Anhand einiger kritischer Punkte im Kuhstall können Sie Probleme erkennen. Optimieren kann man oft mit kleinen Tricks, ohne Neubau. Im ersten Teil unserer Serie „Stallcheck 2018“ geht es um Boden und Boxen.
Leistung und Kuhwohl lassen sich neben Fütterung, Management und Genetik auch durch die Stallgestaltung beeinflussen. Dafür ist kein Neubau notwendig, in vielen Fällen...
Anhand einiger kritischer Punkte im Kuhstall können Sie Probleme erkennen. Optimieren kann man oft mit kleinen Tricks, ohne Neubau. Im ersten Teil unserer Serie „Stallcheck 2018“ geht es um Boden und Boxen.
Leistung und Kuhwohl lassen sich neben Fütterung, Management und Genetik auch durch die Stallgestaltung beeinflussen. Dafür ist kein Neubau notwendig, in vielen Fällen lassen sich vorhandene Ställe mit einfachen Maßnahmen optimieren. In den nächsten Ausgaben stellen wir Stalltipps von Nigel Cook von der Universität in Madison (Wisconsin, USA) vor. Er ist ausgewiesener Kuhkomfort-Experte und berät Milchviehhalter beim Um- und Neubau von tierwohlfreundlichen Kuhställen nach wissenschaftlichen Standards.
Boden: Kühe dürfen nicht rutschen!
Eine gute Klauengesundheit der Herde ist Voraussetzung für hohe Milchleistungen. Daher gilt für alle Bereiche im Stall: Um Verletzungen und Traumen zu vermeiden, sollte der Boden überall rutschfest und verletzungssicher gestaltet sein.
Suchen Sie danach den Stall ab! Der Boden sollte eben und ohne Stolperfallen und Kanten sein, genügend Griffigkeit haben und nicht zu glatt sein. Außerdem sollte die Oberfläche nicht zu hart sein, da sonst der Klauenabrieb sehr hoch ist. In den verschiedenen Stallbereichen haben Kühe unterschiedliche Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit:
Laufgänge und Übergänge: Hier sind Kühe viel unterwegs, daher eignen sich sowohl (planbefestigter) Beton- als auch Gummiboden (Übersicht 1). Rutschen die Kühe auf Beton oft aus, können Rillen mithilfe von Betonschneidern in den Boden gefräst werden. Diese können die Griffigkeit verbessern und das Ausrutschrisiko reduzieren. Dafür eignen sich Rillen in Abständen von 8,25 cm. Die Rillen sollten dabei 1,9 cm breit und 1,3 cm tief sein. Auch kleinere Rillen eignen sich gut.
In Bereichen, in denen Kühe scharfe Drehungen machen, z.B. vor und auf den Übergängen, empfiehlt Cook zusätzlich kreuzende Rillen, sodass sich ein Karomuster bildet. Dadurch werden die Böden für die Kühe noch griffiger! Spaltenböden hingegen bergen die Gefahr von Verletzungen durch Ausrutschen und sind daher eher ungeeignet.
Gummibeläge eignen sich für Treibewege, besonders für lahme Kühe: Auf Gummiböden rutschen Kühe weniger, machen längere und weniger Schritte und erhöhen die Laufgeschwindigkeit (im Vergleich zum Betonboden). Bei Laufgängen mit Gummibelägen sollten Sie unbedingt auf einen gepflegten Zustand der Liegeboxen achten: Sind die Liegeboxen unbequem, bleiben die Kühe lieber auf dem Gummiboden stehen als sich hinzulegen. Bringen Sie also zuerst die Liegeboxen in Ordnung, bevor Sie in Gummibeläge investieren!
Gummi nimmt Druck von den Klauen
Fressgang und Wartebereich: Hier stehen die Kühe viel. Gummibeläge nehmen etwas Druck von den Klauen. Fressplätze mit einer Stufe für die Vorderbeine sollten verlängert werden. Kühe stehen bequemer, wenn alle Beine gleichmäßig belastet werden.
Außerdem sollte der Boden auch hier rutschfest sein. Wenn der Boden im Wartebereich zu glatt wird, kann man ihn mithilfe von Gummiauflagen sanieren. Dabei ist weiches dickes Gummi wichtig, sodass Kühe mit ihren Klauen tief einsinken und gut Halt finden.
Besonders bei Gefällen ist dieses Einsinken der Klauen ins Gummi für den sicheren Stand wichtig. Hier sind Betonböden ungeeignet, da der Hornabrieb hoch ist.
Transitbereich: Hier benötigen die Kühe vor allem Ruhe und möglichst wenig Störung. Für die Laufwege im Transitbereich eignen sich einfache Gummibeläge. Sie reduzieren das Risiko für Klauenverletzungen und bieten bequeme Lauf- und Stehflächen.
Boxen: saubere Kühe!
In den Liegeboxen sollten die Kühe täglich mindestens 12 Stunden ruhen. Daher sollten sie so gestaltet sein, dass die Kühe sie gerne aufsuchen. Beobachten Sie einmal die Kühe etwas genauer, um Schwachstellen zu erkennen:
Liegen die Kühe mit angewinkeltem Kopf schräg in der Liegebox? Reichen Hüftknochen oder Beine in anliegende Boxen?
Sind die Kühe verschmutzt?
Koten die Kühe beim Liegen in die Liegeboxen anstatt dahinter?
Entdecken Sie an den Sprunggelenken der Kühe vermehrt kahle Stellen oder Schwellungen?
Verbringen die Kühe mehr Zeit im Stehen als im Liegen?
Wenn Sie die meisten der Fragen mit „Ja“ beantworten, dann gilt: Ausbessern!
Großzügig anlegen
Die Liegefläche sollte an die Körpermasse angepasst sein. So braucht z.B. eine alte Kuh mehr Platz als eine Färse, die nicht ausgewachsen ist. Liegen Kühe schräg oder überragen in anliegende Boxen, werden diese Boxen von anderen Kühen seltener genutzt. Größere Liegeboxen führen außerdem zu längeren Liegezeiten, ebenso breitere Liegeflächen. Beides kann Lahmheiten reduzieren. Finden Sie an den Sprunggelenken vermehrt kahle Stellen oder Schwellungen, weist das auf unzureichende Einstreu hin! Denn: Beim Aufstehen und beim Ablegen muss die Kuh gestützt werden und darf nicht ausrutschen. Dafür ist weiche Einstreu wichtig, damit die Klaue gut einsinken kann. Bei tiefer und loser Einstreu steigt die Liegedauer. Ideal sind organische Einstreu und Sand. Güllefeststoffe sind zwar weich, erhöhen aber das Risiko für Eutererkrankungen. Wichtig ist auch ein gleichbleibendes Einstreulevel. Löcher und Dellen sollten regelmäßig eingeebnet werden (Elite 1/18, Seite 49).
Bloß keine Bugbretter!
Sind Kühe stark verschmutzt, dann sind die Boxen möglicherweise zu lang. Eine Bugschwelle kann helfen, die Box im Kopfbereich zu begrenzen. Aufrecht stehende Bugbretter sollten Sie jedoch unbedingt vermeiden! Diese beinträchtigen das natürliche Verhalten, da die Kühe weder beim Aufstehen nach vorne schwingen können noch beim Abliegen das Bein nach vorne ausstrecken können. Besser geeignet sind Bugschwellen: abgerundete Schwellen im Kopfbereich der Liegeboxen in einer Länge von etwa 20 cm, die um 9 cm nach vorne ansteigen. Diese Neigung ermöglicht den Kühen flexible Positionierungen und ein Aufstehen ohne Behinderungen.-so-