Carolien Broekhuizen ist vor 20 Jahren mit ihren Eltern nach Kanada ausgewandert. Inzwischen führt sie ihren eigenen Milchkuhbetrieb. Einfach ist es nicht.
Im Jahr 2001 entschied sich Familie Broekhuizen in Kanada zu leben, statt in den Niederlanden. In der Nähe von Alliston (Ontario, Kanada) ließen sie sich auf einer Farm mit 250 Milchkühen nieder. Tochter Carolien erwarb dann ihren eigenen Betrieb im Jahr 2018 direkt auf der anderen Straßenseite. Ein Jahr später verkauften Ihre Eltern ihren Milchkuhbetrieb und halfen Carolien, vor allem finanziell, neu...
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Im Jahr 2001 entschied sich Familie Broekhuizen in Kanada zu leben, statt in den Niederlanden. In der Nähe von Alliston (Ontario, Kanada) ließen sie sich auf einer Farm mit 250 Milchkühen nieder. Tochter Carolien erwarb dann ihren eigenen Betrieb im Jahr 2018 direkt auf der anderen Straßenseite. Ein Jahr später verkauften Ihre Eltern ihren Milchkuhbetrieb und halfen Carolien, vor allem finanziell, neu zu bauen. „Ich wollte einen kleineren Betrieb führen, damit ich ohne Mitarbeiter meine Kühe versorgen kann“, sagt sie. „Ich habe im Unternehmen meiner Eltern gelernt, dass die Mentalität der Mitarbeiter hier oft anders ist als in den Niederlanden. Sie teilen leider meine Leidenschaft für Kühe nicht.“ Damit umzugehen sei nicht ihre Stärke, sagt Carolien Broekhuizen und zuckt mit den Schultern.
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In unserem Schwerpunkt EliteFrauen stellen wir Ihnen neben wichtigen Themen aus der Milcherzeugung viele starke Frauen vor. Sie erzählen ihre Geschichten und Werdegänge und zeigen, wie sie schwierige Situationen überwunden haben. Sie sind tolle Vorbilder für uns alle, die eins verbindet: die Leidenschaft, mit Kühen zu arbeiten! Lesen Sie hier mehr über Frauen in der Milchbranche!
Bei der Arbeit mit Kühen ist ihr ein hohes Maß an Tierwohl wichtig. Die hierfür notwendigen Investitionen seien aber in einer kapitalintensiven Branche wie der Milchkuhhaltung in Kanada sehr schwierig zu realisieren gewesen. „Glauben Sie nicht, dass die kanadischen Banken, die lautstark beteuern Nachhaltigkeit, Innovationen und Frauen in der Landwirtschaft zu fördern, mir so einfach Geld gegeben hätten. Auch als ich ihnen mein Konzept und einen Bauplan vorlegte, wollten sie immer noch, dass meine Eltern für mich finanziell bürgen.“ Die Banken hätten endlose Sicherheitsfragen gehabt, bevor sie ihr Darlehen freigaben. „In diesem Monat darf ich endlich meine Eltern von ihrer Bürgschaft befreien,“ sagt die Milcherzeugerin erleichtert.
Jeden Stress für die Kühe vermeiden
Schwierig war die Finanzierung durch die Bank auch, weil Carolien eher unkonventionelle Wege in der Haltung gehen wollte. So investierte sie nicht in einen „normalen“ Roboterstall mit Liegeboxen, sondern in ein Stallsystem, in dem sie den Stress auf ein Minimum reduzieren wollte. „Dank eines Stegs über dem großen Strohabteil muss ich nicht allzu häufig in die Herde. So vermeide ich Stress.“ Eingestreut werden die Kühe über eine an der Brücke angebrachte Rohrförderanlage (siehe Foto oben). Jede Stunde wird fein gehäckseltes Stroh fünf Minuten lang in den Stall geblasen. Insgesamt zwei große Quaderballen Stroh pro Tag. „Die Kühe könnten noch sauberer sein. Aber die Hygiene passt, denn die Zellzahlen liegen im Mittel bei 150.000 pro ml Milch und ich habe seit zwei Jahren kein Antibiotikum mehr eingesetzt.“
Arbeitsprozesse optimal aufeinander abstimmen! Das ist Jana Hocken nicht nur auf ihrem Betrieb in Neuseeland wichtig. Sie berät auch andere Milcherzeuger.
Zu kämpfen hat sie jedoch mit Digital Dermatitisund den harten kanadischen Wintern, die ihr vor allem bei den Melkrobotern Probleme bereiten, wenn diese einfrieren. Außerdem macht ihr die zunehmende Bürokratie zu schaffen. Die Interessenvertretung der Milcherzeuger (Dairy Farmers of Canada) hat so z.B. die Regelungen und den Dokumentationsaufwand für das kanadische Qualitätsmilch-Programm (CQM Certificate, Programm zur Sicherung der Lebensmittelsicherheit) deutlich angehoben. „Ich denke viel darüber nach, ob ich mich dem beuge und mich auf diese ganze Bürokratie einlasse. Ich habe diesen Job gewählt, um frei zu sein, und nicht um noch mehr willkürlicher Papierarbeit nachzukommen.“.
Ein großes „Wir-Gefühl“
Landwirtschaft, das ist für Carolien fast eine Berufung. „Wir Landwirte sind eine Gruppe von Passagieren auf demselben Schiff. Wir trotzen den gleichen Stürmen und haben ein großartiges Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Es sei schwer dies Menschen zu erklären, die nicht in der Landwirtschaft aufgewachsen sind.
Was motiviert Carolien Broekhuizen weiterzumachen? „Für die Milcherzeuger in den Niederlanden ist es inzwischen sehr schwierig Milch zu produzieren. Dennoch finden sie immer neue Wege. Das motiviert auch mich weiterzumachen und meinen Betrieb zu entwickeln.“
Anke will mit Kühen arbeiten, das steht für sie schon lange fest. Um Erfahrungen für ihre eigene Zukunft zu sammeln, arbeitet sie als Herdenmanagerin in Norddeutschland.