Dr. Walter Grünberg, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Um eine Hypokalzämie (Milchfieber) zu vermeiden, gibt es verschiedene Prophylaxe-Strategien:
- Bei der kalziumarmen Fütterung wird ein Kalziummangel in der Trockenstehzeit herbeigeführt, der bewirkt, dass bereits vor der Kalbung vermehrt Kalzium (Ca) aus den Knochen freigesetzt und...
Dr. Walter Grünberg, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.
Um eine Hypokalzämie (Milchfieber) zu vermeiden, gibt es verschiedene Prophylaxe-Strategien:
- Bei der kalziumarmen Fütterung wird ein Kalziummangel in der Trockenstehzeit herbeigeführt, der bewirkt, dass bereits vor der Kalbung vermehrt Kalzium (Ca) aus den Knochen freigesetzt und die Absorptionsrate aus dem Darm erhöht wird. Die Ca-Aufnahme sollte 30 g pro Kuh/Tag nicht überschreiten. Bei einer TM-Aufnahme rund um die Geburt von 10 kg, dürfte die Ration nicht mehr als 3 g Ca/kg TM enthalten.
- Kalziumbinder setzen die Bioverfügbarkeit des Ca (Menge, die der Organismus aufnehmen kann) im Futter herab. Zugelassene sind Zeolith A (Natriumsilikat) oder pansengeschützte Reiskleie. Bei 0,5 kg pro Tag erhöht Zeolith A den Blutkalziumwert, beeinträchtigt aber die Futteraufnahme. Pansengeschützte, phytatreiche Reiskleie kann auch Ca binden. Dabei werden pro kg Reiskleie 9 g Ca gebunden. Eine Einsatzmenge von 2 bis 3 kg/Kuh/Tag beeinflusst die Futteraufnahme nicht. Die Ca-Binder sollten zusammen mit einer kalziumarmen Fütterung ( 6 g/kg TM) eingesetzt werden.
- Für die orale Kalziumgabe um die Geburt werden Drenchlösungen, Gels oder Boli angeboten. Am häufigsten werden anorganisches Kalziumchlorid (CaCl2) oder organische Ca-Verbindungen (Kalziumpropionat, -azetat, -fumarat) eingesetzt. Zwischen den Verbindungen gibt es Unterschiede in Löslichkeit und Bioverfügbarkeit. Das anorg. CaCl2 ist gut löslich (50 bis 100 g elementares Ca/Gabe). Bei org. Ca-Verbindungen muss aufgrund der schlechteren Bioverfügbarkeit ein höheres Volumen (75 bis 125 g elementares Ca) verabreicht werden. Empfohlen wird eine zweimalige orale Gabe innerhalb von 24 Stunden beginnend mit der Kalbung.
- Saure Salze bewirken 2 bis 3 Wochen vor der Kalbung eine metabolische Azidose. Der Organismus versucht sie zu kompensieren, indem er Ca aus dem Knochen mobilisiert. Da die Mobilisation zum Anstieg der Ca-Konzentration vor der Kalbung führen würde, scheidet die Kuh bis zur Geburt das zusätzliche Ca mit dem Harn aus. Nach der Kalbung wird es über die Milch ausgeschieden, wodurch das Absinken der Blutkalziumkonzentration abgemildert wird. Die säuernde Wirkung der Ration wird als Differenz zwischen Kationen und Anionen (DCAB) angegeben. Geeignete Rationen weisen DCAB-Werte zwischen -150 und -250 mEq/kg TM auf. Aber auch bei 0 mEq gibt es bereits pos. Effekte. Die ansäuernde Wirkung sollte man über den Harn-pH-Wert kontrollieren (6,5 bis 7,0). Um so wenig saure Salze wie möglich zu füttern (wenig schmackhaft), sollte die Kaliumkonzentration der TS-Ration so weit es geht reduziert werden.
- Eine Vitamin D-Injektion (1 Mio. IE/45 kg Gewicht) in den letzten zehn bis drei Tagen vor der Kalbung verstärkt die Ca-Aufnahme im Darm. Vitamin D kann Festliegen verhindern, erhöht aber das Risiko für subklinisches Milchfieber. Vorsicht vor Überdosierungen!
- Die intravenöse Verabreichung einer Ca-Lösung ist als Prophylaxe nicht (!) geeignet. Denn hierdurch kommt es zu einer Hyperkalzämie (starke, kurzfristige Erhöhung von Ca im Blut), wodurch der bis dahin noch funktionierende Regulationsmechanismus massiv gestört wird. Blutkalziumkonzentrationen prophylaktisch behandelter Kühe sind in den ersten Stunden nach der Infusion zwar deutlich erhöht, liegen aber bereits nach 12 Stunden für mindestens zwei Tage unter den Werten unbehandelter Tiere. Intravenös sollte Ca nur bei Festliegern verabreicht werden. Die prophylaktische subkutane Injektion stellt ebenfalls eine Störung der Regulationsmechanismen dar.
- Bei der kalziumarmen Fütterung wird ein Kalziummangel in der Trockenstehzeit herbeigeführt, der bewirkt, dass bereits vor der Kalbung vermehrt Kalzium (Ca) aus den Knochen freigesetzt und die Absorptionsrate aus dem Darm erhöht wird. Die Ca-Aufnahme sollte 30 g pro Kuh/Tag nicht überschreiten. Bei einer TM-Aufnahme rund um die Geburt von 10 kg, dürfte die Ration nicht mehr als 3 g Ca/kg TM enthalten.
- Kalziumbinder setzen die Bioverfügbarkeit des Ca (Menge, die der Organismus aufnehmen kann) im Futter herab. Zugelassene sind Zeolith A (Natriumsilikat) oder pansengeschützte Reiskleie. Bei 0,5 kg pro Tag erhöht Zeolith A den Blutkalziumwert, beeinträchtigt aber die Futteraufnahme. Pansengeschützte, phytatreiche Reiskleie kann auch Ca binden. Dabei werden pro kg Reiskleie 9 g Ca gebunden. Eine Einsatzmenge von 2 bis 3 kg/Kuh/Tag beeinflusst die Futteraufnahme nicht. Die Ca-Binder sollten zusammen mit einer kalziumarmen Fütterung ( 6 g/kg TM) eingesetzt werden.
- Für die orale Kalziumgabe um die Geburt werden Drenchlösungen, Gels oder Boli angeboten. Am häufigsten werden anorganisches Kalziumchlorid (CaCl2) oder organische Ca-Verbindungen (Kalziumpropionat, -azetat, -fumarat) eingesetzt. Zwischen den Verbindungen gibt es Unterschiede in Löslichkeit und Bioverfügbarkeit. Das anorg. CaCl2 ist gut löslich (50 bis 100 g elementares Ca/Gabe). Bei org. Ca-Verbindungen muss aufgrund der schlechteren Bioverfügbarkeit ein höheres Volumen (75 bis 125 g elementares Ca) verabreicht werden. Empfohlen wird eine zweimalige orale Gabe innerhalb von 24 Stunden beginnend mit der Kalbung.
- Saure Salze bewirken 2 bis 3 Wochen vor der Kalbung eine metabolische Azidose. Der Organismus versucht sie zu kompensieren, indem er Ca aus dem Knochen mobilisiert. Da die Mobilisation zum Anstieg der Ca-Konzentration vor der Kalbung führen würde, scheidet die Kuh bis zur Geburt das zusätzliche Ca mit dem Harn aus. Nach der Kalbung wird es über die Milch ausgeschieden, wodurch das Absinken der Blutkalziumkonzentration abgemildert wird. Die säuernde Wirkung der Ration wird als Differenz zwischen Kationen und Anionen (DCAB) angegeben. Geeignete Rationen weisen DCAB-Werte zwischen -150 und -250 mEq/kg TM auf. Aber auch bei 0 mEq gibt es bereits pos. Effekte. Die ansäuernde Wirkung sollte man über den Harn-pH-Wert kontrollieren (6,5 bis 7,0). Um so wenig saure Salze wie möglich zu füttern (wenig schmackhaft), sollte die Kaliumkonzentration der TS-Ration so weit es geht reduziert werden.
- Eine Vitamin D-Injektion (1 Mio. IE/45 kg Gewicht) in den letzten zehn bis drei Tagen vor der Kalbung verstärkt die Ca-Aufnahme im Darm. Vitamin D kann Festliegen verhindern, erhöht aber das Risiko für subklinisches Milchfieber. Vorsicht vor Überdosierungen!
- Die intravenöse Verabreichung einer Ca-Lösung ist als Prophylaxe nicht (!) geeignet. Denn hierdurch kommt es zu einer Hyperkalzämie (starke, kurzfristige Erhöhung von Ca im Blut), wodurch der bis dahin noch funktionierende Regulationsmechanismus massiv gestört wird. Blutkalziumkonzentrationen prophylaktisch behandelter Kühe sind in den ersten Stunden nach der Infusion zwar deutlich erhöht, liegen aber bereits nach 12 Stunden für mindestens zwei Tage unter den Werten unbehandelter Tiere. Intravenös sollte Ca nur bei Festliegern verabreicht werden. Die prophylaktische subkutane Injektion stellt ebenfalls eine Störung der Regulationsmechanismen dar.