Hochboxen brauchen eine regelmäßige Einstreuroutine und ein gutes Management. Experten geben Tipps, welches Material die Feuchtigkeit gut aufnimmt, um Gelenksentzündungen zu vermeiden.
Hochboxen werden in der Praxis gerne gewählt, da sie – im Vergleich zu Tiefboxen – mit weniger Aufwand zu pflegen sind. Bei mangelnder Pflege leidet die Tiergesundheit. Das gilt es zu beachten:
2x täglich säubern und streuen
Der Keimgehalt in der Liegebox erreicht seinen Höhepunkt 24 Stunden nach...
Hochboxen brauchen eine regelmäßige Einstreuroutine und ein gutes Management. Experten geben Tipps, welches Material die Feuchtigkeit gut aufnimmt, um Gelenksentzündungen zu vermeiden.
Hochboxen werden in der Praxis gerne gewählt, da sie – im Vergleich zu Tiefboxen – mit weniger Aufwand zu pflegen sind. Bei mangelnder Pflege leidet die Tiergesundheit. Das gilt es zu beachten:
2x täglich säubern und streuen
Der Keimgehalt in der Liegebox erreicht seinen Höhepunkt 24 Stunden nach dem Einstreuen. Milcherzeuger und ihre Mitarbeiter sollten deswegen täglich zweimal die Hochbox von Kot und nasser Einstreu entfernen und Feuchtigkeit bindendes Material nachstreuen. Ziel ist, eine gleichmäßige organische Einstreuschicht auf der Liegeboxenmatte zu erstellen. Denn Milch, Harn und Kot verunreinigen die Liegefläche vor allem im Liegebereich des Euters. Zudem geben Kühe beim Schwitzen über die Haut Feuchtigkeit ab. Die Einstreu bindet Feuchtigkeit und beugt Hautirritationen und weiteren Schäden vor. Außerdem empfinden die Kühe das Liegen im Nassen als unangenehm und liegen weniger.
Ausreichend lange Liegephasen sind für die Milchleistung jedoch entscheidend! Die richtige Einstreutechnik kann die Boxenpflege vereinfachen, z.B. eine Verteilschaufel oder ein Einstreugerät. Die Kosten amortisieren sich zumeist schnell wieder bei der regelmäßigen Nutzung und das Einstreuen geht einfacher und schneller von der Hand. Ist der Einstreuprozess zu kompliziert, wird meist zu selten eingestreut.
Welches Material eignet sich?
Die Feuchtigkeitsaufnahme gelingt in der Hochbox sehr gut mit frischer, trockener Einstreu.
- Stroh/gehäckseltes Stroh/Strohmehl: Beim Einstreuen mit Stroh ist eine hohe Qualität notwendig, so sollte kein feucht zusammengepresstes oder schimmelndes Stroh verwendet werden. Achten Sie auf ein möglichst keimarmes Ausgangsmaterial! Langstroh ist für Hochboxen ungeeignet, es saugt nur wenig Feuchtigkeit auf und wird schnell aus den Boxen getreten. Gehäckseltes Stroh bzw. Strohmehl ist gut mit dem Spaltenschieber und der Gülletechnik vereinbar. Das kurze Material lässt sich einfach in den Boxen verteilen. Je feiner das Stroh vermahlen ist, desto höher ist die Feuchtigkeitsaufnahme. Bei einem Vermahlen des Strohs auf dem Betrieb muss das Strohmehl zwingend trocken unter Dach oder abgedeckt gelagert werden. Das Strohmehl kann in eingeschweißten Ballen zugekauft werden. Diese sind recht teuer, aber hygienisch vorteilhaft, und sie vertragen die Lagerung im Freien. Rechnen Sie mit mindestens 250 g Stroh als Untergrenze pro Tag und Box, damit genügend Feuchtigkeit von der Einstreu aufgenommen werden kann und die Gelenke der Kühe geschont werden.
- Sägemehl: Sägemehl aus Weichhölzern eignet sich zum Einstreuen von Liegeboxen, wenn es trocken ist. Die Kühe bleiben bei gutem Management sauber, allerdings können lange, spitze Sägespäne die Haut schädigen. Dieser Radiergummi-Effekt tritt vor allem bei ungenügenden Einstreumengen auf. Das äußert sich in haarlosen, teils offenen Wunden an den Tarsal- und Karpalgelenken. Besser geeignet ist feines Material ohne lange Splitter. Dieses erkennt man, indem man die Sägespäne in die Hand nimmt und die Hand dann kräftig schließt. Ist dabei ein Schmerz zu verspüren, ist das Sägemehl ungeeignet.
Die Späne müssen trocken sein! Lagern Sie das Sägemehl nie unter einer Folie, denn dort ist es feucht-warm. Bei Feuchtigkeit vermehren sich euterpathogene und coliforme Erreger schnell. Dann steigt das Mastitis-Risiko. Gesacktes Sägemehl ist zwar recht teuer, hygienisch aber vorteilhafter und kann im Freien gelagert werden. Bei Sägespänen rechnet man mit einer Materialmenge von 400 – 500 kg pro Box und Jahr, das entspricht 1,1 kg bis 1,3 kg am Tag. Sinkt die Einstreumenge deutlich unter diesen Verbrauch, nehmen Verletzungen an den Gelenken zu.
Sägemehl hat naturgemäß einen sauren pH-Wert. Coliforme Keime vermehren sich im sauren Milieu besonders stark.
Tipp: Mit dem Zusatz von Kalk können Sie den pH-Wert des Sägemehls zumindest neutralisieren, um Coli-Mastitiden vorzubeugen. Pflegen Sie die Zitzen zusätzlich, z.B. durch dippen mit Allantoin oder Glycerin, wenn Sie einen stark trocknenden Zusatz wie Kalk verwenden.
Einstreu hygienisch lagern
Sofern das Einstreumaterial trocken und ohne Beimengungen geerntet wurde und im Lager trocken bleibt, ist dessen Keimgehalt äußerst niedrig. Aber Achtung: Auch ein niedriger Keimgehalt im Einstreumaterial kann im Stall durch schlecht angepasste Liegeboxen und Eintrag von Kot in die Liegeboxen drastisch ansteigen. Die Folge ist ein erhöhter Krankheitsdruck. Lagern Sie das Einstreumaterial deshalb trocken und vor Schadnagern geschützt.
Ein Zwischenlager im Kopfbereich sollte für maximal zwei Tage genutzt werden. Denn in der Lagerzeit nimmt die trockene Einstreu Feuchtigkeit aus dem Stall auf und wird durch Stallstaub und Speichel kontaminiert. Dadurch kann sich eine ehemals hohe Einstreuqualität deutlich verschlechtern. Die MastitisAnfälligkeit steigt, wenn Kot aus dem Laufweg in die Box gelangt und sich im Liegebereich des Euters befindet. Deswegen sollten Sie auf saubere Laufbereiche im Stall achten. -th-