Dafür, dass ein Teil ihrer Flächen bis vor Kurzem noch unter Wasser stand, wirken Hans-Josef und Kilian Landes am Reportage-Termin recht entspannt: „Wir kamen glimpflich davon. Den 2. Schnitt konnten wir trotz Dauerregen nur eine Woche später als geplant einfahren“, berichten die beiden Milcherzeuger Mitte Juni. Anders als in den beiden Vorjahren mit ausgeprägter Trockenheit habe der 1. Schnitt in diesem Jahr Top-Qualität und dieses Mal stimme auch die Masse: „Wir haben sehr viel...
Dafür, dass ein Teil ihrer Flächen bis vor Kurzem noch unter Wasser stand, wirken Hans-Josef und Kilian Landes am Reportage-Termin recht entspannt: „Wir kamen glimpflich davon. Den 2. Schnitt konnten wir trotz Dauerregen nur eine Woche später als geplant einfahren“, berichten die beiden Milcherzeuger Mitte Juni. Anders als in den beiden Vorjahren mit ausgeprägter Trockenheit habe der 1. Schnitt in diesem Jahr Top-Qualität und dieses Mal stimme auch die Masse: „Wir haben sehr viel blattreiches Material geerntet und der Mais steht aktuell gut da“, ist Hofnachfolger Kilian Landes zuversichtlich.
Dass wir mit einer Grassilage mit 5,0 MJ NEL zwischen 37 und 38 Liter Milch melken, hätten wir nicht gedacht.
Hans-Josef Landes
2022 und 2023 mussten sie jeweils ein Drittel ihres Maisbedarfs für die 150 Fleckviehkühe zukaufen, weil über Monate hinweg kein Tropfen Niederschlag fiel. Die Qualitäten waren schlecht: „Dass wir aber mit einer Grassilage mit 5,0 MJ NEL heute zwischen 37 und 38 Liter Milch melken, hätten wir nicht gedacht!“
Betriebsspiegel
155 Kühe
11.534 kg Milch
3,6 Ak
Die Hoflage auf einem Plateau in 500 m Höhe am Beginn des fränkischen Juras ist kein Gunststandort für die Milch. 650 Liter Niederschlag werden im Mittel erreicht, die Böden sind vielfach humusarm und halten wenig Wasser. In den meisten Jahren gibt es nur drei Grasschnitte. „Wir machen uns viele Gedanken um die Fütterung und sind es mittlerweile gewohnt, zu jonglieren“, sagt Betriebsleiter Hans-Josef Landes. Das bringe auch eine gewisse Offenheit für Neues mit sich: Mit Lupinen wollten die Landwirte beispielsweise eine schwache Gerstenqualität ausgleichen. „Doch der Aufwand für ein gleichmäßiges Schrotergebnis war uns zu hoch.“
Mehr Gras für Kalbinnen
Damit die knappe Maisreserve aus dem Vorjahr länger reicht, haben sie gerade in Absprache mit Spezialberater Markus Huber von der VFR GmbH die Kalbinnen-Ration umgestellt. Statt wie üblich Mais- und Grassilage im Verhältnis 1:1 gibt es jetzt zu 85 % Gras sowie Stroh und Mineralfutter. In die Kuhration kommen zusätzlich Saftfuttermittel wie Pressschnitzel und Biertreber, der Kraftfutteraufwand liegt bei ca. 280 g/kg Milch.
Mit dem 3. Roboter Luft schaffen
In der Regel hat der Familienbetrieb Grassilage für ein halbes Jahr im Vorrat, die Maisreserve reicht etwa für zwei Monate. Neue Pachtflächen schaffen im Hinblick auf die Futtermenge etwas Luft, daher wollen sie ihren Fokus künftig auf eine bessere Verdaulichkeit legen. „Vor allem beim Mais wollen wir jüngere Silagen, bei Gras ist ein höherer Trockenmassegehalt von 35 bis 40 % das Ziel“, sagt Kilian Landes. Mit der weitgehenden Eigenmechanisierung und Maschinenkooperationen – nur das Häckseln übernimmt der Lohnunternehmer – haben sie die Voraussetzung für mehr Flexibilität in der Ernte bereits gelegt.
Auch im Kuhstall, Baujahr 2014, könnte der Familienbetrieb wohl kaum flexibler sein. Mit drei Robotern melken sie inzwischen 150 Kühe, hauptsächlich Fleckvieh. Die dritte Anlage kam vor zwei Jahren im Zuge einer Herdenaufstockung um 15 Kühe hinzu: „Diese Investition hätten wir schon früher tätigen sollen. Sie hat Stress rausgenommen, die Zellzahlen reduziert und für einen Leistungsschub gesorgt“, berichtet Hans-Josef Landes. Ihren Sechsreiher mit 150 Tiefboxen auf Spalten mit zwei außenliegenden Futtertischen und Einstreuautomatik wollen sie nicht mehr missen: „Wir schätzen die gut funktionierenden Abläufe und die kurzen Wege für Mensch und Tier.“
Problem: Zwillingsträchtigkeiten
Die Laktierenden laufen in einer Gruppe und können an allen drei Stationen zum Melken. Besonders schnell am Roboter sind klauenkranke Tiere und alte Kühe, die in einem der beiden Separationsbereiche untergebracht sind. Sie werden zweimal am Tag händisch zum Melken geholt: „In einer Stunde sind wir damit durch, dann steht der Roboter wieder den anderen Kühen zur Verfügung.“ Die Frischmelker und Jungkühe nutzen die zweite Roboter- und die zweite Separationsbox, an die eine großzügige Abkalbebucht angrenzt. „Dass wir für die Spezialkühe zwei Roboter nutzen, macht uns wesentlich flexibler.“
Die Kalbinnen im Laufstall an der alten Hofstelle kontrollieren sie täglich auf Brunstanzeichen und gruppieren sie gegebenenfalls um. Dass ein Erstbesamungsalter von 14 Monaten möglich ist, sieht Hans-Josef Landes in der intensiven Kälber- und Jungviehaufzucht begründet. Ein Großteil der rund 100 weiblichen Kälber ziehen sie pro Jahr auf und verkaufen sie später als Jungrind oder Jungkuh: „Wir wollen eine breite Selektionsbasis für die eigene Herde haben.“ Mit dem neuen Kälberstall – Holsteiner Modell – hat die Hygiene und die Arbeitswirtschaft in der Aufzucht im Betrieb einen großen Schritt nach vorne gemacht. „Die Eimertränke haben wir aufgrund der besseren Tierüberwachung und des geringeren Aufwandes beim Anlernen im Vergleich zum Tränkeautomaten beibehalten“, begründet der Juniorchef.
Geburten sind Stress für die Tiere und die Mehrzahl unserer Kühe ziehen ihre Leistung problemlos durch, ohne zu verfetten.
Kilian Landes
Nach drei Wochen in Einzelbuchten kommen die Tiere in möglichst stabile Gruppen und erhalten angesäuerte Vollmilch, in den ersten zwei Wochen ad libitum. Die Tiergesundheit ist gut. Kilian Landes: „Bei wechselhaftem Wetter beginnt das System aber zu kippen. Dann husten immer wieder Kälber und stecken sich gegenseitig an.“ Ob die derzeitigen Tierarztkosten von 0,7 Cent pro Liter Milch zu halten sind, bezweifelt er. Vor Kurzem wurden nachträglich sämtliche Schlitze für Zugluft am Kälbernest verschlossen, eine Schlauchbelüftung ist in der Überlegung. „Wenn wir nochmal bauen würden, dann so, dass wir über die Sonneneinstrahlung mehr Wärme in den Stall bekommen“, meint Kilian Landes.
Ein „Riesenproblem“ im Betrieb stellen die vielen Zwillingsträchtigkeiten dar, die oft Fruchtbarkeitsprobleme nach sich ziehen. „Unser Ziel wäre, dass wir Zwillinge mit einer weiteren TU früher erkennen und die Kühe früher trockenstellen könnten.“ Derzeit kommt der Besamungstechniker alle vierzehn Tage bis drei Wochen zur TU. Überhaupt wolle man individueller auf die Tiere eingehen. Gerade sei man dabei, die Zwischenkalbezeiten zu verlängern: „Geburten sind Stress für die Tiere und die Mehrzahl unserer Kühe ziehen ihre Leistung problemlos durch, ohne zu verfetten. Warum brauchen wir dann jedes Jahr ein Kalb?“, fragen sich die Milcherzeuger.
Sich mit anderen messen
Hans-Josef Landes reizt es, neue Impulse für den Hof zu bekommen und sich mit anderen zu messen. Durch seine Ehrenämter, z. B. als Vorstand des Zuchtverbandes RiverGen, kommt er viel herum. In vielen Punkten sind sich Vater und Sohn einig: „Wir wollen rentabel Milchvieh halten, ohne den Blick für das Einzeltier zu verlieren.“ Auf die 32 Akh/Kuh/Jahr sind sie genauso stolz wie auf die nach wie vor steigende Durchschnittsleistung von aktuell 11.534 kg. Für die Zukunft setzt Kilian Landes bereits eigene Akzente: So gehen z. B. der Zusatz von Gesteinsmehl zur separierten Gülle als Einstreu oder der Einstieg in die regenerative Landwirtschaft auf den Hofnachfolger zurück.