Terminhandel mit Flüssigmilch

Seit dem 15. August 2018 können Milcherzeuger, Molkereien, Handelsunternehmen und die Ernährungsindustrie in Europa ihre Rohmilch an der Börse verkaufen und sich z.B. einen Preis für Januar 2019 schon Anfang November 2018 absichern. Das haben einige Landwirte getan, indem sie sich für Januar 2019 über den Terminhandel an der European Energy Exchange (EEX) einen Verkaufspreis von 34,8 Cent/kg Rohmilch einhandelten. Sinken Börsenpreise und Milchpreise im Januar auf 33 Cent, haben sich diese Landwirte Monate zuvor einen um 1,8 Cent höheren Milchpreis gesichert. Steigt der tatsächliche Milchpreis jedoch auf 36 Cent, müssen sich die Landwirte zwar mit den abgesicherten 34,8 Cent zufrieden geben, haben allerdings eine Sicherheit für die abgesicherte Menge. Als der Durchschnittspreis in Deutschland im September 2018 bei 35,4 ct/kg lag, hätte man einen Börsenpreis von 37 Cent sichern können.
Bis Anfang Dezember wurden auf diese Art 23 Kontrakte mit je 25 t (= 575.000 kg Rohmilch) gehandelt. Das ist noch nicht viel, aber am Umsatz gemessen ein besserer Start, als es bei neuen Terminkontrakten von Getreide oder Butter üblich war. Bei Butter und Milchpulver werden in einem Jahr wie 2018 mittlerweile rund 25.000 Kontrakte gehandelt. Die Aussichten für den Handel mit den Flüssigmilchkontrakten sind also positiv einzuschätzen. Weil Landwirte ihn leichter nutzen können und 38% der deutschen Molkereien – als potenzielle Käufer und Verkäufer von Flüssigmilch – signalisierten, dass sie künftig Preisabsicherung über die Börse betreiben wollen. Holger D. Thiele, FH Kiel u. ife Institut Kiel