Viele Milchkuhhalter besamen ihre „weniger wertvollen“ Kühe mit Fleischrassesperma. Sie versprechen sich insbesondere höhere Erlöse bei der Vermarktung der Kälber und geringere Aufzuchtkosten. So hat sich der Anteil der Fleischrassebesamungen stark durch die Ausbreitung der genomischen Zuchtwerteinschätzung auf weiblicher Seite erhöht.
So werden nur noch die besten Nachkommen aufgezogen, was zu einer Reduzierung der Aufzuchtkosten führt. Außerdem können die Kälbererlöse...
Viele Milchkuhhalter besamen ihre „weniger wertvollen“ Kühe mit Fleischrassesperma. Sie versprechen sich insbesondere höhere Erlöse bei der Vermarktung der Kälber und geringere Aufzuchtkosten. So hat sich der Anteil der Fleischrassebesamungen stark durch die Ausbreitung der genomischen Zuchtwerteinschätzung auf weiblicher Seite erhöht.
So werden nur noch die besten Nachkommen aufgezogen, was zu einer Reduzierung der Aufzuchtkosten führt. Außerdem können die Kälbererlöse durch die Kreuzungstiere erhöht werden. In den letzten Jahren erhöhte sich der Anteil der Fleischrassebesamungen stark durch die Ausbreitung der genomischen Zuchtwerteinschätzung auf weiblicher Seite.
Mehr Fleischrassebesamungen
Aktuelle Auswertungen der Rinder-Union West e.G. (RUW) zeigen, dass die Anzahl der Besamungen mit Fleisch- und Doppelnutzungsrassen bei Holsteinkühen im vergangenen Jahr um 7,2% bei den Erstbesamungen zugenommen hat. Schon ein Viertel aller Besamungen erfolgt mit Fleischrassen. Dabei wird die Rasse Weiß-Blau Belgier (WBB) am häufigsten eingesetzt. Beispielsweise werden beim VOST ein Anteil von 11% WBB von allen Besamungen genutzt. Bei der RUW liegt dieser Anteil bei 14,4%. Bei Nachbesamungen liegt der Anteil an Fleischrassebesamungen höher.
Die Anteile des eingesetzten Holsteinspermas in 2021 zeigen bei den aufgeführten Zuchtverbänden große Spannbreiten von bis zu 14%.
*Es gibt es keine Garantie auf Vollständigkeit bei den Zahlen in der Tabelle.
Achtung Kalbeverlauf
Der Einsatz von Fleischrassen und speziell der Rasse WBB wird aufgrund des Risikos für Schwergeburten oft diskutiert. Sie zeichnen sich oft durch hohe Geburtsgewichte aus. Kürzlich wurden Auswertungen zu Geburten mit Angaben zum Kalbeverlauf der verschiedene Fleischrassen veröffentlicht. Im RUW-Gebiet wird deutlich, dass es große Unterschiede bei Kalbeverläufen innerhalb einer Fleischrasse gibt. Die besten Kalbeergebnisse erzielt die Rasse Angus, die jedoch nur mit einem Anteil von 1,3% der Besamungen im RUW-Gebiet eingesetzt werden (zu geringe Kälbererlöse und Vermarktungsmöglichkeiten).
Enorme Unterschiede gab es bei den Kalbeergebnissen der WBB. Sie befinden sich im Vergleich der Zuchtwerte Kalbeverlauf direkt (ZW KVd), Totgeburten direkt (ZW TGd) und dem Relativzuchtwert direkt Kalbeeigenschaften (RZKd) eher im mittleren bis unteren Bereich im Vergleich zu anderen Fleischrassebullen.
Vergleich der Kalbeeigenschaften verschiedener RUW-Bullen (WBB):
Die aufgeführten Zahlen verdeutlichen wie unterschiedlich die Kalbeeigenschaften der WBB ausfallen. Wichtig: Nur töchtergeprüfte Bullen (mit hoher Nachkommenanzahl =mehr Sicherheit) einsetzen. Und ggf. den Einsatz streuen (nicht alles von einem Bullen, falls der doch schwere Kalbungen machen).
Um das Risiko von Schwergeburten zu minimieren sollten nur großrahmige Kühe mit breiten Becken ab dem zweiten oder dritten Kalb für die Besamung mit einer Fleischrasse gewählt werden. Bei bestehenden Problemen im Bereich Fütterung, Kalbungen und Nachgeburtsverhalten sind z.B. Limousin und Angus geeignete Fleischrassen- WBB eher weniger. Zudem ist eine intensivere Geburtsüberwachung nötig.
Quelle: Masterrind, Rinderallianz, Rinderproduktion Berlin-Brandenburg, Rinder-Union West, VOST
Auch der BRS und das vit sammeln Daten zu den Kalbeeigenschaften von Fleischrassebullen um einen „Beef-on-Dairy“-Indexes zu erarbeiten. Mehr dazu finden sie hier:
Neu: Zuchtindex für Beef-on-Dairy-Besamungen in Arbeit
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