Wer Menschen aus Krisengebieten einen Arbeitsplatz anbietet, gibt ihnen die Menschenwürde zurück.
Als ich im letzten Jahr aus Afrika zurückgekommen bin, wurde mir wieder bewusst, wie privilegiert wir hier leben: Ich kann mich frei bewegen, meine Meinung äußern und arbeiten. Meine Kinder gehen zur Schule und haben gute Zukunftsaussichten. Krieg und Gewalt haben wir nie erlebt.
Wie muss es den Flüchtlingen gehen, die kriegsbedingt alles zurückgelassen haben: Wohnung, Arbeit und...
Wer Menschen aus Krisengebieten einen Arbeitsplatz anbietet, gibt ihnen die Menschenwürde zurück.
Als ich im letzten Jahr aus Afrika zurückgekommen bin, wurde mir wieder bewusst, wie privilegiert wir hier leben: Ich kann mich frei bewegen, meine Meinung äußern und arbeiten. Meine Kinder gehen zur Schule und haben gute Zukunftsaussichten. Krieg und Gewalt haben wir nie erlebt.
Wie muss es den Flüchtlingen gehen, die kriegsbedingt alles zurückgelassen haben: Wohnung, Arbeit und Angehörige. Wenn meine Familie vom Krieg bedroht wäre, würde ich auch gehen. Ich würde auch dann das Land verlassen, wenn meine Kinder keine Zukunftsaussichten (wirtschaftliche Gründe) hätten. Keinem fällt es leicht, die Heimat zu verlassen.
Was brauchen Flüchtlinge, wenn sie allein oder mit Familie in einem Auffanglager ankommen? Versorgung, Sicherheit und ein bisschen Alltag. Dazu gehört Arbeit.
Überdurchschnittlich motiviert
Wäre das nicht eine Chance für die Milcherzeugung und damit auch für die Flüchtlinge? Denn schließlich ist der Fach- bzw. Arbeitskräftemangel in vielen Betrieben ein großes Problem. Natürlich sind Flüchtlinge, genau wie wir, unterschiedlich gut qualifiziert. Ein Problem kann zu Beginn die sprachliche Hürde sein. Doch andererseits sind gerade die, die ihr Land verlassen mussten, mehr als motiviert und dankbar für einen neuen Job. Viel hängt davon ab, wie viel Zeit und Geduld man in den neuen Mitarbeiter zu Beginn investiert. Das gilt übrigens nicht nur für ausländische Mitarbeiter.
Es funktioniert!
Ein Milchkuhhalter aus Süddeutschland hat sich getraut. Auf seinem Hof tauchte einmal ein Mann ohne Deutschkenntnisse auf, der sich für Kühe zu interessieren schien. Er kam jeden Tag mit ein paar deutschen Worten wieder. Die beiden redeten jeden Tag ein bisschen mehr. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass es sich um einen Tierarzt aus Bulgarien handelte. Der Mann ist heute Herdenmanager auf dem Betrieb.
Es kann also funktionieren! Flüchtlinge dürfen grundsätzlich nach einer Sperre von drei Monaten arbeiten. Dazu brauchen sie die Zustimmung der Ausländerbehörde. Die klärt mit der Agentur für Arbeit, ob ein Arbeitssuchender aus Deutschland/EU den Job machen möchte. Gibt es keinen „vorrangigen“ Interessenten, kann der Flüchtling arbeiten.
Praktikum als Einstieg
Seit Kurzem gibt es auch die Möglichkeit, ein dreimonatiges Praktikum zur beruflichen Orientierung zu absolvieren. Da genügt eine Anzeige bei der Ausländerbehörde. Ist ein Flüchtling mehr als 15 Monate hier, kann er ohne Vorrangigkeitsprüfung arbeiten.
Wer etwas Zeit für Bürokratie und Einarbeitung investiert, kann gute, motivierte Mitarbeiter gewinnen und einen wichtigen Beitrag zu mehr Mitmenschlichkeit leisten.