Zucht

BVN: Einzug in den neuen Bullenstall 

Mehr Tierwohl, neueste Standards und Arbeitserleichterung – Eindrücke vom Einzug in die neue Bullenstation des BVN sowie Aktuelles aus der Fleckvieh-Zucht. 

Die Bullen des Besamungsvereins Neustadt a.d. Aisch (BVN) sind kürzlich in den neu erbauten Bullenstall am Franz-Ehrsam-Weg, nur vier Kilometer vom alten Standort entfernt, eingezogen. Im Juli 2019 haben die Bauarbeiten begonnen, rund ein Jahr später konnten die ersten Tiere einziehen. Bis zum Ende des Jahres soll der Umzug der Spermaproduktion vollständig abgeschlossen sein. 

Bulle Sunrise und BVN-Stallchef Andreas Kreuzer durften den neuen Stall als erste betreten.  (Bildquelle: BVN)

„Mit Sunrise geht die Sonne auf“ 

Nach der Bauabnahme des Stalls im Juli 2020 konnten die ersten Bullen den kurzen Transportweg antreten. Der Bulle „Sunrise“ durfte den neuen Stall zusammen mit BVN-Stallchef Andreas Kreuzer zuerst betreten. „Gemeinsam eröffnen Sie ein neues Kapitel und lassen im Franz-Ehrsam-Weg die Sonne aufgehen für eine hoffentlich erfolgreiche Zukunft, im Dienste der Mitglieder und Kunden des BVN“, heißt es seitens des BVN. 
In der 72-jährigen Geschichte des Besamungsvereins sei dies der zweite Standort-Wechsel der Spermaproduktion. 1948 wurden die ersten Bullen in der Stadtmitte von Neustadt an der Aisch eingestallt. Als diese Stätte zu klein war, zogen Bullen sowie die gesamte Spermaproduktion und in die Karl-Eibl-Straße. Der jetzige Standort am Franz-Ehrsam-Weg sei für den Besamungsverein kein neuer Standort. Bereits vor Jahrzehnten wurden dort Eberstallungen gebaut und die Schweinebesamung ausgebaut.
Vor knapp 20 Jahren fand zudem bereits ein Teil der über 500 Bullen des BVN dort seine neue Heimat. Rund 120 Bullen wurden hier in der Zeit zwischen Ankauf und Erstproduktion des Spermas bis zu ersten Töchterinformationen in Gruppenhaltung auf Stroh gehalten. Der neu erbaute Stall soll nun auch die Produktionsbullen, die mehrmals wöchentlich Sperma produzieren, an diesem Standort beheimaten.

Die aktuellen produzierenden Besamungsbullen sind einzeln in 4x8 Meter großen Strohbuchten untergebracht.  (Bildquelle: BVN)

Neue Luxus-Suiten 

Maximales Tierwohl, neueste Standards hinsichtlich der Anforderungen eines Besamungsbullen sowie Arbeitserleichterungen waren wichtige Faktoren, nach denen der neue Stall gestaltet wurde. Der Vorstand, die Geschäftsführer sowie die Verantwortlichen vor Ort haben sich Ställe in ganz Deutschland angesehen, so auch in Borken und Memmingen, um Anregungen für den BVN-Stall zu sammeln. 
Oberstes Ziel der Errichtung der neuen Bullenstation sei es, die Produktion nachhaltig zu gestalten und eine Grundlage zu schaffen, um auch künftig viel Sperma mit hervorragender Qualität produzieren zu können. 
Ein Video zum Einzug in den neuen Bullenstall: 

Aktuelles in der Fleckviehzucht 

1. Hornlose Bullen stark nachgefragt 
„Fleckvieh – einfach irregut“ – mit diesen Worten verweist Andrea Hefner, Bereichsleiterin Tierzucht und Export beim BVN, nicht nur auf ihre Begeisterung für die Rasse Fleckvieh, sondern auch auf den aktuell stark eingesetzten Bullen „Irregut P*S“. Der Bulle sei hornlos, nachkommengeprüft und weise mit MW 137 einen sehr hohen Milchwert auf. 
Insgesamt seien hornlose Bullen stark nachgefragt, obwohl zum Beispiel deren Fitness-Zuchtwerte oft noch hinter den horntragenden Besamungsbullen liegen. Das sei auf den noch weniger voran geschrittenen Zuchtfortschritt zurückzuführen, da beim Fleckvieh erst seit rund zwölf Jahren auf Hornlosigkeit gezüchtet werde. Weitere wichtige Aspekte bei der Bullenauswahl seien heute die Befruchtung, der A2-Status sowie die Auszeichnung „melk roboter“ für die Robotertauglichkeit. 
2. Vorsicht bei der Eutergesamtnote 
Gute Euter sind entscheidend für eine problemlose Melkbarkeit! Jedoch weist Andrea Hefner daraufhin, vorzugsweise anhand von Einzelmerkmalen zu entscheiden und weniger nach der Eutergesamtnote der Bullen. Denn der alleinige Blick auf eine möglichst maximale Eutergesamtnote kann zum Beispiel bei den Merkmalen Strichlänge und Strichstellung Probleme verursachen.
Untersuchungen zeigen, dass das Optimum der Strichlänge zwischen Zuchtwert 97 und 103 liegt. Dieses Optimum wird bei einer Eutergesamtnote von 100 bis 111 erreicht. Bei einer höheren Eutergesamtnote (die ja durchaus angestrebt wird), werden die Striche kürzer. Das heißt: Je höher die Eutergesamtnote, desto kürzer sind die Striche. Das gilt auch für die Strichstellung hinten. An diesem Konflikt solle in Zukunft aber gearbeitet werden. 
3. Umstellung auf die Single-Step-Zuchtwertschätzung
Ein weiteres Thema ist die Umstellung auf eine Single-Step-Zuchtwertschätzung, das heißt auf eine Erweiterung der Lernstichprobe um weibliche Tiere. Im Gegensatz zu Holsteins habe diese Umstellung im Bereich Fleckvieh mehr Zeit gekostet, da es durch die vielen verschiedenen Verbände und Strukturen viel Diskussionsbedarf gab. 
Der Ablauf: Mit der Zuchtwertschätzung im Dezember werden zunächst alle Zuchtwerte wie gehabt geschätzt. Gleichzeitig werden diese auch anhand der neuen Single-Step-Methode geschätzt. Ende Januar/Anfang Februar sollen die neu geschätzten Zuchtwerte dann zur Verfügung stehen und überprüft werden. Entsprechend der Ergebnisse sollen sie entweder direkt oder spätestens mit der April-Zuchtwertschätzung offiziell eingeführt werden.
Durch die neue Methode würden nicht mehr Veränderungen erwartet als im Rahmen von neuen Schätzungen üblich sind, meint Dr. Johannes Aumann, Geschäftsführung Zucht des BVN. Ziel sei es, nach Etablierung der weiblichen Lernstichprobe schließlich einen zweiwöchigen Schätzrhythmus einzuführen.  
Quelle: BVN, RUW 
Die aktuellen Ergebnisse der Dezember-Zuchtwertschätzung Fleckvieh finden Sie hier: 


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