Die Bewertung der Versorgungslage von Kühen anhand des Milchkontrollberichts stimmt unter bestimmten Bedingungen nicht mit der Diagnose an der Kuh überein. LFA und LKV Mecklenburg-Vorpommern haben das alte Bewertungsschema überarbeitet.
Die Versorgungs-/Stoffwechsellage von Milchkühen anhand der monatlich anfallenden Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) zu bewerten ist zwar kostengünstig, jedoch alleine...
Die Bewertung der Versorgungslage von Kühen anhand des Milchkontrollberichts stimmt unter bestimmten Bedingungen nicht mit der Diagnose an der Kuh überein. LFA und LKV Mecklenburg-Vorpommern haben das alte Bewertungsschema überarbeitet.
Die Versorgungs-/Stoffwechsellage von Milchkühen anhand der monatlich anfallenden Daten aus der Milchleistungsprüfung (MLP) zu bewerten ist zwar kostengünstig, jedoch alleine für Managemententscheidungen nicht (mehr) ausreichend. Milchkuhhalter und Fütterungsberater kritisieren, dass die Diagnose nach den MLP-Auswertungen teilweise nicht mit der am Tier übereinstimmt. Als Problem wird vor allem gesehen, dass ein starrer Milcheiweißgehalt von 3,2% völlig unabhängig vom Leistungsniveau der Kühe als untere Grenze für die Bewertung der Energieversorgung herangezogen wird.
Die Landesforschungsanstalt (LFA) und der Landeskontrollverband (LKV) Mecklenburg-Vorpommern haben überprüft, ob das Bewertungsschema der herkömmlichen „Neun-Felder-Tafel“ im MLP-Bericht noch angemessen ist. Als Basis dienten die MLP-Daten von allen Kühen in Mecklenburg-Vorpommern aus einem Monat, über 132.000 Milchkontrollergebnisse.
Leistungsabhängige Grenzwerte
Die Ergebnisse der Überprüfung machten es dringend erforderlich den herkömmlichen Bewertungsrahmen für die MLP-Daten zu überarbeiten. Folgende Erkenntnisse wurden gewonnen:
- Fixe Milcheiweißgehalte als Orientierungswerte für die Energieversorgung führen zu einer fehlerhaften Bewertung der Kühe und provozieren falsche Managemententscheidungen. Die Milchinhaltsstoffe Eiweiß und Fett sind milchmengenabhängig zu bewerten und die kuhindividuelle Variabilität zu berücksichtigen.
- Fixe Milcheiweißgehalte als Orientierungswerte für die Energieversorgung führen zu einer fehlerhaften Bewertung der Kühe und provozieren falsche Managemententscheidungen. Die Milchinhaltsstoffe Eiweiß und Fett sind milchmengenabhängig zu bewerten und die kuhindividuelle Variabilität zu berücksichtigen.
Besser geeignet ist daher die Einrichtung eines „Normalbereiches“, der jeweils für Eiweiß und Fett zwischen einem Minimum und einem Maximumwert (%Emin und %Emax sowie %Fmin und %Fmax) liegt. Die Normalbereiche werden aus einem repräsentativen Datenpool für die bedeutendsten Milchviehrassen berechnet und sind allgemein gültig.
- Besser geeignet zur Bewertung der Energieversorgung scheint der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ). Hohe Milchfettgehalte signalisieren, dass die Kuh aufgrund von Energiemangel übermäßig Körperreserven mobilisiert – jedoch nur, wenn gleichzeitig der Milcheiweißgehalt gering bleibt oder sinkt! Kühe mit einem FEQ1,4 und gleichzeitig niedrigerem Milcheiweißgehalt (%Emin) fallen gegenüber dem Mittel der Kühe deutlich in ihrer Milchleistung ab. Das kann eine extreme Energie-Unterversorgung bedeuten.
- Allein anhand der Milchinhaltsstoffe lässt sich eine Energie-Überversorgung aus dem Futter der Kuh jedoch nicht ausreichend sicher ableiten. Hohe Milcheiweißgehalte liefern lediglich einen Hinweis auf eine mögliche Überversorgung, diesem ist über andere Controlling-Größen, wie etwa die Veränderung der Körperkondition, weiter nachzugehen.
- Milchfettgehalte unter dem Normalbereich ( %Fmin) können als Hinweis auf eine subakute Pansenazidose gewertet werden, der sich auch in niedrigen Milchleistungen und FEQ (0,9) zeigt.
- Die Nutzung des Milchharnstoffgehalts als Indikator für die Futterproteinversorgung ist unbestritten sinnvoll. Allerdings ist eine Anpassung der Obergrenze für eine bedarfsgerechte Proteinversorgung von max. 300 mg auf 220 bis 250 mg/l notwendig. So kann Eiweißfutter eingespart und der Stoffwechsel der Kuh entlastet werden. Bei Gehalten unter 100 mg/l sind tendenziell keine hohen Milchleistungen mehr zu erwarten.
- Besser geeignet zur Bewertung der Energieversorgung scheint der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ). Hohe Milchfettgehalte signalisieren, dass die Kuh aufgrund von Energiemangel übermäßig Körperreserven mobilisiert – jedoch nur, wenn gleichzeitig der Milcheiweißgehalt gering bleibt oder sinkt! Kühe mit einem FEQ1,4 und gleichzeitig niedrigerem Milcheiweißgehalt (%Emin) fallen gegenüber dem Mittel der Kühe deutlich in ihrer Milchleistung ab. Das kann eine extreme Energie-Unterversorgung bedeuten.
- Allein anhand der Milchinhaltsstoffe lässt sich eine Energie-Überversorgung aus dem Futter der Kuh jedoch nicht ausreichend sicher ableiten. Hohe Milcheiweißgehalte liefern lediglich einen Hinweis auf eine mögliche Überversorgung, diesem ist über andere Controlling-Größen, wie etwa die Veränderung der Körperkondition, weiter nachzugehen.
- Milchfettgehalte unter dem Normalbereich ( %Fmin) können als Hinweis auf eine subakute Pansenazidose gewertet werden, der sich auch in niedrigen Milchleistungen und FEQ (0,9) zeigt.
- Die Nutzung des Milchharnstoffgehalts als Indikator für die Futterproteinversorgung ist unbestritten sinnvoll. Allerdings ist eine Anpassung der Obergrenze für eine bedarfsgerechte Proteinversorgung von max. 300 mg auf 220 bis 250 mg/l notwendig. So kann Eiweißfutter eingespart und der Stoffwechsel der Kuh entlastet werden. Bei Gehalten unter 100 mg/l sind tendenziell keine hohen Milchleistungen mehr zu erwarten.
Nur sechs statt neun Felder
Auf die Ergebnisse wurde mit dem Vorschlag eines veränderten Bewertungsrahmen reagiert. Dieser hilft, ähnlich wie die bisher im MLP-Bericht ausgewiesene „Neun-Felder-Tafel“, ausschließlich anhand der MLP-Daten die Versorgungslage der Kuh zu charakterisieren. Allerdings beschränkt er sich auf sechs Felder. Diese teilen die Kühe nach ihren MLP-Ergebnissen
- horizontal in die beiden Bereiche „energetisch unterversorgt“ (FEQ1,4) und „optimal versorgt“ (FEQ≤1,4)
- sowie vertikal in die drei Bereiche der Futterproteinversorgung nach Milchharnstoffgehalt in „Proteinmangel (150 mg/l), „bedarfsdeckend“ (150 bis 250 mg/l) und „bedarfsüberschreitend“ (250 mg/l) ein (Übersicht 1).
- horizontal in die beiden Bereiche „energetisch unterversorgt“ (FEQ1,4) und „optimal versorgt“ (FEQ≤1,4)
- sowie vertikal in die drei Bereiche der Futterproteinversorgung nach Milchharnstoffgehalt in „Proteinmangel (150 mg/l), „bedarfsdeckend“ (150 bis 250 mg/l) und „bedarfsüberschreitend“ (250 mg/l) ein (Übersicht 1).
Kühe mit einem erhöhten Ketoserisiko lassen sich herausfiltern (FEQ1,4 und niedriger Milcheiweißgehalt%Emin). Ein erhöhtes Verfettungsrisiko lässt sich an einem FEQ≤1,4 bei gleichzeitigen Milcheiweißgehalten von %Emax erkennen. Das Energieoptimum wird mit FEQ≤1,4 und Eiweiß ≤%Emax definiert. Energiemangel bei gedecktem Proteinbedarf mit FEQ1,4 und Eiweiß ≥%Emin. Ein Vergleich der Anwendung der neuen „Sechs-Felder-Tafel“ mit der alten „Neun-Felder-Tafel“ zeigt, dass mit dem alten, bisher noch bundesweit gültigen Bewertungsschema ein deutlich höherer Anteil Kühe als energetisch unterversorgt bewertet wird. Das gibt genau wieder, dass Milchviehhalter und Fütterungsberater durch Beobachtungen der Kühe oft zu anderen Ergebnissen kommen.
Es wird empfohlen, im Anschluss an die optische Darstellung in der Sechs-Felder-Tafel auch eine nach Laktationsabschnitten strukturierte tabella-rische Auswertung vorzunehmen. Die Herde sollte hier nach Anzahl oder dem Anteil der Kühe in den entsprechenden Laktationsabschnitten nach der mittleren Milchleistung und den Milchinhaltsstoffen geordnet werden. Wünschenswert in Bezug auf die Bewertung der leistungs- und tiergerechten Versorgung wäre auch die Auflistung der Kühe in den einzelnen Abschnitten außerhalb der gewünschten Inhaltsstoff-Normalbereiche.
Bundesweite Nutzung
Bisher bietet nur der LKV Mecklenburg-Vorpommern seinen Mitgliedern die neue „Sechs-Felder-Tafel“ parallel zur herkömmlichen Bewertung durch die „Neun-Felder-Tafel“ an. Betriebe und Berater geben positive Resonanz.
Der Vorschlag wird nun nach erfolgter Zustimmung aller MLP-Organisationen auf Bundesebene unter Einbezug eines repräsen-tativen Datenpools (bedeutendste Milchrassen, Fütterungs-/Haltungsbedingungen) weiter bearbeitet. Ziel ist es, das neue System bundesweit zum Kontrolljahr 2017/18 (ab Oktober) einzuführen.
Parallel läuft in Mecklenburg-Vorpommern zudem ein Projekt zur Validierung des neuen Schemas anhand zeitgleich erfasster Krankheits- und Behandlungsdaten (z.B. Testherdenprogramm ProFit). -kb-