Mit Penicillin gegen Mastitis

Der Antibiotikaeinsatz zur Therapie von Euterentzündungen wird von den Überwachungsbehörden kritischer überwacht mit dem Ziel, Reserveantibiotika zu reduzieren. Wie stellen Sie sich die antibiotische Therapie von Mastitiden in der Praxis vor?
Krömker: Die Variante, die mir am besten gefällt, ist, wenn Tierarzt und Landwirt gemeinsam zunächst den Eutergesundheitsstatus der Herde bestimmen. Wichtige Informationen dafür liefern LKV-Daten (Eutergesundheitskennzahlen), Laborergebnisse (Erregernachweise, Antibiogramme) von Milchproben euterkranker Kühe und die Dokumentation von Mastitisfällen.
Landwirte sollten Mastitiden erkennen und den Schweregrad bestimmen können. Auf der Basis der Euterkennzahlen und Laborergebnisse kann dann ein Therapievorschlag entwickelt werden. Dieser legt fest, bei welchem Mastitisgrad nach einem festgelegten Schema behandelt wird und bei welchem der Tierarzt für die Untersuchung und Behandlung gerufen wird. In eutergesunden Herde reicht es, wenn auf der Basis der vorher erhobenen Daten nur die klinisch auffälligen Kühe beprobt werden. Wenn man antibiotische Dosen bei der Therapie einsparen möchte, kann man den Therapieplan um ein Schnelltest-System erweitern.
In welchen Fällen machen Mastitis-Schnelltests Sinn? Reichen die Ergebnisse als Befundnachweis aus?
Krömker: Der Mastitisschnelltest (z.B. MastDecide) dient dazu, die Anzahl eingesetzter antibiotischer Dosen zu reduzieren. Er ist nicht geeignet, um diagnostische Informationen im Betrieb zu erlangen. Denn vor dem Einsatz von Reserveantibiotika muss sowieso immer ein Erregernachweis und Antibiogramm eingeholt werden. Aus meiner Sicht ist es allerdings nicht nötig, die sogenannten Reserveantibiotika, in der Mastitistherapie überhaupt einzusetzen.
Welche Wirkstoffe sind dann empfehlenswert ?
Krömker: Durch die lokale Antibiose lassen sich vor allem Mastitisinfektionen mit gram-positiven Keimen (z.B. Streptokokken) beeinflussen. Ein unkritischer Wirkstoff mit sehr niedrigen therapeutischen Dosen ist zum Beispiel Penicillin. Es gibt eine kleine Gruppe von Erregern, die Penicillinase bilden. Bei denen wird dieser Wirkstoff nicht funktionieren, aber bei mehr als 80% aller gram-positiven Keime in einem Betrieb wirkt Penicillin gegen Euterentzündungen hervorragend. Er ist kostengünstig und hat leider den Nachteil, dass die Wartezeit auf Milch vergleichsweise lang ist.