In der Wissenschaft ist es heute möglich, nicht nur den Körper zu vermessen oder Gene zu analysieren, sondern schon auf Zellebene dem Stoffwechsel bei der Arbeit „zuzusehen“: Kleinste Zwischen- und Abbauprodukte zeigen, wie die Organe mit Herausforderungen umgehen.
Was wir dort finden, macht mir allerdings Sorgen. So erkennen wir auch bei Milchkühen, die äußerlich gut mit einer hohen Milchleistung zurechtkommen – sie fressen, sie geben Milch, die...
In der Wissenschaft ist es heute möglich, nicht nur den Körper zu vermessen oder Gene zu analysieren, sondern schon auf Zellebene dem Stoffwechsel bei der Arbeit „zuzusehen“: Kleinste Zwischen- und Abbauprodukte zeigen, wie die Organe mit Herausforderungen umgehen.
Was wir dort finden, macht mir allerdings Sorgen. So erkennen wir auch bei Milchkühen, die äußerlich gut mit einer hohen Milchleistung zurechtkommen – sie fressen, sie geben Milch, die Ketonkörper sind im grünen Bereich – Stoffwechsel-Produkte, die den Körper negativ beeinflussen. Irgendwann kann der Stoffwechsel nicht mehr kompensieren, die Kuh wird anfälliger bis hin zur klinischen Erkrankung. Das nennen wir „metabolische Entzündung“. Natürlich gibt es Kühe, deren Stoffwechsel auch bei 14.000 kg Milch gesund und entspannt durchmarschiert. Das trifft jedoch längst nicht auf alle zu.
Kälber länger tränken
Leider sind wir noch nicht soweit, dass wir „von außen“ bzw. anhand von festen Markern erkennen können, welche Kühe die Belastungen vollständig wegstecken und welche Kühe nicht. Was wir aber bereits wissen, ist Folgendes:
- Kälber benötigen mehr Milch. Es dauert 14 bis 16 Wochen, bis aus einem Kalb ein Wiederkäuer wird. Eine kürzere Tränkephase beeinträchtigt die Prozesse im Körper lebenslang.
- Stoffwechsel-Stress wird über Generationen vererbt. Gerade Kälber von Färsen bekommen mit, dass ihre Mütter während der Trächtigkeit noch wachsen müssen. Ein moderates Erstkalbealter von 24 Monaten und ein fleischbetonter Bulle fürs erste Kalb (Nutzung als Mastrind) sorgen langfristig für eine gesündere Herde.
- Gepaart mit einem auf Prävention ausgerichteten Herdenmanagement (und einer realistischen Einschätzung, welcher Kuh das eigene Können wirklich entspricht) erbringen Kühe „hintenrum“ die beste Leistung. Deshalb lieber eine niedrige Einstiegsleistung und dafür mehr Laktationen oder eventuell eine (robustere) Doppelnutzungsrasse wählen!
Wahrscheinlich können die „offensichtlichen“ Merkmale (wachsen, Milch geben, fressen) künftig nicht mehr unser einziger Maßstab für Gesundheit sein. Ich würde mich freuen, wenn Milcherzeuger auch in Zukunft mitziehen und umsetzen, was wir herausfinden!
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