Erkrankt eine Kuh, ändert sich ihr Verhalten schon Tage vorher. Im AMS sind die Daten vorhanden – doch bei der Früherkennung kommt es auf die Vergleichsgruppe an!
Erkrankt eine Kuh, ändert sie ihr Verhalten. Wie früh sich damit eine Krankheit aufspüren lässt und welche Werte man zur Erkennung heranziehen kann, haben kanadische Wissenschaftler (Uni Guelph) untersucht. Dazu besuchten sie neun AMS-Betriebe einmal pro Woche über einen Zeitraum von acht Monaten. Sie erfassten die...
Erkrankt eine Kuh, ändert sich ihr Verhalten schon Tage vorher. Im AMS sind die Daten vorhanden – doch bei der Früherkennung kommt es auf die Vergleichsgruppe an!
Erkrankt eine Kuh, ändert sie ihr Verhalten. Wie früh sich damit eine Krankheit aufspüren lässt und welche Werte man zur Erkennung heranziehen kann, haben kanadische Wissenschaftler (Uni Guelph) untersucht. Dazu besuchten sie neun AMS-Betriebe einmal pro Woche über einen Zeitraum von acht Monaten. Sie erfassten die Diagnosen der Kühe (Mastitis, Lahmheit, subklinische Ketose, eitriger Scheidenausfluss, Labmagenverlagerung) sowie Daten zu Wiederkauzeit, Aktivität, Milchmengen und dem Melkprozess. Insgesamt betrachteten sie die Frühlaktation (Woche 1 bis 5) von 605 AMS-Kühen (freier Kuhverkehr).
Bis zu 14 Tage vor der Diagnose
Kranke Kühe wurden mit einer gesunden Gruppe sowie dem Durchschnitt der Herde verglichen.
- Kühe mit Mastitis oder Labmagenverlagerung wiesen sechs bis vierzehn Tage vor der Diagnose eine niedrigere Leistung, Wiederkauzeit, Melkfrequenz, Aktivität und Milchtemperatur auf (siehe Übers. 1). Zudem unterschieden sich die Messwerte vier bis zwölf Tage vor der Diagnose von dem individuellen Mittelwert einer Kuh.
- Kühe mit Labmagenverlagerung nahmen am AMS weniger Kraftfutter auf als gesunde Kühe. Die Abweichungen vom individuellen Durchschnitt begannen sechs bis vier Tage vor der Diagnose.
- Kühe mit Mastitis wiesen eine erhöhte Leitfähigkeit in der Milch auf. Bei der Melkfrequenz unterschieden sich acht Tage, bei der Leitfähigkeit bereits zwölf Tage vor der Diagnose die individuellen Mittelwerte.
- Verglichen mit gesunden Kühen wiesen jene mit subklinischer Ketose oder Lahmheit eine geringere Leistung, Wiederkaudauer, Milchtemperatur und Melkfrequnz sowie mehr unvollständige Melkungen auf.
- Kühe mit Mastitis oder Labmagenverlagerung wiesen sechs bis vierzehn Tage vor der Diagnose eine niedrigere Leistung, Wiederkauzeit, Melkfrequenz, Aktivität und Milchtemperatur auf (siehe Übers. 1). Zudem unterschieden sich die Messwerte vier bis zwölf Tage vor der Diagnose von dem individuellen Mittelwert einer Kuh.
- Kühe mit Labmagenverlagerung nahmen am AMS weniger Kraftfutter auf als gesunde Kühe. Die Abweichungen vom individuellen Durchschnitt begannen sechs bis vier Tage vor der Diagnose.
- Kühe mit Mastitis wiesen eine erhöhte Leitfähigkeit in der Milch auf. Bei der Melkfrequenz unterschieden sich acht Tage, bei der Leitfähigkeit bereits zwölf Tage vor der Diagnose die individuellen Mittelwerte.
- Verglichen mit gesunden Kühen wiesen jene mit subklinischer Ketose oder Lahmheit eine geringere Leistung, Wiederkaudauer, Milchtemperatur und Melkfrequnz sowie mehr unvollständige Melkungen auf.
Fazit: Akute Gesundheitsstörungen (Mastitis, Labmagenverlagerung) ließen sich anhand der Abweichungen vom individuellen Mittelwert einer Kuh bestimmen. Dadurch können Herdenmangementprogramme diese Kühe relativ einfach aufspüren. Bei chronischen Erkrankungen (subklinische Ketose, Lahmheiten) ändern sich Milchproduktion und Verhalten hingegen signifikant, aber weniger auffällig.
Dazu kommt, dass Kühe mit Gesundheitsstörungen sich von einer gesunden Gruppe unterschieden, bevor sie sich von ihrem eigenen Mittelwert oder einem Mittelwert von allen Kühen abhoben. Am besten findet ein Algorithmus kranke Kühe also, wenn Alarmmeldungen auf Basis einer gesunden Referenzgruppe in der Herde erfolgen. Das könnte die Fähigkeit der Software, kranke Kühe anhand feiner Veränderungen zu entdecken, verbessern. Bisher ist das in den Programmen aber nicht etabliert. Quelle: King et al., 2018