Interview - Weideprämie wird nicht umgesetzt

Elite: Nach dem Wechsel der niedersächsischen Landesregierung gibt es ein „Prämienchaos“ rund um die Weideprämie. Was ist genau passiert?
Otte-Kinast: Von Chaos würde ich nicht sprechen. Die sogenannte „Weideprämie“ war eine Absichtserklärung meines Vorgängers. Sie sollte offenbar die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete (AGZ) ersetzen, die Herr Meyer gestoppt hatte. Die alte Koalition hatte aber keinen Nachtrag auf den Weg gebracht, insofern war die Summe für die „Weideprämie“ nicht beantragt. Jetzt ist das AGZ-Geld gebunden und eine neue Weideprämie schlicht nicht zu finanzieren.
Elite: Was bedeutet das für die Milchkuhhalter mit benachteiligten Flächen?
Otte-Kinast: Mir ist die schwierige Lage der Milchkuhbetriebe bewusst. Weiter unterstützt wird das Weidemilchprogramm. Stück für Stück dehnt der Lebensmittelhandel die Vermarktung von Weidemilch und gegebenenfalls daraus hergestellter Weidemilcherzeugnisse weiter aus, sodass die Milcherzeuger hiervon finanziell profitieren können.
Elite: Sind alternative Prämien geplant?
Otte-Kinast: Zur Verbesserung des Tierschutzes in einem Zweig der Tierhaltung sollten Fördermaßnahmen dort ansetzen, wo die Problemlage am größten ist. In der Milchviehhaltung gibt es Stallhaltungsformen, die auch ohne Weidehaltung sehr tiergerecht sind. Allein mit der Vorgabe einer bestimmten Beweidungsdauer lässt sich der Tierschutz in der Milchviehhaltung noch nicht effektiv verbessern. Die Diskussion über Fördermaßnahmen, die vor diesem Hintergrund ihre volle Wirkung entfalten, läuft bei uns im Haus.
Barbara Otte-Kinast,Landwirtschaftsministerin Niedersachsen,CDU