Hitzerekorde und Unwetter…viele Menschen geben den Nutztierhaltern eine Mitschuld an den Klimaphänomenen, die uns auch in diesem Sommer wieder beschäftigt haben. Am Pranger stehen derzeit besonders die Rinderhalter. So kritisieren Umweltschützer u.a., dass in den letzten zehn Jahren mehr als 60% der Rodungen des Regenwaldes auf das Konto von Rinderweiden und Soja-Anbau für die Kraftfutterindustrie gegangen sind, dass Rinder Methan ausrülpsen und dass vielerorts Gülle das Trinkwassers mit...
Hitzerekorde und Unwetter…viele Menschen geben den Nutztierhaltern eine Mitschuld an den Klimaphänomenen, die uns auch in diesem Sommer wieder beschäftigt haben. Am Pranger stehen derzeit besonders die Rinderhalter. So kritisieren Umweltschützer u.a., dass in den letzten zehn Jahren mehr als 60% der Rodungen des Regenwaldes auf das Konto von Rinderweiden und Soja-Anbau für die Kraftfutterindustrie gegangen sind, dass Rinder Methan ausrülpsen und dass vielerorts Gülle das Trinkwassers mit Nitrat verseucht!
In Gesprächen mit Nicht-Landwirten versuche ich immer wieder die Diskussion zu versachlichen, in dem ich auf die Nachhaltigkeit der hiesigen Milchproduktion hinweise, auf die großen Mengen an Grünland, die von den Rindern/Kühen verwertet werden, auf den freiwilligen Verzicht von Sojaschrot (GVO-freie Fütterung), auf die DüngeVO (170 kg N-Obergrenze)… – meist leider aber ohne Erfolg. Mir scheint, als würde die Nutztier- bzw. Rinderhaltung per se als negativ wahrgenommen.
Auch wenn die meisten Milcherzeuger schon sehr nachhaltig wirtschaften, Milchkühe deutlich artgerechter gehalten werden als Schweine oder Hühner, so wäre es naiv zu glauben, die Milchkuhhaltung könne sich in Umwelt- und Tierschutzfragen dauerhaft „unter dem Radar“ der öffentlichen Aufmerksamkeit bewegen. Machen wir uns nichts vor: Milcherzeuger werden in Zukunft sowohl „gute Zahlen“ als auch „gute Bilder“ liefern müssen. An einem Umbau der Milcherzeugung, der zu einer (größeren) gesellschaftlichen Akzeptanz führt, führt wohl kein Weg mehr vorbei. Stellt sich die Frage, wie sich der Zuspruch einer „breiten gesellschaftlichen Mitte“ erwirken lässt? Genügt die Einführung verpflichtender Tierwohl- und Nachhaltigkeitsprogramme oder ist eine flächendeckende Extensivierung, wie sie mehrere NGO’s fordern, unausweichlich (siehe Seite 5)? Diese Diskussion muss jetzt dringend geführt werden!
Egal welcher Weg letztlich eingeschlagen wird, eine Umstellung der Produktionsverfahren ist nicht kurzfristig machbar. Der Prozess dürfte sich über 30 Jahre erstrecken. Deshalb ist es unabdingbar, dass die Politik Rahmenbedingungen schafft, die auch über mehrere Legislaturperioden hinweg garantiert bleiben. Dazu gehören Fördermaßnahmen ebenso wie die Anpassung bau- und umweltrechtlicher Vorschriften (Auflösung des Zielkonflikts zwischen Tierwohl und Emissionsminderung). Das Melken muss auch in 30 Jahren noch wirtschaftlich vertretbar sein!