Im Sommer stellt sich immer wieder die Frage, wann der richtige Zeitpunkt erreicht ist, um die Ventilatoren einzuschalten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt erreicht, um die Kühe mithilfe technischer Mittel abzukühlen? Wir wissen mittlerweile, dass bei leistungsstarken Milchkühen mit 41 kg Milch pro Tag die Körpertemperatur bereits ab einer Umgebungstemperatur von 7°C bis 8°C ansteigt. Die Kühe beginnen, zusätzliche Energie für die Thermoregulation aufzuwenden. Das ist noch keine...
Im Sommer stellt sich immer wieder die Frage, wann der richtige Zeitpunkt erreicht ist, um die Ventilatoren einzuschalten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt erreicht, um die Kühe mithilfe technischer Mittel abzukühlen? Wir wissen mittlerweile, dass bei leistungsstarken Milchkühen mit 41 kg Milch pro Tag die Körpertemperatur bereits ab einer Umgebungstemperatur von 7°C bis 8°C ansteigt. Die Kühe beginnen, zusätzliche Energie für die Thermoregulation aufzuwenden. Das ist noch keine dramatische Belastung, signalisiert aber den richtigen Zeitpunkt um einzugreifen.
Die kritische Temperatur ist stark abhängig von der Milchleistung, sie verändert sich pro 10 kg Tagesmilchleistung um rund 4°C. So liegt der optimale Temperaturbereich einer Milchkuh mit 20 kg Milch etwa zwischen 2°C und 14°C, der einer Kuh mit 30 kg Milch zwischen -2°C und 10°C und der einer Kuh mit 50 kg Milch pro Tag zwischen -10°C und 2°C. Auch wenn es also den einen Optimalbereich für eine ganze Herde nicht geben kann, erscheint jedoch das Kühlen der Kühe in unseren Breitengraden zwingend erforderlich.
Im Vorwartebereich beginnen
Am wichtigsten ist eine Kühlung im Vorwartebereich, denn hier stehen die Tiere dicht gedrängt, die Wärmeabgabe ist dadurch erheblich behindert. Häufig zu wenig beachtet werden die Trockensteher. Auch wenn deren Optimalbereich zwischen etwa 10°C und 22°C liegt, also ein Eingreifen erst relativ spät erforderlich ist, hat bei andauernden hohen Temperaturen eine technische Unterstützung höchste Priorität. Denn Hitzestress kann die noch ungeborenen Kälber im Mutterleib schädigen.
Häufig werden für laktierende Kühe Kühlmöglichkeiten im Fressbereich installiert. Der geeignetere Ort ist jedoch der Liegebereich, um möglichst lange Liegezeiten zu erreichen. Hier kann auf verschiedene technische Lösungen oder deren Kombinationen zurückgegriffen werden. Am häufigsten verwendet werden Lüfter (Ventilatoren). Hierbei ist es egal, ob eine horizontal arbeitende Tunnellüftung zum Einsatz kommt oder vertikale Deckenlüfter. Wichtig ist, dass die Lüftungsanlagen in hochleistenden Herden bereits ab einer Umgebungstemperatur von etwa 5°C (sonst ab etwa 10°C) mit Teilleistung zu laufen beginnen. Ab etwa 12°C sollten bei hohen Herdenleistungen die Lüfter schon unter Volllast arbeiten. Um den Windchill-Effekt nutzen zu können, sollten Windgeschwindigkeiten von mindesten 2 m/s am Tier ankommen. Dieser Effekt führt z.B. bei einer Lufttemperatur von 21°C und einer relativen Luftfeuchte von 50% zu einem „Absinken“ der gefühlten Temperatur auf etwa 16,5°C. Der Effekt ist tatsächlich physiologisch am Tier wirksam. Je höher die Temperaturen und je größer die Luftgeschwindigkeit, umso ausgeprägter ist der Windchill-Effekt.
Aber auch dort, wo (noch) keine technischen Anlagen zur Abkühlung der Kühe vorhanden sind, kann der Chill-Effekt genutzt werden, indem in Ställen mit melkenden Kühen ab etwa 5°C (Frostfreiheit) die Jalousien der Seitenwände geöffnet werden. Spätestens ab einer Stallinnentemperatur von 10°C sollte das Stallgebäude maximal geöffnet sein. Wenn möglich sollten Windbrechnetze aufgerollt werden. In einem vollständig offenen Außenklimastall muss man keine Angst vor Zugluft haben.
Zusätzlich mit Wasser kühlen?
Befeuchtungsanlagen, die die Evaporation (Verdunstungskühlung) nutzen, bieten eine weitere Möglichkeit, die Kühe zu kühlen. Dabei werden zwei Prinzipien unterschieden: Niederdruck- oder Hochdruckanlagen. Bei ersteren werden die Tiere mit Wasser direkt benetzt, was dazu führt, dass die Verdunstung auf dem Fell das Tier direkt kühlt. Hochdruckanlagen zerstäuben das Wasser in sehr kleine Tröpfchen (Nebel). So findet die Verdunstung noch in der Luft statt und entzieht dabei der Luft die Verdunstungsenergie (= Wärme). Auf diese Weise wird die Stallluft gekühlt und die Tiere bleiben weitgehend trocken. Beide Verfahren sollten nur intervallartig eingesetzt werden, um nicht zu viel Wasser in das Haltungssystem einzubringen. Darauf muss insbesondere bei Niederdruckanlagen geachtet werden, damit kein Wasser an den Tieren herunterläuft und die Liegeflächen einnässt (Hygiene).
Sehr effektiv ist es, die Lüftung und Befeuchtung miteinander zu kombinieren. Wichtig: Da sich durch die Befeuchtung entsprechend die Luftfeuchte im Stall erhöht, sollte immer eine automatische Steuerung eingeplant werden, die spätestens ab 70% relativer Luftfeuchte die Anlage abschaltet. So wird verhindert, dass ein „Tropenklima“ im Stall entsteht. Eine automatische Steuerung nach Temperatur oder Temperatur und Luftfeuchte von Kühlanlagen ist dringend anzuraten, denn manuell gesteuerte Anlagen werden in der Regel zu spät eingeschaltet, weil das Wärmeempfinden von Mensch und Milchkuh zu unterschiedlich ist.