Ein Stallneubau ohne Laufhof ist mittlerweile fast schon die Ausnahme. Auch bei Altbauten wird immer häufiger nachträglich ein Laufhof angelegt. Und zwar nicht nur, um für die Vermarktung in eine höhere Haltungsform-Stufe zu gelangen, sondern einfach, weil der Mehrwert für das Tierwohl überzeugt.
Wie sollte ein Laufhof aussehen, der von den Kühen gut angenommen wird und für den Milcherzeuger einfach zu bewirtschaften ist? Die Kurzform lautet: Wie ein guter Laufstall, nur ohne...
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Ein Stallneubau ohne Laufhof ist mittlerweile fast schon die Ausnahme. Auch bei Altbauten wird immer häufiger nachträglich ein Laufhof angelegt. Und zwar nicht nur, um für die Vermarktung in eine höhere Haltungsform-Stufe zu gelangen, sondern einfach, weil der Mehrwert für das Tierwohl überzeugt.
Wie sollte ein Laufhof aussehen, der von den Kühen gut angenommen wird und für den Milcherzeuger einfach zu bewirtschaften ist? Die Kurzform lautet: Wie ein guter Laufstall, nur ohne Dach.
Die Langform stellt folgende Anforderungen an einen guten Laufhof:
Genehmigung nötig? Wer einen dauerhaften Laufhof bauen will, braucht in der Regel eine Baugenehmigung. Zumindest sollte man die zuständige Behörde vorher über das Vorhaben informieren.
Ein möblierter Laufhof mit überdachten Fressplätzen und nicht überdachten Liegeplätzen.
(Bildquelle: Bunz)
Ausrichtung nach Süden
Wohin? Der Stallgrundriss bestimmt im Wesentlichen, an welcher Stelle ein Laufhof Sinn macht. Wo möglich, sollte er im Winter Sonne, im Sommer Schatten bieten und dem Wind nicht zu sehr ausgesetzt sein. Denn davon hängt ab, wie stark ihn die Tiere nutzen. Praxisbeobachtungen zeigen: Je stärker die Sonneneinstrahlung und je höher die Windgeschwindigkeit, umso weniger Tiere nutzen den Laufhof. Im Frühjahr und Herbst sind sie draußen, weil sie die Sonne suchen. Eine Ausrichtung nach Süden oder Südosten ist daher ratsam – auch weil sie im Winter Eisbildung vermindern kann. Im Sommer gehen die Tiere eher an Regentagen raus. Eine teilweise Überdachung ist nützlich und reduziert gleichzeitig den Gülleanfall durch Regenwasser. Mit Curtains, Spaceboards, Hecken oder Erdwällen lässt sich die Windanfälligkeit, vor allem bei nach Osten oder Westen ausgerichteten Laufhöfen, bremsen.
Bei mehrhäusigen Ställen bietet sich ein integrierter Laufhof an. Hierfür bleibt der breiter angelegte Laufgang zwischen Futtertisch und Liegeboxen unüberdacht. Hier ist die verschmutzte und damit emittierende Lauffläche kleiner als bei einem angegliederten Laufhof. Dieser wiederum kann zusätzliche Funktionen übernehmen, z. B. können hier weitere Außenliege- und/oder Fressplätze geschaffen werden. Denkbar ist auch, dass er als Vor- oder Nachwartebereich dient. Wer Altgebäude einbinden möchte, kann den Laufhof als direkte Verbindungsfläche zwischen Alt- und Neubau vorsehen, z. B. zwischen Fress- und Liegehalle.
Wie groß? Empfohlen werden mindestens 2,5 m2 pro Kuh und eine Mindestbreite von 5 m. Für die Premiumförderung im Rahmen der Agrarinvestitionsförderung (AFP) im Stallbau sind mindestens 1,5 m2/GV unüberdachter Laufhoffläche nachzuweisen. Zu groß sollte man ihn aufgrund der Zunahme der Emissionsflächen nicht bauen. Ein einfacher, quadratischer oder rechteckiger Grundriss mit geraden Achsen erleichtert die Bewirtschaftung. Spitz zulaufende Winkel sollte man vermeiden: Sie bilden eine Sackgasse für rangniedere Tiere und sind schlecht zu reinigen.
Ideal sind zwei Zugänge
Wie viele Zugänge? Ideal sind zwei Zugänge mit jeweils mindestens 2,5 m Breite, besser 3 m, vom Stall in den Laufhof, damit ihn auch rangniedere Tiere gut nutzen. Alternativ legt man zwei Zugänge als Einbahnstrecke mit je 1 m Breite an, sodass ein Rundlauf entsteht. Die Zugänge sollten frei von Tränken, Bürsten, Lecksteinen etc. bleiben und nicht direkt an liegenden Kühen vorbeiführen, die dann ständig gestört werden und aufstehen. Bei windanfälligem Standort kann man die Zugänge mit Streifenvorhängen oder Rollos schließen, um Zugluft zu vermeiden.
Integrierter Laufhof in einem mehrhäusigen Stall: Der große Vorteil dabei ist die stationäre Entmistungsmöglichkeit.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Welcher Bodenbelag? Ein dauerhaft genutzter Laufhof muss befestigt und mit einem Ablauf in den Güllebehälter versehen sein. Der Untergrund sollte für die Tiere trittsicher sein. Noch wichtiger als im Stall ist, dass der Boden absolut eben ausgeführt ist und keine Mulden hat. Denn sie erhöhen die Gefahr von Glatteis im Winter. Spalten oder ein planbefestigter Boden aus aufgerautem Beton sind möglich. Auch Rillenböden mit Kot-Harn-Trennung (Gefälle!) sind sinnvoll, zumal sie die Eisbildung reduzieren. Je nach Standort kann im Sommer ein Sprinkler sinnvoll sein, um Schmierschichten zu verhindern. Von Gummimatten wird eher abgeraten, um die Tiere nicht zum Abliegen zu verleiten.
Wer die Kühe täglich nur maximal zwei Stunden rauslassen will oder kann, darf den Laufhof auf durchlässigem Boden anlegen. Das geht allerdings nur außerhalb von Wasserschutzgebieten und nicht in Gewässer- oder Brunnennähe. Pro Tier sind dann mindestens 9 m2 vorzusehen. Eine Befestigung mit Kunststoffgitterelementen oder Pflastersteinen ist zu empfehlen.
Wie entmisten? Die komfortabelste Variante ist die Schieberentmistung, vor allem, wenn man die Schieberachsen vom Stall in den Laufhof verlängern kann. Dann bleiben zur manuellen Entmistung nur die Quergänge übrig. Ein rechtwinkliger, einfacher Grundriss ist hierfür Bedingung. Der Abwurfschacht kommt außerhalb des Stalles ans Ende der Schieberbahn. Wer den Laufhof als Warteraum benutzt, kann den Schieber mit einem aufmontierten Treibeschild gleichzeitig als Nachtreiber nutzen. Gut frequentierte Höfe sollte man mindestens einmal täglich abschieben. Wichtig ist auch, dass die Gülle gezielt abfließt. Das können Aufkantungen (ca. 20 cm) rund um die Laufhoffläche gewährleisten. Einzuplanen sind für die Größe von Auffangbehältern – natürlich abhängig von der regionalen Jahresniederschlagsmenge – etwa 0,2 bis 0,75 m3 je m2 Laufhoffläche.
Fressplätze überdachen?
Einzäunung: Um den Laufhof sollte man mit Holz oder Metall eine bis ca. 1,40 m hohe Einzäunung mit Querstreben im Abstand von 30 cm bauen. Ein Schlupf für den Tierhalter ist sinnvoll. Praktiker empfehlen eine Selektions- und Verlademöglichkeit vom Laufhof aus. Dadurch kann der Auslauf z. B. in Notfällen mit dem Hoflader befahren werden.
Spalten in Kombination mit einem Spaltenroboter sorgen bei diesem angegliederten Laufhof für saubere Flächen.
(Bildquelle: Lehnert, Silvia)
Wie ausstatten? Tränken und Kuhbürsten sollten auf jedem Laufhof Standard sein. Gut angenommen werden auch eine Heuraufe und ein Leckstein. Überdachte Liege- und Fressplätze steigern die Attraktivität des Auslaufes und vermindern die emittierende Fläche – vor allem bei Fressplätzen mit Antritt. Wo möglich, können die Futterachsen vom Stall auf den Laufhof verlängert werden. Überdachte Fressplätze zählen für das Tier-Fressplatz-Verhältnis beim AFP. Für die Liegeboxen ist ein Dach dagegen nicht zwingend: Gut funktionieren z. B. Hochboxen mit Gummibelag, die schnell abtrocknen.
In Zusammenarbeit mit Sibylle Möcklinghoff-Wicke (Innovationsteam Milch Hessen)
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