Futterbau
Grünland: Gibt es Einsparpotenziale bei der Frühjahrsdüngung?
Die extrem hohen Düngerpreise könnten zu einer reduzierten Frühjahrsdüngung im Grünland führen. Welche Folgen hat das für den Ertrag und die Futterqualität?


Ein Betrieb mit knapper Futterausstattung und geringen Reserven sollte aus der Erfahrung der Trockenjahre 2018 bis 2020 kein Risiko eingehen, indem er die Frühjahrsdüngung zum 1. Schnitt reduziert. (Bildquelle: Berkemeier )
Frühjahrsdüngung nicht unterschätzen!
Die uns erwartende Witterung in 2022 ist eine Blackbox.

Die konsequente Narbenverbesserung im Grünland ist wichtige für die passende Ertags- sowie Düngebedarfsermittlung. (Bildquelle: Berkemeier )
Stickstoff bietet Einsparpotenziale
Einsparpotenziale wären ggf. eine reduzierte N-Düngung um ca. 20 bis 30 % bei ausreichendem Futtervorrat im Betrieb.

Die bodennahe Gülleausbringung bei passender Witterung trägt dazu bei, die N-Verluste zu minimieren und damit die gesamte Nährstoffeffizienz im Betrieb zu verbessern. (Bildquelle: Berkemeier )
Was ist jetzt zu tun?
- Prüfung der Flächen: Bodenuntersuchungsergebnisse, Kationen-Austauschkapazität sowie die Nährstoffverhältnisse untereinander kritisch prüfen. Gibt es Einzelflächen mit sehr niedrigem pH-Wert oder sehr niedrigen Kaligehalten?
- Defizite beheben: Akuter Kaliummangel im Grünland kann bis zu 40 % Ertrag kosten, sehr niedrige pH-Werte werden zwangsläufig die Verfügbarkeit der Grundnährstoffe einschränken. Diese Defizite müssen behoben und ausgeglichen werden, bevor überhaupt über den Einsatz von hochpreisigen mineralischen N-Düngern nachgedacht wird.
- Wirtschaftsdünger effizient einsetzen: Betriebsinterne Wirtschaftsdünger, die wertvoll und ohnehin vorhanden sind, so effizient wie möglich einsetzen. Das beinhaltet die Nährstoffuntersuchung der Gülle sowie die N-min-Untersuchung der Ackerschläge.
- Wirtschaftsdünger-Verteilung prüfen: Die betriebsinterne Verteilung der Wirtschaftsdünger prüfen! In vielen Futterbaubetrieben wird der Mais zu üppig mit Gülle versorgt, während das intensive Schnittgrünland einen deutlich höheren Bedarf hätte. Eine Umverteilung der Nährstoffkreisläufe kann so Einsparpotenziale von Zukaufdünger schaffen.
- Wirtschaftsdünger-Aufnahme: Die Nährstoffkosten von Wirtschaftsdüngern werden immer geringer ausfallen als beim Einsatz von Mineraldünger. Deshalb sollte man prüfen, ob Wirtschaftsdünger, Gärreste oder Ähnliches von anderen Betrieben aufgenommen werden kann. Achtung: Bei Gärresten darauf achten, dass keine Geflügelexkremente aus Mastbetrieben enthalten sind, wenn diese auf Grünland ausgebracht werden sollen! Weiterhin muss bei der Aufnahme organischer Düngemittel die betriebliche max. N-Grenze von 170 kg/ha im Auge behalten werden, welche durch den N-Anfall aus eigener Tierhaltung und Wirtschaftsdüngeraufnahme nicht überschritten werden darf!
- Düngebedarfsermittlung: Die Düngebedarfsermittlung für jede bewirtschaftete Fläche gibt vor der Düngung die Obergrenze für N und P2O2 vor, um Grünlandbestände mit realistischer Ertragsabschätzung ausreichend zu ernähren. Für die übrigen Nährstoffe gelten die klassischen Düngungsempfehlungen anhand von Bodenuntersuchungen, Nutzungsformen und Erträgen.
- Ertragserfassung: Insbesondere bei der Ertragsabschätzung können grobe Fehleinschätzungen passieren, weil Erträge nicht ermittelt und beispielsweise Bestände mit lückigen Narben so schnell überdüngt werden, während das Ertragspotenzial anderer Schläge mit dichten, leistungsfähigen Narben nicht voll ausgenutzt wird.
- Konsequente Narbenverbesserung: Die konsequente Narbenverbesserung sowie eine teilflächenspezifische Ertragserfassung und Düngung sind besonders wichtige Bausteine für die Effizienzsteigerung!
- N-Verluste reduzieren: Zu einer maximalen N-Effizienz gehört es zwangsläufig auch, jegliche N-Verluste zu minimieren. Verluste bei der Lagerung und der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern lassen sich unter anderem durch folgende Maßnahmen reduzieren: Saubere Laufgänge und kühles Stallklima; Belassen von Schwimmschichten während der Lagerung zur Vermeidung von Ammoniakemissionen; Einsatz von Güllezusatzstoffen bzw. Ansäuerung zur Emissionsreduktion; kurz vor der Ausbringung gut homogenisieren, separieren oder Wasser zusetzen (Ziel: Gülle max. 6 % TS); Ausbringung bei bedecktem, kühlen Wetter mit möglichst bodennaher Ausbringung wie Schleppschuh oder Gülledrill.
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