Aufmerksam riecht die Kuh an der Liegefläche der Hochbox. Als sie die Box betritt, verdrängt ihr Fuß das Wasser, sodass er auf festem Beton steht. Erst, als sie sich langsam fallen lässt, verteilt sich das Wasser wieder gleichmäßig im Gummikissen unter ihrem Körper und „hebt“ sie über die Oberfläche.
Was erst einmal ungemütlich klingt, gehört zum Prinzip der Wasserbetten. Würde so viel Wasser in die Kissen gefüllt, dass die Klauen im Stehen nicht bis auf den Boden reichen, würden die Kühe die Boxen sehr ungern betreten. „Kühe mögen keinen unsicheren Stand“, sagt Andreas Pelzer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Im Liegen wiederum ist es sehr wichtig, dass eine Kuh nicht direkt auf Beton oder einer dünnen Gummischicht liegt.
Wasserbetten sollen die Vorteile einer Hochbox mit Gummimatte (arbeitsarme Bewirtschaftung) mit der einer Tiefbox (Kuhkomfort) kombinieren. Doch wie schlagen sich die Liegeflächen in der Praxis? Wie sieht die Haltbarkeit aus? Friert das Wasser im Winter ein? Um das herauszufinden, haben wir zwei Milchkuhbetriebe angesehen und die Forschung befragt.
35 bis 45 Liter Wasser pro Box
Wasserbetten bestehen aus mehreren Lagen verschweißtem Gummi. Die Gummischichten bilden ein „Kissen“, in das Wasser eingefüllt wird. Es gibt Liegeflächen mit einer oder zwei Kammern (z.B. Spinder) oder einer Kunststoffunterlage unter dem Wasserkern (z.B. Bioret Agri, mit und ohne Kühlung). Bei dem Zwei-Kammer-System soll der vordere Mattenbereich, auf dem sich die Kühe aufstützen, stärker befüllt werden und den Schwung auffangen. Bei der Ein-Kammer-Matte soll dies das Kunststoffpolster leisten.
Die Matten werden als Meterware auf der Liegeboxenplattform ausgerollt und am Ende einer Reihe seitlich auf dem Boden befestigt. Jede Box wird durch ein Ventil einzeln mit sauberem Brauchwasser gefüllt. Füllmenge mittels Wasseruhr kontrollieren und an das Gewicht der Kühe anpassen! Zwar ist die Installation auch in Eigenleistung möglich, doch hängt viel von der korrekten Breite und Positionierung der Matten ab (z.B. gepolsterter Vorderteil direkt unter den Vorderbeinen, ca. 40 cm hinter der Bugschwelle).
Ohne Einstreu geht es nicht!
Wasserbetten sind immer gleich voll. Dadurch, dass die Kissen einzeln befüllt werden, sollen Milch und Urin gut ablaufen. Ohne Einstreu geht es allerdings nicht, die Oberfläche muss trocken sein. Durch die aufgewölbte Form sind feuchte Liegeflächen glatt. Organisches Material muss die Flüssigkeit aufsaugen und verhindern, dass Haut auf Gummi reibt. Auf den besuchten Betrieben hat sich feines Stroh- oder Flachsmehl (Sackware) bewährt.
Im Winter friert das Wasser in den Boxen nicht ein, weil es durch den raschen Wechsel meist in Bewegung ist. Die Kühe wärmen es auf, wenn sie liegen.
Wie sieht es jedoch mit dem Kuhkomfort aus? Immerhin handelt es sich trotz Wasserfüllung um eine Gummioberfläche, die zu haarlosen Stellen oder dicken Gelenken führen kann (ebenso wie bei schlecht gepflegten, leeren Tiefboxen). Auf den ersten Blick wiesen wenig Kühe diese Schäden (Technopathien) auf. Und doch legten sie sich nicht ganz so engagiert ab wie in Betrieben mit gut geführten Tiefboxen.
Das zeigt auch die wenige Forschung. In einer Studie von 2003 (Wagner-Storch et al.) fiel die Akzeptanz von Wasserbetten (getestetes Modell nicht mehr am Markt verfügbar) im Vergleich zu Sand, verschiedenen Gummimatten und bloßem Beton im Mittelfeld aus. Bei einer Belegungsdichte von 100% lagen im Schnitt 69% der Kühe auf Sand, 65 bzw. 57% auf Gummimatratzen, 45% auf Wasserbetten und 33% auf einfachen Gummimatten (vs. 23% nur auf Beton).
Fulwider et al. (2007) verglichen auf 100 Milchkuhbetrieben in den USA Boxenbeläge in Bezug auf Gelenksschäden und Hygiene. Kühe auf Sand oder Wasserbetten hatten weniger Gelenkprobleme als solche auf Gummimatten. Auf Gummimatten und Wasserbetten waren die Kühe aber sauberer. Die Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass in jedem Haltungssystem gesunde Kühe leben können. Neben Boxenmaßen war vor allem die Häufigkeit des Einstreuens ausschlaggebend: Sehr gute Wasserbetten-Betriebe ergänzten zweimal täglich bis spätestens jeden zweiten Tag 0,45 kg bis 1,4 kg Einstreu (Sägemehl, Reishüllen, Strohhäcksel oder Kalk) pro Box.
Klimaeffekt durch Wasserbetten?
Wasserbetten halten die Wärme besser als reine Gummimatten (Wadsworth et al., 2015). Das kann im Winter in kalten Gebieten von Vorteil sein, weil Kühe sich lieber auf vorgewärmten Liegeflächen ablegen.
Einige Hersteller werben damit, dass Wasserbetten Hitzestress vermindern. Zwar gab es einen Versuch, in dem Wissenschaftler die Rektaltemperatur und die Respirationsrate hitzegestresster Kühe senken (-1°C bzw. -18 Atemzüge/Minute) und gleichzeitig Milchleistung (+5%) und Trockenmasseaufnahme (+14%) steigern konnten (Perano et al., 2015). Allerdings war das Wasser, das in den umgebauten Wasserbetten zirkulierte, aktiv auf 4,5 bzw. 10°C gekühlt. Platzierten die Wissenschaftler die Betten ohne weitere Kühlung auf Beton, fanden sie keinen messbaren Effekt.
Höhere Kosten im Vergleich zur Matte
Eine einmalige Wasserfüllung reicht im Normalfall aus. Achten sollte man auf Ventile aus Edelstahl, weil ein verzinktes Ventil durch feine Haarrisse rosten und Wasser austreten kann. Der Anbieter der gepolsterten Variante befestigt die Wasserbetten rund herum auf dem Boden, um keine Feuchtigkeit eindringen zu lassen, während das Zweikammersystem hinten offen und beweglich bleibt, um Reibung zu reduzieren.
Wasserbetten kosten zwischen 180 und 210 Euro pro Platz, je nach Breite und Konfiguration. Dazu kommen ggfs. Händler-Stundenlöhne für die Installation. Die Hersteller geben abgestuft eine Garantie für bis zu 15 Jahre. Eine durchschnittliche Gummimatte schlägt mit ca. 155 Euro netto/Liegeplatz zu Buche (große Spannbreite in Preis und Ausfertigung).
Interessierte Milchkuhhalter sollten die Arbeitszeit (1,22 Akh/Hochbox/Jahr im Vergleich zu 2,7 Akh/Tiefbox/Jahr bei Kalk-Stroh-Matratzen, 650 Kühe; Geidel, 2016), Einstreumaterial und veränderten Kuhkomfort in ihre Entscheidung einbeziehen.
Fazit
Ein Wasserbett reicht nicht an eine gut gemanagte Tiefbox heran. Obwohl in den besuchten Betrieben überraschend wenig Kühe haarlose Stellen an den Gelenken zeigten, legten sie sich im Vergleich zu Tiefboxen zögerlicher ab. Doch gerade in engen Altgebäuden, in denen ein Umbau zur Tiefbox nicht möglich ist, können Wasserbetten im Vergleich zu bloßen Gummimatten den Kuhkomfort verbessern.