Eine gezielte Zucht auf eine gute Eutergesundheit ist dank des Einsatzes von Bullen mit einem speziellen Zuchtwert möglich – und rechnet sich zudem auch noch!
Genetische Unterschiede in der Mastitis-Anfälligkeit von Milchkühen sind seit Langem bekannt. Da liegt es nahe, diese für züchterische Maßnahmen zu nutzen. In der Zuchtwertschätzung erfolgt dies über das Hilfsmerkmal somatische Zellzahl.
Auffällig ist, dass sich immer wieder Bullen finden lassen, die hohe Zellzahlen...
Eine gezielte Zucht auf eine gute Eutergesundheit ist dank des Einsatzes von Bullen mit einem speziellen Zuchtwert möglich – und rechnet sich zudem auch noch!
Genetische Unterschiede in der Mastitis-Anfälligkeit von Milchkühen sind seit Langem bekannt. Da liegt es nahe, diese für züchterische Maßnahmen zu nutzen. In der Zuchtwertschätzung erfolgt dies über das Hilfsmerkmal somatische Zellzahl.
Auffällig ist, dass sich immer wieder Bullen finden lassen, die hohe Zellzahlen vererben, aber bei deren Töchtern kaum Eutererkrankungen anzutreffen sind.
Aufgrund dieser Erkenntnisse haben die RinderAllianz und die Rinderproduktion Berlin-Brandenburg (RBB) einen eigenen Mastitis-Resistenz-Zuchtwert (MastitisPlus) entwickelt, der auf exakt dokumentierten Diagnosen beruht. Die Krankheitsdiagnosen wurden im Rahmen des Testherdenprogramms „proFitPlus“ und des Testherdenprojektes der RBB gesammelt. Es handelt sich hier um ein direktes Selektionsmerkmal. Veröffentlicht wurde der Zuchtwert erstmalig im August 2015.
Vom Jahr 2007 bis 2018 steuerten 110 Milchkuhbetriebe Mastitisdiagnosen zur Zuchtwertschätzung bei. Die Schätzgrundlage umfasste zum April 2018 knapp 610.000 Laktationen von rund 262.000 Kühen.
Es werden Einzelzuchtwerte für die „Frühe Mastitis“ (bis 50 Tage nach der Kalbung) und für die „Späte Mastitis“ (ab dem 51. Tag p.p.) geschätzt. Diese beiden Einzelzuchtwerte werden zum Mastitisindex gewichtet. Wegen der potenziellen wirtschaftlichen Bedeutung geht die „Frühe Mastitis“ mit 60% stärker in den endgültigen Mastitiszuchtwert ein als die „Späte Mastitis“ mit 40%.
Eine Mastitis kostet 241 Euro
Die ökonomische Wertung des neu entwickelten Mastitiszuchtwertes erfolgt in Euro. Grundlage ist eine Kostenkalkulation der Mastitis, auf deren Basis eine Grenznutzenanalyse durchgeführt wird. Folgende durch eine Mastitis verursachte Kostenpositionen fließen in die Kalkulation ein:
- Milchverluste,
- Behandlungskosten: Medikamente und Tierarzt,
- Laborkosten: bakteriologische Untersuchung und Test auf Hemmstofffreiheit,
- Mehrarbeit,
- Bestandsergänzungskosten.
- Milchverluste,
- Behandlungskosten: Medikamente und Tierarzt,
- Laborkosten: bakteriologische Untersuchung und Test auf Hemmstofffreiheit,
- Mehrarbeit,
- Bestandsergänzungskosten.
Validierungen zeigen, dass Töchter von Bullen mit sehr guten Zuchtwerten für Mastitis-Resistenz (100) im Durchschnitt 45% weniger Mastitiserkrankungen aufweisen als Töchter von Bullen mit schlechten Zuchtwerten (90)!
In einer Studie der LFA, die in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock erfolgte, wurde unlängst der neu entwickelte Mastitiszuchtwert auf Basis einer Kostenschätzung der Mastitis ökonomisch bewertet. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Die Gesamtkosten einer Mastitiserkrankung betragen 241,46 €. In der Übersicht 1 sind die einzelnen Kennzahlen, die die Gesamtkosten ergeben, aufgeschlüsselt.
- Der Einsatz von Bullen mit unterschiedlichen Mastitiszuchtwerten beeinflusst die Höhe der Produktionskosten. Bullen mit hohen, über dem Populationsmittel liegenden, Mastitiszuchtwerten versprechen einen ökonomischen Vorteil gegenüber Bullen mit niedrigen, unter dem Populationsmittel liegenden, Mastitiszuchtwerten. Für die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung schlechter als das Populationsmittel hat, muss mit Kosten in Höhe von 205,33 € gerechnet werden. Im Vergleich zum Populationsmittel fallen somit zusätzliche Kosten in Höhe von 38,73 € an. Der Deckungsbeitrag (DB) verringert sich folglich um diesen Wert. Betrachtet man hingegen die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung besser als das Populationsmittel hat, ist eine Verbesserung des Deckungsbeitrages in Höhe von 38,73 € im Vergleich zum Populationsmittel zu erwarten.
- Die Gesamtkosten einer Mastitiserkrankung betragen 241,46 €. In der Übersicht 1 sind die einzelnen Kennzahlen, die die Gesamtkosten ergeben, aufgeschlüsselt.
- Der Einsatz von Bullen mit unterschiedlichen Mastitiszuchtwerten beeinflusst die Höhe der Produktionskosten. Bullen mit hohen, über dem Populationsmittel liegenden, Mastitiszuchtwerten versprechen einen ökonomischen Vorteil gegenüber Bullen mit niedrigen, unter dem Populationsmittel liegenden, Mastitiszuchtwerten. Für die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung schlechter als das Populationsmittel hat, muss mit Kosten in Höhe von 205,33 € gerechnet werden. Im Vergleich zum Populationsmittel fallen somit zusätzliche Kosten in Höhe von 38,73 € an. Der Deckungsbeitrag (DB) verringert sich folglich um diesen Wert. Betrachtet man hingegen die Töchter eines Bullen, der eine genetische Standardabweichung besser als das Populationsmittel hat, ist eine Verbesserung des Deckungsbeitrages in Höhe von 38,73 € im Vergleich zum Populationsmittel zu erwarten.
Bleibt festzuhalten: Der Vorteil des neuen Zuchtwertes MastitisPlus liegt auf der Hand: Zucht auf reelle Eutergesundheit anstatt auf Hilfsparameter. Hinzu kommt, dass durch die monetäre Wertung des Mastitiszuchtwertes jeder Milcherzeuger eine aussagekräftige Kennzahl erhält, mit deren Hilfe er die Wirtschaftlichkeit einer Anpaarung mit Bullen unterschiedlicher Mastitiszuchtwerte beurteilen kann.