Kühe mögen keinen vom Mensch verursachten Stress. Sie werden nur ungern aus ihrem „langweiligen Alltag“ herausgerissen.
Kürzlich bot sich uns im Rahmen einer Pressetour die Gelegenheit, zwei Milchkuhanlagen zu besuchen, in denen die Kühe in vollautomatisierten Melkkarussellen gemolken werden. Leider war uns das Betreten der Melkräume untersagt. Aber immerhin wurde das Melken live in den Besucherraum übertragen, ein Blick auf die Melktechnik war durch Glasscheiben hindurch...
Kühe mögen keinen vom Mensch verursachten Stress. Sie werden nur ungern aus ihrem „langweiligen Alltag“ herausgerissen.
Kürzlich bot sich uns im Rahmen einer Pressetour die Gelegenheit, zwei Milchkuhanlagen zu besuchen, in denen die Kühe in vollautomatisierten Melkkarussellen gemolken werden. Leider war uns das Betreten der Melkräume untersagt. Aber immerhin wurde das Melken live in den Besucherraum übertragen, ein Blick auf die Melktechnik war durch Glasscheiben hindurch möglich. Als wir die Fenster im Besucherraum öffneten (nur auf Kipp!!), um einmal den Sound der Anlagen einzufangen, wurden diese sofort wieder geschlossen. Begründung: Zu viel Stress für die Kühe! Schon das bisschen Lärm, das unsere etwa 12-köpfige Gruppe auslöst (insgesamt gab es vier Besuchergruppen), würde die Kühe derart irritieren, dass sie nicht mehr freiwillig und zügig die Karussellplattform betreten. Letztlich würde dadurch der gesamte Ablauf im Stall derart durcheinandergebracht, so dass am Ende die Milchleistung sinken würde und und und …
Sicher, Kühe haben ein sehr sensibles Gehör. Wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Lärm die Eutergesundheit beeinträchtigen kann. Auch wissen wir, dass durch Stress die körpereigene Immunabwehr geschwächt wird und die Krankheitsanfälligkeit ansteigt. Bekannt ist auch, dass jeder Wechsel der gewohnten Routine Stress für die Kühe bedeutet. Kühe mögen’s langweilig, absolut langweilig. Am liebsten scheint es ihnen zu sein, wenn sie durch nichts, aber auch durch gar nichts aus ihrem „langweiligen Alltag“ herausgerissen werden. Deshalb wurden auch nach dem Melken die Kühe, trotz augenscheinlichem Stau, nicht vom Melker zurück in den Liegebereich getrieben. „Die Tiere haben ihren Rhythmus“, wird uns erklärt. Das Karussell habe noch nie wegen eines Tierstaus anhalten müssen. Ein Melker würde nur Stress auslösen.
Ich stelle mir die Frage, was passiert, wenn beim automatischen Melken, egal, ob nun in Roboter-Einzelboxen oder einem Roboter-Karussell, der Kontakt zum Menschen schwindet, die Kühe sich zunehmend selbst überlassen werden? Droht ein Rückfall ins Wildtierdasein, wie bei Mutterkuhherden zu beobachten?
Ganz so extrem werden sich die Verhaltensweisen der Milchkühe sicherlich nicht verändern, selbst bei einem maximalen Automatisierungsgrad im Stall nicht. Denn der Kontakt zum Menschen nimmt zwar ab, wird aber nie gänzlich verschwinden.
Sicher ist, dass sich ein stressarmer Umgang bei Milchkühen, die Hochleistungen erbringen, vorteilhaft ist. Dazu gehört u. a., dass die Kühe nur in normaler Gesprächslautstärke angesprochen werden. Vermeiden Sie hektisches und lautes Gebaren! Keinesfalls sollten Sie (oder Ihre Mitarbeiter) klappern, mit Stöcken auf metallische Einrichtungsgegenstände schlagen oder wild rumfuchteln. Fuchtelnde Arme beunruhigen die Kühe. Geben Sie den Tieren die Zeit, die sie brauchen.