Ein Programm nur für Aussteiger?

Die EU-Kommission greift für die europäischen Milcherzeuger nochmals tief in die Tasche: 150 Mio. Euro sollen fließen, um die Milchproduktion zu drosseln und damit den Markt zu entlasten.
Angesichts der großen Zahl der Milcherzeuger in Europa erscheint die Bedeutung der EU-Hilfe auf den ersten Blick jedoch nur öffentlichkeitswirksame Kosmetik zu sein. Denn würde man das Geld gleichmäßig verteilen, würde jeder Milcherzeuger nur ein paar Hundert Euro erhalten. In diesem Fall trügt jedoch der erste Eindruck, denn das Geld wird ausnahmsweise mal nicht mit der Gießkanne verteilt, sondern gezielt zur Reduzierung der Milchmenge eingesetzt. Läuft alles nach Plan, könnte EU-weit bis zum Frühjahr rund eine Milliarde Liter Milch weniger auf den Markt fließen.
Fraglich bleibt dennoch: Wer wird dieses Hilfsangebot, also 14 ct/kg reduzierter Milch, in Anspruch nehmen? Fakt ist, dass sich die Mengenreduzierung für die meisten Milcherzeuger nicht rechnet. Bei Auszahlungspreisen von 26 Cent, die wieder von einigen (süddeutschen) Molkereien erreicht werden, dürfte der Anreiz teilzunehmen, gering ausfallen. Gegen eine Teilnahme spricht auch, dass das Programm kurzfristig keine zusätzliche Liquidität auf die Höfe bringt. Denn Zahltag soll erst am Ende der Kampagne, also frühestens im März 2017 sein.
Es scheint, als wäre eine Teilnahme nur in zwei Fällen sinnvoll:

• Aufgrund einer schlechten Grundfutterernte (Qualität und/oder Menge) oder des Verlustes von Futterflächen müsste massiv Grund- und Kraftfutter zugekauft werden. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Milchmenge zu reduzieren, die „Mitnahme“ rechnet sich.
• Wenn der Entschluss gefasst ist, die Milchproduktion einzustellen. Aufgebende Milchkuhbetriebe profitieren am ehesten von der EU-Hilfe. Denn um an dem Programm teilnehmen zu können, muss man nur bis Ende Juli Milch an Molkereien verkauft haben.

• Aufgrund einer schlechten Grundfutterernte (Qualität und/oder Menge) oder des Verlustes von Futterflächen müsste massiv Grund- und Kraftfutter zugekauft werden. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Milchmenge zu reduzieren, die „Mitnahme“ rechnet sich.
• Wenn der Entschluss gefasst ist, die Milchproduktion einzustellen. Aufgebende Milchkuhbetriebe profitieren am ehesten von der EU-Hilfe. Denn um an dem Programm teilnehmen zu können, muss man nur bis Ende Juli Milch an Molkereien verkauft haben.

Verpuffen die Bemühungen der EU also vollständig? Ob der Schritt in die richtige Richtung geht oder nicht, viele Milcherzeuger sehen in dem Programm zumindest einen ersten positiven Einstieg in die Diskussion um eine Mengenreduzierung am Markt (siehe Brennpunkt Seite 25).
Eine Milliarde Liter Milch weniger auf dem Markt könnte positive Impulse setzen. Nun liegt es an den Milcherzeugern sich zu entscheiden.
Birte Ostermann-PalzElite-Redaktion