Fütterung

Fünf Stellschrauben für die passende Ration

Bei der Fütterung gibt es nicht den einen Tipp für die perfekte Rationsgestaltung. Hier können Sie ansetzen, um die Ration zu optimieren!

Stefan Neumann

Fütterungsberater

Agrarberatung Koesling Anderson

Die Ration melkender Kühe kann viele Komponenten aufweisen. Ziel ist, am Ende die erwartete Menge Milch zu erhalten und gleichzeitig eine gesunde Kuh im Stall stehen zu haben. Diese Stellschrauben können bei der Fütterung viel Wirkung erzielen:

1. So viel GF wie möglich – so wenig KF wie nötig

Anteilig 60 % Grundfutter (GF) an der Ration – „Dann ist man auf der sicheren Seite“, sagt Fütterungsberater Stefan Neumann. Versuchen Sie dabei nicht, schlechtere GF-Bedingungen mit Kraftfutter (KF) auszubessern. Denn das kann teuer werden! Eine hohe Milchleistung kann auch mit wenig KF erzielt werden. Was Sie bei der Reduzierung der Kraftfuttermengen beachten sollten, lesen Sie hier: Es geht auch mit weniger Kraftfutter!

Stefan Neumann liefert im Rahmen des KuhTrainee-Programms 2021 wertvolle Tipps zur Fütterung  - direkt zur Anwendung in der Praxis. (Bildquelle: Bräucker)

Die Futterkosten machen den größten Anteil an den variablen Kosten aus. Aus diesem Grund sollte das Geld in die bestmöglich erreichbare Qualität des Grundfutters gesteckt werden. Doch wie gut bin ich mit meinem Grundfutter aufgestellt und was brauche ich überhaupt genau für meine Tiere? Das können Sie hier herausfinden: Reicht das Grundfutter? 

2. Schwankungen im TM-Gehalt regulieren

Neben der grundsätzlichen Zusammensetzung ist auch eine regelmäßige Beobachtung der TM-Gehalte im Futter vorteilhaft. Zu starke Schwankungen in der Trockenmasse (TM) des Grundfutters führen zu Schwankungen der Nährstoffgehalte in der Ration. Damit ist eine gleichmäßige Versorgung der Kühe nicht gewährleistet –  und die Milchleistung nicht optimal!
Erfassen Sie daher regelmäßig den TM-Gehalt  Ihrer TMR und des Grundfutters (Fütterungscontrolling). Dazu braucht es lediglich eine Heißluft-Fritteuse und ein bisschen Regelmäßigkeit. Weitere Tipps und ein Video zur konkreten Durchführung der Kontrolle des TM-Gehaltes im Futter finden Sie hier: Rationen exakt füttern 

3. Kleinste Bestandteile – größte Wirkung! 

Die Nährstoffumsetzung im Pansen lässt sich durch viele Parameter beschreiben (Faserfraktionen über Stärke bis Protein).  Wichtig ist, nicht nur Tabellenwerte der Inhaltsstoffe zu kennen, sondern sich auch ein Bild über die Abbaubarkeit, Verdaulichkeit und Wechselwirkung zwischen den Nährstoffen der Ration zu verschaffen (Futteranalysen).
Besonders wichtig ist auch hier die Kenntnis über die Futteraufnahme der eigenen Herde. Futteraufnahme und Passage hängen eng zusammen, denn je mehr Futter aufgenommen wird, desto höher ist die Passage. Aber: Je höher die Passage, desto schlechter wird das Futter verdaut, da die Mikroben zu wenig Zeit haben, die Bestandteile im Pansen vollständig abzubauen. 
Tipp: Futteraufnahme dokumentieren und Verdaulichkeiten mithilfe eines Fütterungsberaters für die Rationsgestaltung abschätzen! 

Die eigenen Futtermittel und deren Abbaubarkeit, Verdaulichkeit und Wechselwirkungen mit anderen Nährstoffen zu kennen ist wichtig, um eine gut funktionierende Ration zu gestalten.  (Bildquelle: Stöcker-Gamigliano)

4. Homogenität

Eine homogene Mischung verhindert, dass die Kühe das Futter selektieren und damit die Wirkung der Gesamtration verloren geht. Die Tiere fressen bei zu heterogenen Mischungen unterschiedliche Rationen und legen ein stärkeres Konkurrenzverhalten an den Tag, um möglichst viel von den „leckeren“ Bestandteilen der Ration zu ergattern. Mit den Rangkämpfen wird der Stresspegel für die Tiere höher.   
Mehr Informationen darüber, wie eine homogene Ration gestaltet werden kann, lesen Sie hier: Selektieren verboten

5. Überbelegung vermeiden

Rangkämpfe und daraus resultierende, höhere Stresspegel haben ihre Ursache oft in der Überbelegung im Stall. Mehr Tiere heißt weniger Platz im Stall - und vor allem: weniger Platz am Futtertisch! Rangniedrigere Tiere geraten bei der Futteraufnahme so unter Stress, dass hier die Gefahr einer Verdauungsstörung steigt. Die Folge sind unter Umständen Azidosen und damit zusammenhängende Folgeerkrankungen. Weitere Stressfaktoren und Möglichkeiten diese zu reduzieren, finden Sie hier: Stress macht Kühe krank

Kuhtrainee – ein Traineeprogramm für Herdenbetreuer

Weil sie nicht länger auf gute Mitarbeiter im Herdenmanagement warten wollte, beschloss eine Gruppe junger Hofnachfolger aus Norddeutschland, ein Traineeprogramm im Herdenmanagement ins Leben zu rufen. Die Trainees verbringen während des einjährigen Programms jeweils drei Monate auf einem der teilnehmenden Betriebe und erhalten gemeinsame Fortbildungen. Mehr Informationen zu dem Programm gibt es auf www.kuhtrainee.de oder auch auf dem Instagram Profil der KuhTrainees. 

In der Betreuung großer Milchkuhherden entstehen neue Berufe. Was Herdsmen von Herdenmanagern unterscheidet und wie sich findige Landwirte bei der Suche nach guten Mitarbeitern selber helfen! 


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