Positives gedacht, aber nicht gesagt: Das hilft auf dem Hof nicht weiter. Ein Plädoyer für den Mut, es auszusprechen!
Ein typischer Familienbetrieb in Deutschland: Seit der Sohn vor einigen Jahren eingestiegen ist und sein Wissen aus Fachschule und Ausbildung mitbringt, geht es mit den Kennzahlen aufwärts. Die Milchleistung steigt, die Grundfutterleistung auch, vor Kurzem konnte der Betrieb seine erste 100.000-Liter-Kuh feiern. Der Vater ist in seinem Element, als er den Bau der neuen...
Positives gedacht, aber nicht gesagt: Das hilft auf dem Hof nicht weiter. Ein Plädoyer für den Mut, es auszusprechen!
Ein typischer Familienbetrieb in Deutschland: Seit der Sohn vor einigen Jahren eingestiegen ist und sein Wissen aus Fachschule und Ausbildung mitbringt, geht es mit den Kennzahlen aufwärts. Die Milchleistung steigt, die Grundfutterleistung auch, vor Kurzem konnte der Betrieb seine erste 100.000-Liter-Kuh feiern. Der Vater ist in seinem Element, als er den Bau der neuen Fahrsiloanlage managt und mit seiner Erfahrung, Kniffen und Tricks viel Geld spart.
Eigentlich läuft es sehr gut. Doch obwohl man zusammen arbeitet, läuft der Alltag manchmal nebeneinander her. Das wird dann zum Problem, wenn vieles unausgesprochen bleibt. Dabei geht es gar nicht so sehr um Negatives, spätestens beim nächsten streitbedingten Wutausbruch kommen Probleme auf den Tisch.
Wann aber ist Ihnen das letzte Mal ein ernst gemeintes Lob über die Lippen gekommen? Kein „Läuft ja im Betrieb“, sondern ein „Die niedrigen Zellzahlen gehen auf deine Kappe. Toll, dass du so sorgfältig mit dem Futter umgehst!“ Konkret, anerkennend, der Person in die Augen geschaut?
Anerkennung stärkt
Sie werden sich wundern, was das in Ihrem Gegenüber auslöst. Obwohl Familienmitglieder häufig das gleiche Ziel und einen ähnlichen Eindruck von der Situation haben, sprechen sie nicht darüber. Alles wird zur Selbstverständlichkeit. Das macht letztlich einsam, weil man auf einem landwirtschaftlichen Betrieb nicht „mal eben“ auf nette Kollegen außerhalb der Familie trifft. Geteiltes Leid ist halbes Leid – und geteilte Freude doppelte Freude!
Natürlich fühlt es sich für viele erst einmal seltsam an, vermeintlich „Selbstverständliches“ tatsächlich auszusprechen. Aber wie soll der Sohn, der Vater oder auch der Mitarbeiter wissen, dass Sie total zufrieden sind oder den anderen trotz täglicher Reibungen sehr schätzen, wenn Sie es ihm nicht sagen? Versuchen Sie es mal.
Loben lernen
Natürlich muss man nicht den ganzen Tag grinsend über den Hof laufen. Doch ernst gemeintes Lob ist nie zu viel. Loben kann man sogar lernen!
- Konkret: Die Situation beschreiben und genau sagen, was Sie gut finden.
- Zur richtigen Zeit: am besten nicht erst ein halbes Jahr später.
- Ehrlich und persönlich: Die Person direkt ansprechen und es auch so meinen!
- Nicht mit Kritik vermischen: Denn das macht die Wirkung leicht wieder zunichte.
- Konkret: Die Situation beschreiben und genau sagen, was Sie gut finden.
- Zur richtigen Zeit: am besten nicht erst ein halbes Jahr später.
- Ehrlich und persönlich: Die Person direkt ansprechen und es auch so meinen!
- Nicht mit Kritik vermischen: Denn das macht die Wirkung leicht wieder zunichte.
Lob macht glücklich, stärkt das Gemeinschaftsgefühl, verbessert die Arbeitsqualität und trägt dazu bei, auch mit viel Arbeit und engen Familienbanden eine hohe Lebensqualität zu erreichen. Diese Erfahrung machten auch Vater und Sohn im Rahmen einer Mediation. Als sie nicht nur Alltagsreibereien, sondern die Leistungen des anderen in den Mittelpunkt stellten, stahl sich ein Lächeln auf das Gesicht des Sohnes, der Vater stand aufrechter, sie sahen sich wieder in die Augen. Ein aussichtsreicher Anfang.