Überall wird gebaut, gesägt, geschraubt: Auf dem Milchkuhbetrieb Kladrubska etwa eineinhalb Stunden westlich von Prag nahe der Grenze zu Deutschland. Es herrscht ein reges Treiben. "Wir wollen nicht aufstocken, aber wir wollen den Kuhkomfort verbessern", erklärt David Richter, Herdenmanager auf dem Betrieb. Der Neubau mit 470 Kuhplätzen soll den alten Kuhstall ersetzen, in dem aktuell noch ein Teil der Herde untergebracht ist. Insgesamt liegen die Baukosten für die Erneuerung bei knapp vier...
Überall wird gebaut, gesägt, geschraubt: Auf dem Milchkuhbetrieb Kladrubska etwa eineinhalb Stunden westlich von Prag nahe der Grenze zu Deutschland. Es herrscht ein reges Treiben. "Wir wollen nicht aufstocken, aber wir wollen den Kuhkomfort verbessern", erklärt David Richter, Herdenmanager auf dem Betrieb. Der Neubau mit 470 Kuhplätzen soll den alten Kuhstall ersetzen, in dem aktuell noch ein Teil der Herde untergebracht ist. Insgesamt liegen die Baukosten für die Erneuerung bei knapp vier Millionen Euro.
Dass der Betrieb so ausreichende Investitionsmittel zur Verfügung hat, liegt daran, dass er Teil der Agrofert-Holding ist. Das Unternehmen ist in verschiedenen Bereichen tätig, u.a. in der Chemieindustrie, erneuerbaren Energien, Land- und Forstwirtschaft, Lebensmittelherstellung und Medien. Der Chef der Holding ist der amtierende Ministerpräsident Tschechiens, Andrej Babiš. Aufgrund seiner Doppelfunktion als milliardenschwerer Unternehmer und Politiker ist er nicht unumstritten. Derzeit ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft gegen ihn aufgrund eines Korruptionsverdachts.
Mit Automatisierung gegen den Arbeitskräftemangel
Abgesehen von den engen Beziehungen zur Politik ist der Milchkuhbetrieb Kladrubska ein Betrieb wie jeder andere. Wie auf den meisten Betrieben in Tschechien ist auch hier der zunehmende Mangel an Arbeitskräften das größte Problem. Die rund 900 Kühe werden dreimal täglich gemolken, pro Schicht sind drei Mitarbeiter für Melken und Treiben verantwortlich. Momentan sind in der Tierproduktion etwa 60 Mitarbeiter angestellt. Zum Betrieb gehören mehrere Wohnhäuser, in denen die Mitarbeiter wohnen können, ein großer Teil kommt aus der Ukraine. Der monatliche Verdienst für einen Angestellten liegt bei knapp 1.400 Euro.
David Richter arbeitet seit einigen Monaten als Herdenmanager auf dem Betrieb. Mit seinem Gehalt ist er sehr zufrieden, erklärt er, auf dem Betrieb Kladrubska läge das Gehalt etwas höher als auf den durchschnittlichen Milchkuhbetrieben in Tschechien. Trotzdem, so denkt er, werde die Entwicklung wohl hin zu einer stärkeren Automatisierung der Betriebe gehen, da die Arbeitskräfte immer knapper werden.
Die Agrofert-Gruppe kaufte den Betrieb 2015 von 20 Aktionären ab. Seitdem kernsanieren die Baumeister und Handwerker. Aus dem alten Standort wurde ein moderner Milchkuhbetrieb entwickelt, der die Standards für maximales Tierwohl erfüllt.
Warum wird so viel erneuert? Ein Blick in den alten Kuhstall genügt. Der alte Holzstall ist dunkel und hat geschlossene Seitenwände. Die Begrenzung zwischen Futtertisch und Fressplatz ist aus Holz und an vielen Stellen bereits brüchig. "Außerdem ist der Platz knapp für alle Kühe", erklärt Herdenmanager Richter. Der neue Stallbereich, der aktuell gebaut wird, soll mit 470 Liegeboxen mehr Platz bieten.