EuroTier-Vorschau

Haltung und Management vereinfachen

Zur EuroTier im Februar werden wieder einige Neuheiten im Bereich Kuhkomfort und Herdenmanagement gezeigt. Hier ein kleiner Einblick!

Die Reduzierung der Emissionen wird auch in Milchkuhställen ein immer größeres Thema. Für Produkte in diesem Bereich wurden von der DLG (Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft) eine Gold- und eine Silbermedaille vergeben. Daneben zeigen wir Ihnen neue Produkte (HM-Programm, Fressgittersteuerung, Separationseinheit, etc.), die Ihren Arbeitsalltag vereinfachen könnten. 

Gold für Kuhtoilette

Die einzige Goldmedaille erhält die Firma Hanskamp für die Erfindung der CowToilet. Die Technik aus den Niederlanden fängt den Harn direkt an der Kuh auf. Integriert ist diese Toilette in einer Kraftfutterbox. Beim Fressen des Futters soll die Kuh unter der Scham stimuliert werden, so dass sie reflexartig Harn lässt. Eine speziell geformte Schale fängt diesen auf und führt ihn über eine Vakuumleitung in einen separaten Tank ab. Kot und Harn werden somit sehr früh getrennt. Das mindert ein Freisetzen von Ammoniak. Nach ersten Erfahrungen können zwischen 15 und 20 Liter Harn je Kuh und Tag gesammelt werden. 

Silber: Neues System zur schnellen Separation von Kot und Urin 

Eine Trennung von Kot und Harn kann die Entstehung von Ammoniak auf Laufflächen mindern. Die Firma Bioret aus Frankreich entwickelte mit Delta X Pack ein Gummimattensystem, das Kot und Harn auf den Laufflächen automatisch separiert und getrennten Lagern zuführt.
Dazu sind im Gummimattensystem (Gefälle von 3 %) gegenläufige Förderbänder integriert, die den Harn zum Flüssiglager und den Kot zum Feststofflager ableiten. Das System ermöglicht laut Hersteller eine schnelle und wirksame Trennung, wodurch sich Emissionen reduzieren lassen.

Das Gummimattensystem kann  Kot und Harn auf den Laufflächen automatisch separiert und getrennten Lagern zuführt. (Bildquelle: Werkbild)

Nie wieder Kühe zu lange im Fressgitter stehen lassen

Die Firma Kristen bietet einen elektrischen Hebel als Zusatzausrüstung für sämtliche Selbstfanggitter an. Dieser eHebel kann manuell oder per App bedient werden. Mithilfe der Steuerung soll es möglich sein feste Schließ- und Öffnungszeiten (Zeitschaltuhr) zu hinterlegen. Der Hebel ist zudem dezentral über die App bedienbar, also auch aus der Herde heraus, wenn Kühe kurzfristig eingefangen werden sollen. Die Schaltung ist nachrüstbar und soll vier Hebel zentral steuern können.

Mit dem eHebel von Kristen lassen sich Fressgitter zentral, auch über eine App, steuern. (Bildquelle: Werkbild)

Eigenständige Separation

Dairymaster stellte das Standalone-Separationssystem „DraftNow“ vor. Das System enthält ein eigenständiges Softwareprogramm sowie eine mobile Smartphone App. Mit Hilfe des Systems sollen Kühe bei Bedarf einfach aus der Ferne separiert werden können. Als herstellerübergreifendes System soll es sowohl in Betrieben mit, als auch ohne automatischem Identifikationssystem von Dairymaster installiert werden können und eignet sich somit auch für Milchkuhbetriebe, die eine andere Melktechnik verwenden.
Das System ist als 2-, oder 3-Wege-Separationssystem erhältlich. Bei Bedarf können mehrere Sortierungsoptionen miteinander verbunden werden. Alle Informationen zum Separieren der jeweiligen Kühe, können auf dem PC oder in der App angezeigt und analysiert werden. Die Benutzeroberfläche soll u.a. folgende Funktionen enthalten: 
  • Einfaches Erfassen und Auswählen der zu separierenden Kühe.
  • Automatische und manuelle Separationsprogramme, für z. B. lahme Kühe, Besamungen etc.
  • Auswahl und Separation ganzer Tiergruppen, z.B. für Trockenstellen.

Die Separationseinheit ist herstellerunabhängig einzusetzen. (Bildquelle: Werkbild)

Flexible Liegebox

Die RFM-Box (Kristen) ist eine bewegliche Liegebox, die sowohl im Kopfraum als auch auf einer erhöhten Bugabtrennung montiert werden kann. Die Box soll stufenlos höhenverstellbar sein, wodurch die Box an jede Tiergröße angepasst werden kann. Die Konstruktion ermöglicht dabei eine variable Positionierung der Nackenkette. Die Liegebox ist zum Einbau für Bahnenware und Wasserbetten geeignet. Sie soll zudem ein ungehindertes Stehen der Kühe in der Box ermöglichen. 

Flexiblere Lösung für das Herdenmanagement

Die Farm-Management Plattform 365FarmNet und Uniform-Agri (Management-Software für Milchviehbetriebe) arbeiten jetzt zusammen und bieten Milchviehhaltern eine neue Generation der Herdenmanagement-Software an.
Milchviehalter könnten hierdurch jetzt mit einer einzigen Software ihre Daten verwalten. Bei der Anwendung „365FarmNet Milchviehhaltung“ können verschiedene  Melkmaschinen-Marken, Brunsterkennungssensoren und viele andere innerbetriebliche Sensoren integriert werden. Da das Programm cloudbasiert läuft, können Daten auch jederzeit ortsunabhängig z.B. über mobile Endgeräte eingegeben werden. Für die Anwendung muss zudem keine einmalige Lizenzgebühr zu Beginn (wie bei vielen Programmen üblich) gezahlt werden, sondern der Betrag für die Nutzung wird monatlich abgebucht. 

Das Dashboard können sich die Nutzer selbst zusammenstellen. (Bildquelle: Werkbild)

Die Redaktion meint

Vor allem für das Herdenmanagement wurden auf der EuroTier-Vorpressekonferenz einige praxistaugliche  Lösungen/Produkte angeboten, um das tägliche Arbeiten zu vereinfachen. Die Praxistauglichkeit der Kuhtoilette (Goldmedaille!) muss sich jedoch erst noch zeigen. Dabei müssen u.a. zwei Fragen beantwortet werden: Wie viel Urin (prozentualer Anteil) kann tatsächlich über eine solche Auffangeinrichtung abgesondert werden? Wie oft müssen die Tiere Kraftfutter aufnehmen, damit sich die aufgefangene Urinmenge und damit eine separate Lagerhaltung des Urins auch tatsächlich lohnen?
Da erscheinen spezielle Spaltenböden oder das oben genannte Gummimattensystem bei der Trennung von Kot und Urin doch effektiver zu sein.
Weitere neue Produkte, die auf der EuroTier-Vorpressekonferenz vorgestellt wurden finden Sie in in den Artikeln Echte Innovationen im Kälberbereich und Fütterung: Aminosäuren unter der Lupe.

EuroTier: Digital im Februar

Die kommende EuroTier wird vom 9. bis 12. Februar 2021 ausschließlich digital stattfinden. Dabei soll neben der Vorstellung von Produkten der Aussteller auch ein Fachprogramm und Diskussionsforen stattfinden. 


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