Der Aufzucht der Jungrinder gebührt mehr Aufmerksamkeit! Immer noch führen zu viele Fehler im Management zu einem Nicht-Ausschöpfen des genetischen Potenzials der Tiere.
In den USA haben sich einige, besonders an der Rinderaufzucht interessierte Milchfarmer, Berater und Tierärzte im...
Der Aufzucht der Jungrinder gebührt mehr Aufmerksamkeit! Immer noch führen zu viele Fehler im Management zu einem Nicht-Ausschöpfen des genetischen Potenzials der Tiere.
In den USA haben sich einige, besonders an der Rinderaufzucht interessierte Milchfarmer, Berater und Tierärzte im Club der professionellen Rinderaufzüchter (DCHA: Dairy Calf and Heifer Association) zusammengeschlossen. Einmal im Jahr treffen sich die Aufzuchtprofis zur Diskussion neuer Trends.
Eröffnet hat die diesjährige Jahrestagung (DCHA Annual-Conference 2017) Michael Ballou, Texas Tech University. Er wies darauf hin, dass viele Tierbetreuer aus Angst Durchfälle zu provozieren, davor zurückscheuen, Kälbern während der ersten Lebenstage eine größere Menge Vollmilch oder MAT-Tränke anzubieten. Ballou forderte, die Flüssigkeitsmenge nicht zu begrenzen. Zwar könnte die Fütterung größerer Tränkemengen zu einer Verflüssigung des Kots führen, aus neueren Untersuchungen gehe jedoch hervor, dass die Kälber alle aufgenommenen Nährstoffe absorbieren. Nicht verdaute Nährstoffe würden zum Aufbau des Gewebes genutzt. Weiterhin erklärte er, dass die Trockenmasse im Kot nicht von der Tränkemenge beeinflusst wird. Deshalb eigne sich die Kotkonsistenz auch nicht zur Bewertung des Fütterungsregimes. Der Wissenschaftler empfiehlt deshalb, den Neugeborenen während der ersten Lebenswochen viel Milch anzubieten, da sich ein hohes Nährstoffangebot positiv auf das Immunsystem und die Abwehrfunktion der Verdauungsorgane auswirke. So konnte in Belastungsversuchen nachgewiesen werden, dass mit viel Milch getränkte Kälber nach einer Infektion mit Salmonellen (vier Wochen nach dem Absetzen) mit einer höheren Leukozyten-Antwort reagierten und dass die Durchfallerkrankung weniger ausgeprägt verlief. Gleiches zeichnete sich auch nach einer Infektion mit BHV1 und Mannheimia haemolytica ab.
Zum Schutz des Verdauungstraktes empfiehlt Ballou auch die Fütterung von Pre-, Probiotika, hyperimmunisiertem Hühnereiweiß und getrocknetem Plasma- Protein.
Wasser, Wasser, Wasser!
Kälber benötigen Wasser, sehr viel Wasser! Das gilt insbesondere in der zweiten Hälfte der Tränkephase, denn zu diesem Zeitpunkt beginnen die jungen Tiere festes Futter aufzunehmen. Nachgewiesenermaßen korreliert die Futteraufnahme (Kraftutter bzw. Kälberstarter) eng mit der Wasseraufnahme der Tiere. Laut dem Aufzuchtspezialisten Noah Litherland (Vita Plus) benötigen Tränkekälber drei Liter Wasser, um ein Kilo Trockenmasse aufzunehmen. Das Wasser sorgt im Pansen dafür, dass die Mikroben die Futterpartikel umspülen und auch für deren Abtransport in Richtung Darm. Zudem erleichtert Wasser im Pansen den Enzymen ihre Arbeit. Die Wasseraufnahme ist von mehreren Faktoren abhängig, u.a. von dem Lebensalter, den Futtermitteln und der Umgebung (z.B. Hitzestress). Begünstigt wird die Wasseraufnahme, wenn den Kälbern handwarmes Wasser nach Abschluss der Tränke bzw. der Futtervorlage angeboten wird.
Während der ersten vier Lebenswochen saufen die jungen Kälber täglich zwischen 0,3 und 0,6 Liter Wasser; bis zum Zeitpunkt des Absetzens erhöht sich die Tränkemenge auf 2,6 bis 3,0 Liter. Den Kälbern darf nur Wasser bester hygienischer Qualität angeboten werden. Litherland empfiehlt, in regelmäßigen Abständen das Tränkewasser mithilfe eines Schnelltests auf den Keimgehalt hin zu überprüfen.
„Wenn Sie schon mal dabei sind, sollten Sie auch gleich den Phosphat- und den Eisengehalt bestimmen lassen“, ergänzte Tierarzt Donald Sockett von der University Wisconsin (Madison). Denn eine schlechte Wasserqualität wirkt sich nicht nur leistungsbegrenzend, sondern auch immundepressiv aus. Sollte sich herausstellen, dass das Tränkewasser nicht den Bedürfnissen der jungen Kälber entspricht, sollte es auf jeden Fall chemisch aufbereitet werden.
Besser mit Spirale
Gerade in größeren Milchkuhbetrieben mangelt es häufig an der Brunstbeobachtung im Rinderstall. Das führt zu großen Abweichungen beim Erstkalbealter. Um die Rinder möglichst frühzeitig besamen zu können, greifen US-Farmer gerne auf eine Brunstsynchronisation zurück. So wird sichergestellt, dass alle Rinder einer Gruppe zum gleichen Zeitpunkt in Brunst kommen und mehr oder weniger gleichzeitig besamt werden können.
An der Universität Idaho haben Reproexperten untersucht, welche Synchro-Programme sich für den Einsatz im Rinderstall eignen. Sofern keine tagesgenaue Besamung erfolgen soll (Pre-/Ovsynch), bietet sich die Einlage einer Spirale an. Diese verbleibt 14 Tage im Rind, 16 Tage nach deren Entnahme erhalten die Tiere dann nochmals eine PGF2α-Injektion. In einer Studie zeigten von den 119 derart behandelten Rindern 97% sichtbar eine Brunst innerhalb von fünf Tagen. 80% der Tiere rinderten sogar innerhalb drei Tagen.
In der Studie wurden noch zwei weitere Varianten überprüft: A) Zwei PGF2α-Injektion im Abstand von elf Tagen (118 Rinder) sowie B) 1 x PGF2α zur Brunstauslösung (121 Rinder).
Es stellte sich heraus, dass alle drei Varianten zu sehr hohen Trächtigkeitsraten (120. Tag) führten. Allerdings mussten die ausschließlich mit PGF2α behandelten Rinder öfter nachbesamt werden.