Futterknappheit

Futtervorrat mit Ganzpflanzensilage aufstocken

Die Ernte von Getreide als Ganzpflanzensilage (GPS) kann helfen, Futterlücken zu schließen. Tipps zur Ernte, Silierung und Einsatz.

Der Regen lässt vielerorts bereits seit Wochen auf sich warten. Aufgrund der teilweise vorherrschenden Trockenheit ist die Ernte von Getreide-Ganzpflanzen-Silage (GPS) zur Grundfuttersicherung in diesen Tagen wieder ein Thema.

Den optimalen Erntezeitpunkt treffen

Die Energiegehalte sowie die Siliereignung von GPS variieren von dem Korn-Stroh-Verhältnis. Im Idealfall (Stroh-Korn-­Verhältnis von 1 : 1 bis 1,2, der Kornanteil sollte 50 % betragen) sind Energiegehalte von 5,0 bis 6,5 MJ NEL/ kg TM zu erreichen.
Das Erntefenster ist knapp bemessen – bei einem verspäteten Schnitt sinken die Erträge und die Silierfähigkeit aufgrund der Verstrohung sehr rasch. Der optimale Erntezeitpunkt liegt zwischen Ende der Milchreife und Beginn der Teigreife (BBCH 77 bis 83):
  • Ende der Milchreife und Beginn der Teigreife (BBCH 77 bis 83): Die Körner lassen sich noch mit dem Fingernagel eindrücken, der Korninhalt spritzt nur noch leicht.
  • Dabei beginnt das Stroh sich leicht gelb zu verfärben, Halmknoten, Grannen und die oberen zwei Drittel der Blätter sind aber noch grün.
  • Der angestrebte Trockensubstanzgehalt (TS-Gehalt) liegt in dieser Zeit, etwa zwei bis drei Wochen vor der Kornreife, für Gerste bei 35 % und für Weizen, Triticale und Roggen bei 35 % bis 40 %.
  • TS-Gehalt in Gesamtpflanze (bei Korn-Stroh-Verhältnis von 1:1): 32 bis 38 %
Die GPS-Ernte ist mit allen gängigen Feldhäcksler-Vorsätzen möglich.

Die GPS-Ernte ist mit allen gängigen Feldhäcksler-Vorsätzen möglich. (Bildquelle: Werkbild Claas)

Das Häckselgut muss intensiv aufbereitet sein

Die GPS-Ernte ist mit allen gängigen Feldhäcksler-Vorsätzen möglich. Sogenannte Direktschneidwerke sind speziell für die GPS-Ernte entwickelt worden. Kriterien einer angestrebten Häcksel­arbeit:
  • Alle Körner sind zerschlagen. Sonst drohen hohe Energieverluste durch das Ausscheiden unverdauter Körner (ideal nur mit Cracker).
  • Alle Halme und Halmknoten sind aufgesplissen. Wichtig für die Verdichtung und Silierung (Hohlräume im Stängel zerstören).
  • Die Häcksellänge liegt zwischen 6 mm und 8 mm. Wichtig für eine gute Verdichtung.
  • Über die Schnitthöhe lässt sich das Stroh-Korn-Verhältnis und damit der Energiegehalt neben dem Erntezeitpunkt weiter steuern: Je 10 cm mehr Schnittlänge nimmt der Energieertrag um etwa 10 % ab, die TM-Gehalte um etwa 2 % zu.

Getreide-Ganzpflanzensilage neigt zur Nacherwärmung

Ganzpflanzensilage neigt zur aeroben Instabilität, bei falschem Silomanagement erwärmt sie sich rasch. Es kommt zu teuren Nährstoffverlusten. Daher gilt:
  • Zügig ernten, am besten direkt mit dem Feldhäcksler und Direktschneidwerk (GPS-Vorsatz).
  • Das Silo schmal und flach anlegen, sodass ein hoher Vorschub gewährleistet ist.
  • Je enger das Korn-Stroh-Verhältnis, desto besser ist die Siliereignung.
  • Das junge, noch feuchte Erntegut lässt sich besser verdichten als strohigeres Material.
  • Erreicht werden sollte bei einem TM-Gehalt von 35 % eine Verdichtung von 230 kg TM/m3, bei 45 % sind mindestens 260 kg TM/m3 anzustreben.
  • Einsatz von Siliermitteln der Wirkungsrichtung WR 1b/c (Milchsäurebakterien für Gärverlauf) und WR 2 für eine bessere Lagerstabilität sind sinnvoll.
  • Das Silo sollte mindestens sechs Wochen, nach Empfehlung sogar zwölf Wochen, geschlossen bleiben.
  • Getreide-GPS enthält wenig Nitrat, das kann die Bildung von Buttersäure begünstigen. Deswegen neben dem Siliermitteleinsatz auf absolute Hygiene beim Silomachen achten und das Silo sofort nach dem Walzen Abdecken.
  • Empfohlen wird auch, auf das GPS-Silo noch eine Schicht Gras zu silieren.

4 bis 6 kg TM an Kühe füttern

Ganzpflanzensilage ist eine Mischung aus Stroh und Körnern. Mit einem Anteil von etwa 10 % Rohprotein pro kg TM ist sie ein eiweißarmes Futtermittel (Anteil pansenstabiles Protein, UDP, 15 bis 20 %), mit mittleren Energiegehalten (Ziel 5,8 MJ/kg TM NEL) und einer geringen Stärkebeständigkeit (bXS 10 %, wie Maissilage). Die anzustrebenden Rohfasergehalte liegen bei 22 bis 24 % der TM.

Für Einlagerung, Silierung und Futteraufnahme sind kurze Partikel bei Grassilage ideal. Wie kurz man tatsächlich häckseln kann, bestimmen aber Gras und Technik.

Ein Problem für die Rationsplanung mit Ganzpflanzensilage ist es, dass häufig nur alte Futterwertdaten bzw. Tabellenwerte zur Orientierung vorliegen. Da die Einschätzung der Energie einer GPS grundsätzlich recht unsicher ist, sollte immer eine Futterwertanalyse der vorhandenen Silage erfolgen – ohnehin ein Muss für eine optimale Rationsberechnung.

In Futterrationen für Milchkühe wird ein Einsatz von GPS mit 4 kg bis 6 kg TM empfohlen

In Futterrationen für Milchkühe wird ein Einsatz von GPS mit 4 kg bis 6 kg TM empfohlen. (Bildquelle: Ostermann-Palz)

Aufgrund dieser Eigenschaften ist eine GPS gut kombinierbar mit Grassilage. Sie liefert Stärke (schnellen Abbau in Rationsplanung berücksichtigen, mit langsamen Energiekomponenten ausgleichen) und gleicht durch die negative (-3 bis -4) ruminale Stickstoff-Bilanz (RNB) die positive RNB der Grassilage aus.
In Futterrationen für Milchkühe wird ein Einsatz von GPS mit 4 kg bis 6 kg TM empfohlen (Vorschub planen!). Dabei beachten, dass der Stärkegehalt der Gesamtration nicht zu hoch und genügend Eiweiß ergänzt wird.

GPS räumt das Feld im Vergleich zur Druschnutzung früh (Ende Mai/Juni). Danach ist der Anbau einer Zweit- oder Zwischenfrucht möglich.

Silomanagement ist an 365 Tagen angesagt. Drei hilfreiche Tipps aus der Praxis für mehr Ordnung in Fahrsilos und gegen Verluste bei Grassilage und Maissilage.


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