein.
  • Photovoltaikanlagen sind derzeit kaum für die Notstromversorgung geeignet. Da sie nur bei Sonnenschein Strom liefern, stehen sie für eine sichere Überbrückung eines Netzstromausfalles nur eingeschränkt zur Verfügung. Eine Energiespeicherung (und damit Notstromversorgung) mithilfe leistungsstarker Akkumulatoren ist aufgrund hoher Anschaffungskosten solcher Akkus derzeit eher uninteressant.

In Milchkuhbetrieben werden in der Regel Zapfwellen-betriebene Notstromgeräte eingesetzt. (Bildquelle:  )

Sicherheitszuschlag einkalkulieren

Bei der Auswahl des geeigneten Notstromaggregates muss auf dessen Leistungsfähigkeit geachtet werden. Deshalb sollte (zusammen mit einem Elektriker) überlegt werden, welche Verbraucher (z. B. Melkmaschine, Kühlung, Pumpe für die Wasserversorgung, etc.) unbedingt mit Notstrom versorgt werden müssen. Anschließend sollte die Leistung (kW siehe Typenschild) der Geräte addiert werden.

Bei der Auswahl der Aggregate sollte auch die Stallbeleuchtung oder eine Beheizung der Melkbox bzw. des Melkstandes im Winter berücksichtigt werden. Auf die Summe dieser wichtigsten Stromverbraucher sollte anschließend ein Sicherheitszuschlag von 25 bis 30 % aufaddiert werden. Zum Schluss teilt man den errechneten Bedarf durch den Cosinus-Phi des Generators (siehe Typenschild). In der Regel weist dieser einen Wert von 0,8 auf. Damit erhält man die Leistung des Generators, die in kVA (Kilovolt-Ampere) ausgedrückt wird.


Beispiel: Bei Anschlusswerten der Verbraucher von 20 kW und einem Sicherheitszuschlag von 30 % würde eine Generatorleistung von mindestens 32,5 kVA benötigt ([20 kW x 1,30]/0,8 = 32,5 kVA).

Notstrom regelmäßig testen

Dass ein milchkuhhaltender Betrieb eine betriebseigene Notstromversorgung benötigt, steht außer Frage. Damit die Technik im Notfall verlässlich anspringt und die Stromversorgung unterbrechungslos aufrechterhält, ist eine gute Wartung ebenso unerlässlich wie ein regelmäßiger Testbetrieb.

Stationäre Geräte mit einem ­eigenen Motor sollten alle vier bis sechs ­Wochen getestet werden. Auch Zapfwellenbetriebene Generatoren sollten routinemäßig einmal im Monat betrieben werden. So sind die Abläufe im Notfall klar und die Kühe ­gewöhnen sich an die neuen Geräusche. Diese „Notstrom-Übung“ sollte fest eingeplant sein, z.B. an jedem ersten Samstag im Monat.

Für einen Dieselgenerator sollte man 200 bis 500 l Diesel auf Vorrat haben.

Stromversorgung

Und dann ist der Strom weg…

von Ruth Annette Thiemann

Die Sorge eines temporären Blackouts ist für diesen Winter deutlich höher. Wir haben mit einem Anbieter von Stromgeneratoren über die aktuelle Lage gesprochen.