Kühe haben verschiedene Möglichkeiten selbst gegen Mastitis-Erreger vorzugehen. Das komplexe System der zellgebundenen Immunantwort leistet viel, um Bakterien zu eliminieren.
Wenn Mastitis-Erreger über...
Kühe haben verschiedene Möglichkeiten selbst gegen Mastitis-Erreger vorzugehen. Das komplexe System der zellgebundenen Immunantwort leistet viel, um Bakterien zu eliminieren.
Wenn Mastitis-Erreger über den Strichkanal in das Euter vordringen, treffen sie in den Alveolen der Euterdrüse zunächst auf die „Wächtermakrophagen“. Dabei handelt es sich um Zellen des Immunsystems, die mit Erkennungsrezeptoren, den Toll-like-Rezeptoren (TLR) ausgestattet sind. Diese Makrophagen phagozytieren („fressen“) die eingedrungen Mastitis-Erreger. Dabei setzen die Makrophagen dann Botenstoffe (Zytokine) frei. Die wichtigsten Zytokine sind: Interleukine, Interferon und Tumornekrosefaktor (TNF-alpha). Sie regulieren die Immunreaktion und steuern den Entzündungsprozess. Als erstes werden neutrophile Granulozyten (Neutrophile) angelockt, die aus dem Blutstrom in das Eutergewebe einwandern. Die Neutrophilen im Eutergewebe nehmen einerseits die Erreger auf und verdauen sie. Auf der anderen Seite, setzten sie chemische Botenstoffe (Chemokine) frei, welche die Funktion der Milchdrüse einschränken (Schwellung, Zerstörung von Eutergewebe) und damit die Milchproduktion behindern. Der Zellgehalt in der Milch des entzündeten Euterviertels steigt. Die Abwehrkaskade läuft nach diesem Schema ab. In der Praxis beobachten wir aber, dass die Entzündungssymptome und die körpereigene Abwehr je nach Erreger unterschiedlich verläuft.
Starke Immunantwort bei E. coli-Infektionen
Handelt es sich um eine Infektion mit E. coli reagiert das Immunsystem massiv: Bereits bei der Erkennung des Erregers werden mehr Toll-like-Rezeptoren auf den Zellen bereitgestellt. Dadurch kannmehr als eine Entzündungskaskade angestoßen werden. Weiterhin werden schneller und im größeren Maße Zytokine freigesetzt, die mit verantwortlich für die schweren Mastitissymptome sind. Bei einer Coli- Infektion stoppt auch die Caseinsynthese. Das führt dazu, dass der Milchcharakter verloren geht. Das Coli- Sekret wird wässrig und bierähnlich.
S. aureus umgeht das Immunsystem
S. aureus ist ein schwer zu eliminierender, ansteckender Mastitis-Erreger. Die Infektion verläuft meist subklinisch. Der Erreger hält sich mehrere Monate im Euter auf und produziert dauerhaft hohe Zellzahlen. Der Erfolg der antibiotischen Therapie ist gering (30 bis 40 %). Der Grund dafür ist, dass der Erreger vom Immunsystem nur unzureichend erkannt wird. Dadurch werden weniger Zytokine produziert und die Entzündungskaskade kommt nicht in Gang.
S. aureus blockiert sogar die Aktivität der Makrophagen. Experten sprechen von einer fehlerhaften Immunantwort der unspezifischen Abwehr.
Lücken im Immunsystem schließen
Adjuvanzien können hier helfen. Sie sind Hilfsstoffe, die in Impfstoffen enthalten sind und unterstützen die spezifische Immunabwehr. Diese erworbene Immunität hat die Kuh, wenn sie vorher schon mal Kontakt zu dem Mastitiserreger (Antigen) hatte. Antikörper (z. B. IgG) gegen die Erreger zirkulieren dann im Blut und wandern bei Infektion in das Gewebe ein. Die Adjuvanzien im Impfstoff sorgen dafür, dass mehr Antikörper gegen den Erreger gebildet werden. Quelle: Vertenten et al. 2015