Mit Sensoren die Abkalbung vorhersagen

Britische Wissenschaftler untersuchten, wie Unterschiede im Verhalten der Milchkühe vor der Abkalbung aussehen. Kann ein Sensorsystem durch diese Unterschiede den Geburtstermin sowie benötigte Unterstützung bei der Kalbung vorhersagen?

Die Untersuchung wurde in der Herde des Versuchshofs der Universität Edinburgh im Zeitraum von November 2016 bis April 2018 an 220 laktierenden Holsteinkühen durchgeführt. Die Forscher legten ihnen vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ein Pedometer (IceQube) um das rechte Hinterbein. Dieser sammelte die Daten der täglich zurückgelegten Schritte, der Liege- und Stehzeit, der Abliege- und Aufstehvorgänge. Der Beobachtungszeitraum war vier Tage vor dem Kalben bis zum Tag der Kalbung. Alle Tiere kalbten im Strohbereich ab. Darüber war eine Webcam installiert, die den genauen Zeitpunkt der Geburt aufzeichnete.

Eine Kalbung wurde dann durch Mitarbeiter unterstützt, wenn die Kalbung ungewöhnlich langsam ablief oder wenn sich das Kalb nicht normal aktiv zeigt. Die Abkalbung wurde bezüglich der Geburtshilfe in fünf Skalen eingeteilt:

• Keine Unterstützung
• Einfaches Ziehen durch eine Person
• Geburtshilfe durch zwei Personen und/oder Einsatz eines Geburtshelfers
• Hilfe durch Tierarzt
• Kaiserschnitt

Punkt zwei bis fünf wurden als Kalbung mit Unterstützung gewertet. 

Ergebnis: Vor der Kalbung heben die Kühe den Schwanz an und wechseln vermehrt die Position. Alle Tiere liegen zum Zeitpunkt der Geburt hin weniger. Das zeigt der häufige Positionswechsel: Färsen 30% und Mehrkalbskühe 46% mehr. Bei allen Tieren sinkt die Liegezeit am Tag der Abkalbung im Vergleich zu den vier Tagen vor der Geburt. Insgesamt verhalten sich die Färsen unruhiger vor der Geburt: Sie liegen 2,8 Stunden weniger am Tag, sie zeigen neunmal mehr Stellungsänderungen und laufen 172 Schritte mehr als der Durchschnitt.

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Anzahl an Positionswechseln und dem Bedarf von Geburtshilfe. Kühe, bei denen Geburtshilfe geleistet wurde, verringerten die Lagewechsel von 34 auf 29 am Tag, Kühe ohne Geburtshilfe erhöhten diese von 28 auf 30 am Tag.

Fazit: In Zukunft soll ein automatisches Sensorsystem entwickelt werden, das auch Kühe vorhersagt, die wahrscheinlich Unterstützung beim Kalben benötigen. Das Verhalten zwischen Färsen und Mehrkalbskühen unterscheidet sich stark und sollte bei der Programmentwicklung beachtet werden.

Quelle: Barraclough et al., 2020