Kuhgebundene Aufzucht als eigene Produktionsauflage

In Ihrer Demeter-Erzeugergemeinschaft werden ab Mai 2019 alle Kälber kuhgebunden aufgezogen. Warum verpflichten Sie sich selbst dazu, ohne dass Ihr Verband es verlangt?
Hubert Blank: Weil diese Form der Aufzucht am besten dem Demetergrundsatz der art- und wesensgerechten Tierhaltung entspricht. Interessant ist ja nicht nur das Trinkverhalten, sondern auch, dass sich der Kontakt zu den Müttern bzw. Ammen positiv auf die Entwicklung der Kälber auswirkt. Bei uns in der Gemeinschaft ist diese Aufzuchtmethode daher schon seit längerer Zeit ein Thema.
Wie haben Sie die Umstellung auf den Höfen organisiert?
Hubert Blank: Wir haben die Durchführbarkeit für die einzelnen Höfe im Vorfeld in unseren monatlichen Treffen diskutiert. Durch Betriebsbesichtigungen, Gespräche mit erfahrenen Kollegen und durch den Meinungsaustausch in der Gruppe haben wir das Ziel jetzt schneller erreicht als gedacht. Alle Betriebe haben innerhalb des letzten Jahres umgestellt.
Welche Strukturen umfasst Ihre Erzeugergemeinschaft?
Hubert Blank: Wir produzieren auf allen 28 Betrieben zusammen ca. 5,5 Mio. kg Demeter- Heumilch pro Jahr. Die mittlere Herdengröße liegt bei ca. 40 Kühen. Erfassung, Logistik und Vermarktung der Milch organisieren wir vereinsintern. Etwa ein Drittel verkaufen wir an kleinere Käsereien. Der Großteil wird in Lohnbetrieben zu Frischeprodukten verarbeitet, die als eigene Marke oder als Handelsmarke im Naturkosthandel und im LEH stehen.
Wie gleichen Sie den höheren Aufwand und den „Milchverlust“ von bis zu 15% aus?
Hubert Blank: Das ist eine Herausforderung. Wir und unsere Partner glauben aber, dass unsere Endkunden bereit sind, eine solche Aufzuchtmethode finanziell zu honorieren. Auch weil sie diese selbst fordern. Wir müssen das Alleinstellungsmerkmal jetzt überzeugend kommunizieren. Künftig sollen auch die Bruderkälber alle kuhgebunden auf den Höfen aufgezogen werden.
Hubert Blank, Milchkuhhalter in der Erzeugergemeinschaft „Demeter MilchBauern Süd w.V.”