Martin Ziaja ist von Europa überzeugt und viel unterwegs. Er ist im Vorstand des polnischen Züchterverbands, Mitglied bei den European Dairy Farmers (EDF) und zudem aktives Mitglied der DLG, die er in polnischen Belangen berät. Außerdem organisiert er Agrarreisen durch Polen, vor allem für deutsche Landwirte, knapp 20 waren es im letzten Jahr. Damit will er seinen Beitrag zu Europa leisten. „Die Politik ist eine Katastrophe“, erzählt er. Die regierende Partei verfolge vor allem...
Martin Ziaja ist von Europa überzeugt und viel unterwegs. Er ist im Vorstand des polnischen Züchterverbands, Mitglied bei den European Dairy Farmers (EDF) und zudem aktives Mitglied der DLG, die er in polnischen Belangen berät. Außerdem organisiert er Agrarreisen durch Polen, vor allem für deutsche Landwirte, knapp 20 waren es im letzten Jahr. Damit will er seinen Beitrag zu Europa leisten. „Die Politik ist eine Katastrophe“, erzählt er. Die regierende Partei verfolge vor allem nationalistische Ziele und steht der EU sehr kritisch gegenüber. Mit den Reisen will er deutsche und polnische Landwirte näher zueinander bringen und den Austausch fördern. Das gelingt trotz der vielen Arbeit auf dem Familienbetrieb, denn diese ist gut organisiert.
Der dynamische Mann in den 40ern führt den Familienbetrieb nahe der polnischen Kleinstadt Dobrodzién (deutsch: Guttentag) im polnischen Oppeln zusammen mit seinem Sohn. Der Betrieb wird seit sieben Generationen von seiner Familie bewirtschaftet, erzählt er nicht ohne Stolz in der Stimme. Auch wegen der Unterstützung durch seinen Sohn Lukas ist es möglich, dass er sich außerhalb des Betriebs engagiert. Seit zwei Jahren ist Lukas in die Betriebsleitung mit eingestiegen, direkt nach dem Studium. „Der Manager“ nennt sein Vater ihn.
Viel Eigenleistung und kreative Ideen
Den Familienbetrieb hat Martin Ziaja in den letzten Jahren weit nach vorne gebracht. 1996 übernahm er 29 Kühe mit einer Leistung von 4.500 kg Milch von seinen Eltern. Mittlerweile produziert er mit knapp 150 Milchkühen über 9.500 kg Milch. Der Fortschritt auf dem Betrieb gelang vor allem durch viel Eigenleistung.
Im letzten Jahr haben sie vor allem die Kälberaufzucht optimiert. Die neugeborenen Kälber verbringen die ersten 24 Lebensstunden nun in einer Einzelbox unter einer Wärmelampe. Die Idee und Planung dieser Wärmeboxen stammt von Sohn Lukas, gebaut hat es ein handwerklich begabter Mitarbeiter. Dieser hat auch im letzten Jahr eine Überdachung für die Kälberiglus gebaut. Die 32 Iglus stehen nun überdacht auf einer Betonplatte. „Die Kälber wachsen so viel besser und schneller“, erklärt Martin. Auch die Investition in das Kälbertaxi habe sich gelohnt: „Wir sind damit sehr zufrieden.“
Einen neuen Kuhstall für die 140 Kühe haben sie auch selbst gebaut. Im alten Anbindestall wird jetzt nur noch gemolken. Als nächstes wollen sie in ein neues Melkzentrum investieren, die Melkanlage im alten Anbindestall soll durch einen Fischgräten-Melkstand ersetzt werden.
Auf dem Betrieb hat sich Martin Ziaja eine eigene Futterküche gebaut. „Die hat sich schon nach zwei Jahren bezahlt gemacht. Es ist viel günstiger, das Futter selber zu mischen, als es zuzukaufen“, erklärt er. Das Futter baut er an. Dafür bewirtschaftet er eine arrondierte Fläche von 220 Hektar, von denen er 150 Hektar zugepachtet hat. Zu seinen Verpächtern gehören Privatpersonen und die Gemeinde. In diesem Jahr läuft der Pachtvertrag mit der Gemeinde aus. Auf dem Hektar sollen Wohnhäuser gebaut werden. Die Häuser werden dann in Windrichtung und in der Sichtnähe des Betriebs stehen. „Was in Zukunft kommt, weiß ich noch nicht“, sagt er. Die Region zieht viele polnische Familien an, denn die Arbeitslosigkeit ist hier sehr gering. Das liegt vor allem an den vielen Tischlereien und Möbelfabriken, für die die Region Guttentag bekannt ist.
Der Pachtpreis in der Region Guttentag liegt bei rund 200 €, der Kaufpreis bei 10.000€ pro Hektar. Wer allerdings Land kaufen will, muss dort mindestens fünf Jahre seinen Hauptwohnsitz gehabt haben. Die polnische Regierung unterstützt vor allem die Kleinbetriebe bis 300 Hektar. „Alles, was darüber hinaus geht, nennt der polnische Minister schon Klassenfeind“, erzählt er und verdreht die Augen. „Zu Zeiten meines Vaters haben sie schon Betriebe mit 80 Hektar so genannt.“
Bezahlung nach Leistung, nicht pro Stunde
In den kommenden Jahren möchte er mit seinem Sohn die Herde auf 300 Kühe aufstocken und das Melkhaus erneuern. Bisher melken sie auf dem Betrieb die Kühe im alten Anbindestall. „Morgens drei Stunden, abends drei Stunden“, erklärt Martin Ziaja. Er hat verschiedene Angestellte, die ihm dabei helfen. Zwei Ehepaare aus der Ukraine wechseln sich im Drei-Monats-Rhythmus auf dem Betrieb ab. Vier Auszubildende kommen zusätzlich zwei- bis dreimal in der Woche.
Seine Mitarbeiter bezahlt Martin Ziaja nach Leistung, nicht nach Stunde. „Früher haben die Mitarbeiter ihre Stunden selbst aufgeschrieben“, erklärt er diesen Schritt. „Die haben dann natürlich 25 Stunden am Tag gearbeitet.“ Mittlerweile bezahlt er sie in monatlichen Prämien: Prämien für abgelieferte Milch, geringe Zellzahlen, Prämien für gesunde und lebendige Kälber, Prämien für eine Schicht, die alleine bewältigt wurde. Dadurch kann er mit seiner Familie jetzt auch schon mal ein paar Tage wegfahren.
Als nächstes wollen Martin Ziaja und sein Sohn Lukas einen neuen Färsenstall bauen. Denn: Der alte Stall ist ein Festmiststall. Besonders wenn es kalt wird, gibt es dort Probleme. Das erklärte Ziel des Familienbetriebs: Viel Milch in guter Qualität und mit weniger als 200.000 somatischen Zellen abzuliefern.